der Orden durch seine Mitglieder nicht höchst wohl- thätig auf die Welt?
Ich mache Dich auf einiges aufmerksam, was Dich in Deinen eignen Erwägungen unterstützen wird.
Niemand bekleidet seine Stelle in der größeren Gesellschaft zweckmäßiger, als der, welcher vermag, über seine Stelle hinaus zu sehen, der nicht nur sie, sondern der auch die feine Grenzlinie, wo sie in die größere Gesellschaft übergeht und eingreift, durchschaut und überblickt; so wie der der größere und hellere Ge- lehrte ist, der nicht nur seine Disciplin, sondern auch die angrenzenden, sondern auch das ganze Feld des Wissens überschaut. Nur der so auf seiner Stelle steht, handelt sehend und seiner sich sehr wohl bewußt, für die Welt; der andre ist ein blindes Werkzeug, das an seinem Platze vielleicht ganz richtig wirkt, dessen Wirksamkeit aber erst durch das Ganze zum wahren Ziele hingelenkt wird. Der erstere weiß zu rechter Zeit hier von den Forderungen und Regeln seines Standes nach- zulassen, hier streng auf sie zu halten, hier sie zu schärfen; dies versteht der letztere nicht, sondern er geht, wie eine Maschine, heut und morgen den fest angewöhnten Gang. Nun aber ist es die Maurerei, die alle Menschen über ihren Stand erhebt; sie bildet sonach, indem sie Menschen bildet, zugleich die tauglichsten Mitglieder der größeren Gesellschaft: liebenswürdige und populäre Gelehrte und Weise, nicht blos fer-
der Orden durch ſeine Mitglieder nicht hoͤchſt wohl- thaͤtig auf die Welt?
Ich mache Dich auf einiges aufmerkſam, was Dich in Deinen eignen Erwaͤgungen unterſtuͤtzen wird.
Niemand bekleidet ſeine Stelle in der groͤßeren Geſellſchaft zweckmaͤßiger, als der, welcher vermag, uͤber ſeine Stelle hinaus zu ſehen, der nicht nur ſie, ſondern der auch die feine Grenzlinie, wo ſie in die groͤßere Geſellſchaft uͤbergeht und eingreift, durchſchaut und uͤberblickt; ſo wie der der groͤßere und hellere Ge- lehrte iſt, der nicht nur ſeine Disciplin, ſondern auch die angrenzenden, ſondern auch das ganze Feld des Wiſſens uͤberſchaut. Nur der ſo auf ſeiner Stelle ſteht, handelt ſehend und ſeiner ſich ſehr wohl bewußt, fuͤr die Welt; der andre iſt ein blindes Werkzeug, das an ſeinem Platze vielleicht ganz richtig wirkt, deſſen Wirkſamkeit aber erſt durch das Ganze zum wahren Ziele hingelenkt wird. Der erſtere weiß zu rechter Zeit hier von den Forderungen und Regeln ſeines Standes nach- zulaſſen, hier ſtreng auf ſie zu halten, hier ſie zu ſchaͤrfen; dies verſteht der letztere nicht, ſondern er geht, wie eine Maſchine, heut und morgen den feſt angewoͤhnten Gang. Nun aber iſt es die Maurerei, die alle Menſchen uͤber ihren Stand erhebt; ſie bildet ſonach, indem ſie Menſchen bildet, zugleich die tauglichſten Mitglieder der groͤßeren Geſellſchaft: liebenswuͤrdige und populaͤre Gelehrte und Weiſe, nicht blos fer-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0031"n="9"/>
der Orden durch ſeine Mitglieder nicht hoͤchſt wohl-<lb/>
thaͤtig auf die Welt?</p><lb/><p>Ich mache Dich auf einiges aufmerkſam, was<lb/>
Dich in Deinen eignen Erwaͤgungen unterſtuͤtzen<lb/>
