Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

er in seinen öffentlichen Vorträgen den Brüdern, --
mehr in dem Wunsche, daß sie wahr machen möch-
ten, was er sprach, als in dem Glauben, daß es
bereits wahr sey, -- noch so viel schönes über ihre
Achtung für Recht und Sittlichkeit, über ihre Ord-
nung und Gesetzlichkeit, etc. sagte, so bekannte er
doch gleich darauf ganz freymüthig: "So scheint
"es mir; ob mich nicht der Wunsch, einem Bunde
"anzugehören, der sich mit gemessenen Schritten
"dem Ideale einer ethischen, vollkommen rechtlichen
"Gesellschaft nähert, zum Glauben, daß es so
"sey
, verleitet, ob es wirklich so ist, das wird der
"Erfolg lehren." (a. O. S. 307.)

Feßler wußte nur zu gut, daß "Leider die
"Freuden des Lebens oft die einzige Triebfeder
"waren, die manchen geistlosen Genußmenschen der
"Loge R. Y. zugeführt hatten; es konnte nicht feh-
"len, daß diesen alles was geschehen ist, mißfallen
"mußte. Es mangelte ihnen an Kraft und gutem
"Willen, sich dem bessern Theil gleich zu machen,
"und sie sahen die Unmöglichkeit ein, diesen zu
"sich herabzuziehen. Ihre Zahl aber ist klein,
"(wahrscheinlich wieder nur Vergoldung der Pille)
"und Langeweile hält sie von unsern ernstern
"Stunden entfernt." Er bekannte jedem, der ihn
hören wollte, daß er nicht mehr thun könnte noch
wollte, als bessere Formen aufstellen, Risse machen
für die kunstverständigen, redlichen Bauleute, die
der Himmel der Loge R. Y. noch zuführen möge.
Darum betete er auch oft in seiner gro-
ßen Noth
: "Herr, deine Erndte ist groß; aber

er in ſeinen oͤffentlichen Vortraͤgen den Bruͤdern, —
mehr in dem Wunſche, daß ſie wahr machen moͤch-
ten, was er ſprach, als in dem Glauben, daß es
bereits wahr ſey, — noch ſo viel ſchoͤnes uͤber ihre
Achtung fuͤr Recht und Sittlichkeit, uͤber ihre Ord-
nung und Geſetzlichkeit, ꝛc. ſagte, ſo bekannte er
doch gleich darauf ganz freymuͤthig: „So ſcheint
„es mir; ob mich nicht der Wunſch, einem Bunde
„anzugehoͤren, der ſich mit gemeſſenen Schritten
„dem Ideale einer ethiſchen, vollkommen rechtlichen
„Geſellſchaft naͤhert, zum Glauben, daß es ſo
„ſey
, verleitet, ob es wirklich ſo iſt, das wird der
Erfolg lehren.“ (a. O. S. 307.)

