Feuerbach, Ludwig: Das Wesen des Christentums. Leipzig, 1841.-- weil Gott das Non plus ultra, die letzte Gränze der Dem Bestreben, die Persönlichkeit Gottes durch die Natur *) "Ich bin der Herr, der alles thut." "Ich bin der Herr und ist
keiner mehr." "Ich bin Gott und keiner mehr." "Ich bin es der Herr, beides der Erste und der Letzte." Jesaias c. 41--47. Hieraus ergibt sich die erst später ausführlicher zu entwickelnde Bedeutung der Creation. — weil Gott das Non plus ultra, die letzte Gränze der Dem Beſtreben, die Perſönlichkeit Gottes durch die Natur *) „Ich bin der Herr, der alles thut.“ „Ich bin der Herr und iſt
keiner mehr.“ „Ich bin Gott und keiner mehr.“ „Ich bin es der Herr, beides der Erſte und der Letzte.“ Jesaias c. 41—47. Hieraus ergibt ſich die erſt ſpäter ausführlicher zu entwickelnde Bedeutung der Creation. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0141" n="123"/> — weil Gott das <hi rendition="#aq">Non plus ultra,</hi> die <hi rendition="#g">letzte Gränze der<lb/> Abſtraction</hi> iſt. Das, wovon ich nicht mehr abſtrahiren<lb/> kann, iſt Gott, — der <hi rendition="#g">letzte</hi> Gedanke, den ich zu faſſen fähig<lb/> bin — der letzte, d. i. der höchſte. <hi rendition="#aq">Id quo majus nihil cogi-<lb/> tari potest, Deus est.</hi> Daß nun dieſes Omega der Sinn-<lb/> lichkeit auch das Alpha wird, iſt leicht begreiflich, aber das<lb/> Weſentliche iſt, daß es das Omega iſt. Das Alpha iſt erſt<lb/> die Folge; weil es das Letzte, ſo iſt es auch das Erſte. Und<lb/> das Prädicat: das erſte Weſen hat keineswegs ſogleich kosmo-<lb/> goniſche Bedeutung, ſondern nur die Bedeutung des höchſten<lb/> Ranges. Die Schöpfung in der moſaiſchen Religion hat den<lb/> Zweck, Jehovah das Prädicat des höchſten und erſten, des<lb/> wahren, ausſchließlichen Gottes im Gegenſatz zu den Götzen<lb/> zu ſichern <note place="foot" n="*)">„<hi rendition="#g">Ich bin</hi> der Herr, der alles thut.“ „<hi rendition="#g">Ich bin</hi> der Herr und iſt<lb/> keiner mehr.“ „<hi rendition="#g">Ich bin Gott</hi> und <hi rendition="#g">keiner mehr</hi>.“ „<hi rendition="#g">Ich bin es</hi> der<lb/><hi rendition="#g">Herr</hi>, beides der <hi rendition="#g">Erſte</hi> und der <hi rendition="#g">Letzte</hi>.“ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Jesaias</hi> c. 41—47</hi>. Hieraus<lb/> ergibt ſich die erſt ſpäter ausführlicher zu entwickelnde Bedeutung der<lb/> Creation.</note>.</p><lb/> <p>Dem Beſtreben, die Perſönlichkeit Gottes durch die Natur<lb/> begründen zu wollen, liegt daher eine unlautere, <hi rendition="#g">heilloſe Ver-<lb/> miſchung der Philoſophie</hi> und <hi rendition="#g">Religion</hi>, eine völlige<lb/><hi rendition="#g">Kritik</hi>- und <hi rendition="#g">Bewußtloſigkeit über die Geneſis des<lb/> perſönlichen Gottes</hi> zu Grunde. Wo die Perſönlichkeit<lb/> für die weſentliche Beſtimmung Gottes gilt, wo es heißt: ein<lb/> unperſönlicher Gott iſt kein Gott, da gilt die Perſönlichkeit<lb/> ſchon an und für ſich für das Höchſte und Realſte, da liegt<lb/> das Urtheil zu Grunde: was nicht Perſon, iſt todt, iſt Nichts;<lb/> nur perſönliches Sein iſt reales, iſt abſolutes Sein, iſt Leben<lb/> und Wahrheit; die Natur iſt aber unperſönlich, alſo ein nich-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0141]
— weil Gott das Non plus ultra, die letzte Gränze der
Abſtraction iſt. Das, wovon ich nicht mehr abſtrahiren
kann, iſt Gott, — der letzte Gedanke, den ich zu faſſen fähig
bin — der letzte, d. i. der höchſte. Id quo majus nihil cogi-
tari potest, Deus est. Daß nun dieſes Omega der Sinn-
lichkeit auch das Alpha wird, iſt leicht begreiflich, aber das
Weſentliche iſt, daß es das Omega iſt. Das Alpha iſt erſt
die Folge; weil es das Letzte, ſo iſt es auch das Erſte. Und
das Prädicat: das erſte Weſen hat keineswegs ſogleich kosmo-
goniſche Bedeutung, ſondern nur die Bedeutung des höchſten
Ranges. Die Schöpfung in der moſaiſchen Religion hat den
Zweck, Jehovah das Prädicat des höchſten und erſten, des
wahren, ausſchließlichen Gottes im Gegenſatz zu den Götzen
zu ſichern *).
Dem Beſtreben, die Perſönlichkeit Gottes durch die Natur
begründen zu wollen, liegt daher eine unlautere, heilloſe Ver-
miſchung der Philoſophie und Religion, eine völlige
Kritik- und Bewußtloſigkeit über die Geneſis des
perſönlichen Gottes zu Grunde. Wo die Perſönlichkeit
für die weſentliche Beſtimmung Gottes gilt, wo es heißt: ein
unperſönlicher Gott iſt kein Gott, da gilt die Perſönlichkeit
ſchon an und für ſich für das Höchſte und Realſte, da liegt
das Urtheil zu Grunde: was nicht Perſon, iſt todt, iſt Nichts;
nur perſönliches Sein iſt reales, iſt abſolutes Sein, iſt Leben
und Wahrheit; die Natur iſt aber unperſönlich, alſo ein nich-
*) „Ich bin der Herr, der alles thut.“ „Ich bin der Herr und iſt
keiner mehr.“ „Ich bin Gott und keiner mehr.“ „Ich bin es der
Herr, beides der Erſte und der Letzte.“ Jesaias c. 41—47. Hieraus
ergibt ſich die erſt ſpäter ausführlicher zu entwickelnde Bedeutung der
Creation.
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