Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abschnitt. barkeit nach, einander gleich, so sinkt dieStrafe um so viele Grade, als der Zahl nach Requisite mangeln; sind sie ungleich, so muss die Beurtheilung der Grösse der Strafbarkeit des fehlenden Requisits den Grad bestimmen, bis zu welchem die gesetzliche Strafe fällt *). §. 107. B. Die positive Gesetzgebung bestimmt nur fäng- *) Ausführlichere Bestimmung und Erläuterung in Feuerbachs Rev. Thl. II. Kap 6. **) Nach Hrn. Klein Grundsätzen d. p. R. §. 174. soll die "Qual welche dem Verbrecher das Verbrechen selbst verursacht," die Strafe mildern. Also die Gewissens- bisse. -- Stelzer Grunds. d. p. R. S. 204. glaubt, dass der Verlust des Vortheils, den der Verbrecher von der That erwartete, die Strafe mildere. Dage- gen Kleinschrod syst. Entw. Thl. II. §. 82. ***) L. 23. C. de poenis. Omnes. quos damnationis con-
ditio diversis exiliis destinatos, metas temporis prae- stituti in carceris implesse custodia deprehenderit, solutos poena, vinculisque laxatos custodia liberari praecipimus, nec formidare miserias ullius exilii. Sit satis immensorum cruciatuum simulluisse supplicia. -- L. 25. D. de poenis. Si diutino tempore aliquis in reatu fuerit, aliquatenus poena ejus sublevanda erit. Sic enim con- stitutum est; non eo modo puniendos eos, qui longo tempore in reatu agunt, quam eos, qui in recenti sen- tentiam excipiunt. -- Dass hier reatus die Zeit der Unter- I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt. barkeit nach, einander gleich, ſo ſinkt dieStrafe um ſo viele Grade, als der Zahl nach Requiſite mangeln; ſind ſie ungleich, ſo muſs die Beurtheilung der Gröſse der Strafbarkeit des fehlenden Requiſits den Grad beſtimmen, bis zu welchem die geſetzliche Strafe fällt *). §. 107. B. Die poſitive Geſetzgebung beſtimmt nur fäng- *) Ausführlichere Beſtimmung und Erläuterung in Feuerbachs Rev. Thl. II. Kap 6. **) Nach Hrn. Klein Grundſätzen d. p. R. §. 174. ſoll die „Qual welche dem Verbrecher das Verbrechen ſelbſt verurſacht,“ die Strafe mildern. Alſo die Gewiſſens- biſſe. — Stelzer Grundſ. d. p. R. S. 204. glaubt, daſs der Verluſt des Vortheils, den der Verbrecher von der That erwartete, die Strafe mildere. Dage- gen Kleinſchrod ſyſt. Entw. Thl. II. §. 82. ***) L. 23. C. de poenis. Omnes. quos damnationis con-
ditio diverſis exiliis deſtinatos, metas temporis prae- ſtituti in carceris impleſſe cuſtodia deprehenderit, ſolutos poena, vinculisque laxatos cuſtodia liberari praecipimus, nec formidare miſerias ullius exilii. Sit ſatis immenſorum cruciatuum ſimulluiſſe ſupplicia. — L. 25. D. de poenis. Si diutino tempore aliquis in reatu fuerit, aliquatenus poena ejus ſublevanda erit. Sic enim con- ſtitutum eſt; non eo modo puniendos eos, qui longo tempore in reatu agunt, quam eos, qui in recenti ſen- tentiam excipiunt. — Daſs hier reatus die Zeit der Unter- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="9"> <div n="10"> <p><pb facs="#f0112" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.</hi></fw><lb/> barkeit nach, einander gleich, ſo ſinkt die<lb/> Strafe um ſo viele Grade, als der Zahl nach<lb/> Requiſite mangeln; ſind ſie ungleich, ſo muſs<lb/> die Beurtheilung der Gröſse der Strafbarkeit<lb/> des fehlenden Requiſits den Grad beſtimmen,<lb/> bis zu welchem die geſetzliche Strafe fällt <note place="foot" n="*)">Ausführlichere Beſtimmung und Erläuterung in<lb/><hi rendition="#g">Feuerbachs</hi> Rev. Thl. II. Kap 6.</note>.</p> </div><lb/> <div n="10"> <head>§. 107.