Feßler wußte nur zu gut, daß „Leider die
„Freuden des Lebens oft die einzige Triebfeder
„waren, die manchen geiſtloſen Genußmenſchen der
„Loge R. Y. zugefuͤhrt hatten; es konnte nicht feh-
„len, daß dieſen alles was geſchehen iſt, mißfallen
„mußte. Es mangelte ihnen an Kraft und gutem
„Willen, ſich dem beſſern Theil gleich zu machen,
„und ſie ſahen die Unmoͤglichkeit ein, dieſen zu
„ſich herabzuziehen. Ihre Zahl aber iſt klein,
„(wahrſcheinlich wieder nur Vergoldung der Pille)
„und Langeweile haͤlt ſie von unſern ernſtern
„Stunden entfernt.“ Er bekannte jedem, der ihn
hoͤren wollte, daß er nicht mehr thun koͤnnte noch
wollte, als beſſere Formen aufſtellen, Riſſe machen
fuͤr die kunſtverſtaͤndigen, redlichen Bauleute, die
der Himmel der Loge R. Y. noch zufuͤhren moͤge.
Darum betete er auch oft in ſeiner gro-
ßen Noth
: „Herr, deine Erndte iſt groß; aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0099" n="77"/>
er in &#x017F;einen o&#x0364;ffentlichen Vortra&#x0364;gen den Bru&#x0364;dern, &#x2014;<lb/>
mehr in dem Wun&#x017F;che, daß &#x017F;ie wahr machen mo&#x0364;ch-<lb/>
ten, was er &#x017F;prach, als in dem Glauben, daß es<lb/>
bereits wahr &#x017F;ey, &#x2014; noch &#x017F;o viel &#x017F;cho&#x0364;nes u&#x0364;ber ihre<lb/>
Achtung fu&#x0364;r Recht und Sittlichkeit, u&#x0364;ber ihre Ord-<lb/>
nung und Ge&#x017F;etzlichkeit, &#xA75B;c. &#x017F;agte, &#x017F;o bekannte er<lb/>
doch gleich darauf ganz freymu&#x0364;thig: &#x201E;So &#x017F;cheint<lb/>
&#x201E;es <hi rendition="#g">mir</hi>; ob mich nicht der Wun&#x017F;ch, einem Bunde<lb/>
&#x201E;anzugeho&#x0364;ren, der &#x017F;ich mit geme&#x017F;&#x017F;enen Schritten<lb/>
&#x201E;dem Ideale einer ethi&#x017F;chen, vollkommen rechtlichen<lb/>
&#x201E;Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft na&#x0364;hert, zum Glauben, <hi rendition="#g">daß es &#x017F;o<lb/>
&#x201E;&#x017F;ey</hi>, verleitet, ob es wirklich <hi rendition="#g">&#x017F;o i&#x017F;t</hi>, das wird der<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">Erfolg</hi> lehren.&#x201C; (a. O. S. 307.)</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Feßler</hi> wußte nur zu gut, daß &#x201E;Leider die<lb/>
&#x201E;Freuden des Lebens <hi rendition="#g">oft</hi> die einzige Triebfeder<lb/>
&#x201E;waren, die manchen gei&#x017F;tlo&#x017F;en Genußmen&#x017F;chen der<lb/>
&#x201E;Loge <hi rendition="#aq">R. Y.</hi> zugefu&#x0364;hrt hatten; es konnte nicht feh-<lb/>
&#x201E;len, daß die&#x017F;en alles was ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, mißfallen<lb/>
&#x201E;mußte. Es mangelte ihnen an Kraft und gutem<lb/>
&#x201E;Willen, &#x017F;ich dem be&#x017F;&#x017F;ern Theil gleich zu machen,<lb/>
&#x201E;und &#x017F;ie &#x017F;ahen die Unmo&#x0364;glichkeit ein, die&#x017F;en zu<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich herabzuziehen. Ihre Zahl aber i&#x017F;t <hi rendition="#g">klein</hi>,<lb/>
&#x201E;(wahr&#x017F;cheinlich wieder nur Vergoldung der Pille)<lb/>
&#x201E;und Langeweile ha&#x0364;lt &#x017F;ie von un&#x017F;ern ern&#x017F;tern<lb/>
&#x201E;Stunden entfernt.&#x201C; Er bekannte jedem, der ihn<lb/>
ho&#x0364;ren wollte, daß er nicht mehr thun ko&#x0364;nnte noch<lb/>
wollte, als be&#x017F;&#x017F;ere <hi rendition="#g">Formen</hi> auf&#x017F;tellen, Ri&#x017F;&#x017F;e machen<lb/>
fu&#x0364;r die kun&#x017F;tver&#x017F;ta&#x0364;ndigen, redlichen Bauleute, die<lb/>
der Himmel der Loge <hi rendition="#aq">R. Y.</hi> noch zufu&#x0364;hren mo&#x0364;ge.<lb/>
Darum <hi rendition="#g">betete er auch oft in &#x017F;einer gro-<lb/>
ßen Noth</hi>: &#x201E;Herr, deine Erndte i&#x017F;t groß; aber<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0099] er in ſeinen oͤffentlichen Vortraͤgen den Bruͤdern, — mehr in dem Wunſche, daß ſie wahr machen moͤch- ten, was er ſprach, als in dem Glauben, daß es bereits wahr ſey, — noch ſo viel ſchoͤnes uͤber ihre Achtung fuͤr Recht und Sittlichkeit, uͤber ihre Ord- nung und Geſetzlichkeit, ꝛc. ſagte, ſo bekannte er doch gleich darauf ganz freymuͤthig: „So ſcheint „es mir; ob mich nicht der Wunſch, einem Bunde „anzugehoͤren, der ſich mit gemeſſenen Schritten „dem Ideale einer ethiſchen, vollkommen rechtlichen „Geſellſchaft naͤhert, zum Glauben, daß es ſo „ſey, verleitet, ob es wirklich ſo iſt, das wird der „Erfolg lehren.“ (a. O. S. 307.) Feßler wußte nur zu gut, daß „Leider die „Freuden des Lebens oft die einzige Triebfeder „waren, die manchen geiſtloſen Genußmenſchen der „Loge R. Y. zugefuͤhrt hatten; es konnte nicht feh- „len, daß dieſen alles was geſchehen iſt, mißfallen „mußte. Es mangelte ihnen an Kraft und gutem „Willen, ſich dem beſſern Theil gleich zu machen, „und ſie ſahen die Unmoͤglichkeit ein, dieſen zu „ſich herabzuziehen. Ihre Zahl aber iſt klein, „(wahrſcheinlich wieder nur Vergoldung der Pille) „und Langeweile haͤlt ſie von unſern ernſtern „Stunden entfernt.“ Er bekannte jedem, der ihn hoͤren wollte, daß er nicht mehr thun koͤnnte noch wollte, als beſſere Formen aufſtellen, Riſſe machen fuͤr die kunſtverſtaͤndigen, redlichen Bauleute, die der Himmel der Loge R. Y. noch zufuͤhren moͤge. Darum betete er auch oft in ſeiner gro- ßen Noth: „Herr, deine Erndte iſt groß; aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/99
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/99>, abgerufen am 24.11.2024.