wird.</p><lb/><p><hirendition="#g">Niemand bekleidet ſeine Stelle in der<lb/>
groͤßeren Geſellſchaft zweckmaͤßiger, als<lb/>
der, welcher vermag, uͤber ſeine Stelle<lb/>
hinaus zu ſehen</hi>, der nicht nur ſie, ſondern der<lb/>
auch die feine Grenzlinie, wo ſie in die groͤßere<lb/>
Geſellſchaft uͤbergeht und eingreift, durchſchaut und<lb/>
uͤberblickt; ſo wie der der groͤßere und hellere Ge-<lb/>
lehrte iſt, der nicht nur ſeine Disciplin, ſondern<lb/>
auch die angrenzenden, ſondern auch das ganze<lb/>
Feld des Wiſſens uͤberſchaut. Nur der ſo auf<lb/>ſeiner Stelle ſteht, handelt ſehend und ſeiner ſich<lb/>ſehr wohl bewußt, fuͤr die Welt; der andre iſt ein<lb/>
blindes Werkzeug, das an ſeinem Platze vielleicht<lb/>
ganz richtig wirkt, deſſen Wirkſamkeit aber erſt<lb/>
durch das Ganze zum wahren Ziele hingelenkt<lb/>
wird. Der erſtere weiß zu rechter Zeit hier von<lb/>
den Forderungen und Regeln ſeines Standes nach-<lb/>
zulaſſen, hier ſtreng auf ſie zu halten, hier ſie zu<lb/>ſchaͤrfen; dies verſteht der letztere nicht, ſondern er<lb/>
geht, wie eine Maſchine, heut und morgen den<lb/>
feſt angewoͤhnten Gang. Nun aber iſt es die<lb/>
Maurerei, die alle Menſchen uͤber ihren Stand<lb/>
erhebt; ſie bildet ſonach, indem ſie <hirendition="#g">Menſchen</hi><lb/>
bildet, zugleich die <hirendition="#g">tauglichſten Mitglieder<lb/>
der groͤßeren Geſellſchaft</hi>: liebenswuͤrdige<lb/>
und populaͤre Gelehrte und Weiſe, nicht blos fer-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[9/0031]
der Orden durch ſeine Mitglieder nicht hoͤchſt wohl-
thaͤtig auf die Welt?
Ich mache Dich auf einiges aufmerkſam, was
Dich in Deinen eignen Erwaͤgungen unterſtuͤtzen
wird.
Niemand bekleidet ſeine Stelle in der
groͤßeren Geſellſchaft zweckmaͤßiger, als
der, welcher vermag, uͤber ſeine Stelle
hinaus zu ſehen, der nicht nur ſie, ſondern der
auch die feine Grenzlinie, wo ſie in die groͤßere
Geſellſchaft uͤbergeht und eingreift, durchſchaut und
uͤberblickt; ſo wie der der groͤßere und hellere Ge-
lehrte iſt, der nicht nur ſeine Disciplin, ſondern
auch die angrenzenden, ſondern auch das ganze
Feld des Wiſſens uͤberſchaut. Nur der ſo auf
ſeiner Stelle ſteht, handelt ſehend und ſeiner ſich
ſehr wohl bewußt, fuͤr die Welt; der andre iſt ein
blindes Werkzeug, das an ſeinem Platze vielleicht
ganz richtig wirkt, deſſen Wirkſamkeit aber erſt
durch das Ganze zum wahren Ziele hingelenkt
wird. Der erſtere weiß zu rechter Zeit hier von
den Forderungen und Regeln ſeines Standes nach-
zulaſſen, hier ſtreng auf ſie zu halten, hier ſie zu
ſchaͤrfen; dies verſteht der letztere nicht, ſondern er
geht, wie eine Maſchine, heut und morgen den
feſt angewoͤhnten Gang. Nun aber iſt es die
Maurerei, die alle Menſchen uͤber ihren Stand
erhebt; ſie bildet ſonach, indem ſie Menſchen
bildet, zugleich die tauglichſten Mitglieder
der groͤßeren Geſellſchaft: liebenswuͤrdige
und populaͤre Gelehrte und Weiſe, nicht blos fer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/31>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.