</head><lb/> <p>B. Die <hi rendition="#i">poſitive Geſetzgebung</hi> beſtimmt nur<lb/> zwey allgemeine Milderungsgründe. Dieſe<lb/> ſind: 1) <hi rendition="#i">wenn der Verbrecher auſſer der Strafe<lb/> durch die Staatsgewalt</hi> <note place="foot" n="**)">Nach Hrn. <hi rendition="#i">Klein <choice><sic>Grndſätzen</sic><corr>Grundſätzen</corr></choice> d. p. R.</hi> §. 174. ſoll die<lb/> „Qual welche dem Verbrecher das Verbrechen ſelbſt<lb/> verurſacht,“ die Strafe mildern. Alſo die Gewiſſens-<lb/> biſſe. — <hi rendition="#g">Stelzer</hi> <hi rendition="#i">Grundſ. d. p. R.</hi> S. 204. glaubt,<lb/> daſs der Verluſt des Vortheils, den der Verbrecher<lb/> von der That erwartete, die Strafe mildere. Dage-<lb/> gen <hi rendition="#g">Kleinſchrod</hi> <hi rendition="#i">ſyſt. Entw.</hi> Thl. II. §. 82.</note> <hi rendition="#i">ſchon andere unver-<lb/> ſchuldete Uebel in Beziehung auf ſeine Uebertre-<lb/> tung erlitten hat</hi> <note xml:id="note-0112" next="#note-0113" place="foot" n="***)">L. 23. C. <hi rendition="#i">de poenis.</hi> Omnes. quos damnationis con-<lb/> ditio diverſis exiliis deſtinatos, metas temporis prae-<lb/> ſtituti in carceris impleſſe cuſtodia deprehenderit,<lb/> ſolutos poena, vinculisque laxatos cuſtodia liberari<lb/> praecipimus, nec formidare miſerias ullius exilii. <hi rendition="#i">Sit<lb/> ſatis immenſorum cruciatuum ſimulluiſſe ſupplicia.</hi> — L. 25.<lb/> D. <hi rendition="#i">de poenis.</hi> Si diutino tempore aliquis <hi rendition="#i">in reatu</hi> fuerit,<lb/> aliquatenus poena ejus ſublevanda erit. Sic enim con-<lb/> ſtitutum eſt; non eo modo puniendos eos, qui <hi rendition="#i">longo<lb/> tempore in reatu</hi> agunt, quam eos, <hi rendition="#i">qui in recenti ſen-<lb/> tentiam</hi> excipiunt. — Daſs hier <hi rendition="#i">reatus</hi> die Zeit der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Unter-</fw></note>. Dahin gehört beſonders<lb/> langes oder ſehr hartes unverſchuldetes <hi rendition="#i">Ge-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#i">fäng-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0112]
I. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.
barkeit nach, einander gleich, ſo ſinkt die
Strafe um ſo viele Grade, als der Zahl nach
Requiſite mangeln; ſind ſie ungleich, ſo muſs
die Beurtheilung der Gröſse der Strafbarkeit
des fehlenden Requiſits den Grad beſtimmen,
bis zu welchem die geſetzliche Strafe fällt *).
§. 107.
B. Die poſitive Geſetzgebung beſtimmt nur
zwey allgemeine Milderungsgründe. Dieſe
ſind: 1) wenn der Verbrecher auſſer der Strafe
durch die Staatsgewalt **) ſchon andere unver-
ſchuldete Uebel in Beziehung auf ſeine Uebertre-
tung erlitten hat ***). Dahin gehört beſonders
langes oder ſehr hartes unverſchuldetes Ge-
fäng-
*) Ausführlichere Beſtimmung und Erläuterung in
Feuerbachs Rev. Thl. II. Kap 6.
**) Nach Hrn. Klein Grundſätzen d. p. R. §. 174. ſoll die
„Qual welche dem Verbrecher das Verbrechen ſelbſt
verurſacht,“ die Strafe mildern. Alſo die Gewiſſens-
biſſe. — Stelzer Grundſ. d. p. R. S. 204. glaubt,
daſs der Verluſt des Vortheils, den der Verbrecher
von der That erwartete, die Strafe mildere. Dage-
gen Kleinſchrod ſyſt. Entw. Thl. II. §. 82.
***) L. 23. C. de poenis. Omnes. quos damnationis con-
ditio diverſis exiliis deſtinatos, metas temporis prae-
ſtituti in carceris impleſſe cuſtodia deprehenderit,
ſolutos poena, vinculisque laxatos cuſtodia liberari
praecipimus, nec formidare miſerias ullius exilii. Sit
ſatis immenſorum cruciatuum ſimulluiſſe ſupplicia. — L. 25.
D. de poenis. Si diutino tempore aliquis in reatu fuerit,
aliquatenus poena ejus ſublevanda erit. Sic enim con-
ſtitutum eſt; non eo modo puniendos eos, qui longo
tempore in reatu agunt, quam eos, qui in recenti ſen-
tentiam excipiunt. — Daſs hier reatus die Zeit der
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