Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841.theismus -- sondern nur Einer, Unus. Die Unität, Einheit Die drei Personen sind also nur Phantome in den Augen *) Die Einheit hat nicht die Bedeutung des Genus, nicht des Unum
sondern des Unus. (S. Augustin. und Petrus Lomb. l. I. dist. 19. c. 7. 8. 9.) Hi ergo tres, qui unum sunt propter ineffabilem conjunctionem deitatis, qua ineffabiliter copulantur, unus Deus est. (Petrus L. l. c. c. 6.) theismus — ſondern nur Einer, Unus. Die Unität, Einheit Die drei Perſonen ſind alſo nur Phantome in den Augen *) Die Einheit hat nicht die Bedeutung des Genus, nicht des Unum
ſondern des Unus. (S. Augustin. und Petrus Lomb. l. I. dist. 19. c. 7. 8. 9.) Hi ergo tres, qui unum sunt propter ineffabilem conjunctionem deitatis, qua ineffabiliter copulantur, unus Deus est. (Petrus L. l. c. c. 6.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0336" n="318"/> theismus — ſondern nur Einer, <hi rendition="#aq">Unus</hi>. Die Unität, Einheit<lb/> hat hier nicht die Bedeutung des Weſens nur, ſondern zugleich<lb/> der <hi rendition="#g">Exiſtenz</hi>; die Einheit iſt die Exiſtenzialform Gottes.<lb/> Drei iſt Eins: der Plural ein Singular. Gott iſt ein aus<lb/> drei Perſonen beſtehendes perſönliches Weſen <note place="foot" n="*)">Die Einheit hat nicht die Bedeutung des Genus, nicht des <hi rendition="#aq">Unum</hi><lb/> ſondern des <hi rendition="#aq">Unus</hi>. (S. <hi rendition="#aq">Augustin</hi>. und <hi rendition="#aq">Petrus Lomb. l. I. dist. 19. c. 7. 8. 9.)<lb/><hi rendition="#g">Hi ergo tres</hi>, qui unum sunt propter ineffabilem conjunctionem<lb/> deitatis, qua ineffabiliter copulantur, <hi rendition="#g">unus Deus est</hi>. (Petrus L.<lb/> l. c. c</hi>. 6.)</note>.</p><lb/> <p>Die drei Perſonen ſind alſo nur Phantome in den Augen<lb/> der Vernunft, denn die Bedingungen oder Beſtimmungen,<lb/> durch welche ſich ihre Perſönlichkeit realiſiren müßte, ſind durch<lb/> das Gebot des <hi rendition="#g">Monotheismus</hi> aufgehoben. Die Einheit<lb/> läugnet die Perſönlichkeit; die Selbſtſtändigkeit der Perſonen<lb/> geht unter in der Selbſtſtändigkeit der Einheit; ſie ſind <hi rendition="#g">bloße<lb/> Relationen</hi>. Der Sohn iſt nicht ohne den Vater, der Vater<lb/> nicht ohne den Sohn, der heilige Geiſt, der überhaupt die<lb/> Symmetrie ſtört, drückt nichts aus als die Beziehung beider<lb/> auf einander, die aber hier im offenbarſten, auch dem Blind-<lb/> gläubigen augenfälligen Widerſpruch mit der Beſtimmung,<lb/> eine bloße Beziehung zu ſein, ſelbſt wieder zu einer ſelbſtſtän-<lb/> digen Perſon gemacht wird. Die göttlichen Perſonen unter-<lb/> ſcheiden ſich aber nur dadurch von einander, wodurch ſie ſich<lb/> gegenſeitig auf einander beziehen. Das Weſentliche des Va-<lb/> ters als Perſon iſt, daß er Vater, des Sohnes, daß er Sohn<lb/> iſt. Was der Vater noch außer ſeiner Vaterſchaft iſt, das<lb/> betrifft nicht ſeine Perſönlichkeit; darin iſt er Gott, und als<lb/> Gott identiſch mit dem Sohne als Gott. Darum heißt es:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [318/0336]
theismus — ſondern nur Einer, Unus. Die Unität, Einheit
hat hier nicht die Bedeutung des Weſens nur, ſondern zugleich
der Exiſtenz; die Einheit iſt die Exiſtenzialform Gottes.
Drei iſt Eins: der Plural ein Singular. Gott iſt ein aus
drei Perſonen beſtehendes perſönliches Weſen *).
Die drei Perſonen ſind alſo nur Phantome in den Augen
der Vernunft, denn die Bedingungen oder Beſtimmungen,
durch welche ſich ihre Perſönlichkeit realiſiren müßte, ſind durch
das Gebot des Monotheismus aufgehoben. Die Einheit
läugnet die Perſönlichkeit; die Selbſtſtändigkeit der Perſonen
geht unter in der Selbſtſtändigkeit der Einheit; ſie ſind bloße
Relationen. Der Sohn iſt nicht ohne den Vater, der Vater
nicht ohne den Sohn, der heilige Geiſt, der überhaupt die
Symmetrie ſtört, drückt nichts aus als die Beziehung beider
auf einander, die aber hier im offenbarſten, auch dem Blind-
gläubigen augenfälligen Widerſpruch mit der Beſtimmung,
eine bloße Beziehung zu ſein, ſelbſt wieder zu einer ſelbſtſtän-
digen Perſon gemacht wird. Die göttlichen Perſonen unter-
ſcheiden ſich aber nur dadurch von einander, wodurch ſie ſich
gegenſeitig auf einander beziehen. Das Weſentliche des Va-
ters als Perſon iſt, daß er Vater, des Sohnes, daß er Sohn
iſt. Was der Vater noch außer ſeiner Vaterſchaft iſt, das
betrifft nicht ſeine Perſönlichkeit; darin iſt er Gott, und als
Gott identiſch mit dem Sohne als Gott. Darum heißt es:
*) Die Einheit hat nicht die Bedeutung des Genus, nicht des Unum
ſondern des Unus. (S. Augustin. und Petrus Lomb. l. I. dist. 19. c. 7. 8. 9.)
Hi ergo tres, qui unum sunt propter ineffabilem conjunctionem
deitatis, qua ineffabiliter copulantur, unus Deus est. (Petrus L.
l. c. c. 6.)
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