Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

ganze Wesen nutzen, wenn er es nicht bei seiner Gat-
tin, seinen Kindern, seinen Freunden und Nachbarn,
oder bei seinem Amte im Staate anwenden wollte.

M. Sie haben eine brave Gegnerin gefunden,
und sie hat vollkommen recht. -- An andern Or-
ten sind die Weiber in den großen Logen-Häusern,
speisen dort, trinken Kaffee und sind dort, wie auf
einem Kaffeehause einheimisch. In unsere Logen-
Zimmer ist noch kein Weib gekommen, denn wir
haben keine Anstalten und keinen Platz zu ihrer
Bewirthung; aber sie wollen auch nicht hin, eben
so wenig wie ins Collegium, das Rathhaus oder
die Schule, denn sie wissen, daß gerade in dieser
Absonderung von allen speciellen Verhältnissen das
Wesen der Maurerei besteht, und daß sie dort
nicht unterhaltende Gesellschaft suchen müssen, wo
alles dem Ernste des Lebens geweiht ist. -- Glau-
ben Sie mir, wenn es irgend möglich wäre, den
Geist der Maurerei hier auszurotten, so würden
wir dies am allersichersten bewerkstelligen, wenn
wir ein Haus und einen Garten kauften, und eine
Ressource mit der L. verbänden. Das wollen wir
den Logen-Brüdern überlassen.

"Davor bewahre uns der liebe Himmel!" rie-
fen die Frauen.

Ich hörte dies mit einem innigen Entzücken.
Heil der Maurerei, so fühlte ich in meinem inner-
sten Herzen, die solche Wirkungen erzeugt! Und
doch ist das alles so ganz natürlich, wo wirklich die
Maurerei, nicht Logenwesen herrscht, -- Ich war
auf dem besten Wege, recht ernsthaft zu werden,

ganze Weſen nutzen, wenn er es nicht bei ſeiner Gat-
tin, ſeinen Kindern, ſeinen Freunden und Nachbarn,
oder bei ſeinem Amte im Staate anwenden wollte.

M. Sie haben eine brave Gegnerin gefunden,
und ſie hat vollkommen recht. — An andern Or-
ten ſind die Weiber in den großen Logen-Haͤuſern,
ſpeiſen dort, trinken Kaffee und ſind dort, wie auf
einem Kaffeehauſe einheimiſch. In unſere Logen-
Zimmer iſt noch kein Weib gekommen, denn wir
haben keine Anſtalten und keinen Platz zu ihrer
Bewirthung; aber ſie wollen auch nicht hin, eben
ſo wenig wie ins Collegium, das Rathhaus oder
die Schule, denn ſie wiſſen, daß gerade in dieſer
Abſonderung von allen ſpeciellen Verhaͤltniſſen das
Weſen der Maurerei beſteht, und daß ſie dort
nicht unterhaltende Geſellſchaft ſuchen muͤſſen, wo
alles dem Ernſte des Lebens geweiht iſt. — Glau-
ben Sie mir, wenn es irgend moͤglich waͤre, den
Geiſt der Maurerei hier auszurotten, ſo wuͤrden
wir dies am allerſicherſten bewerkſtelligen, wenn
wir ein Haus und einen Garten kauften, und eine
Reſſource mit der L. verbaͤnden. Das wollen wir
den Logen-Bruͤdern uͤberlaſſen.

„Davor bewahre uns der liebe Himmel!“ rie-
fen die Frauen.

Ich hoͤrte dies mit einem innigen Entzuͤcken.
Heil der Maurerei, ſo fuͤhlte ich in meinem inner-
ſten Herzen, die ſolche Wirkungen erzeugt! Und
doch iſt das alles ſo ganz natuͤrlich, wo wirklich die
Maurerei, nicht Logenweſen herrſcht, — Ich war
auf dem beſten Wege, recht ernſthaft zu werden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0275" n="253"/>
ganze We&#x017F;en nutzen, wenn er es nicht bei &#x017F;einer Gat-<lb/>
tin, &#x017F;einen Kindern, &#x017F;einen Freunden und Nachbarn,<lb/>
oder bei &#x017F;einem Amte im Staate anwenden wollte.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">M.</hi> Sie haben eine brave Gegnerin gefunden,<lb/>
und &#x017F;ie hat vollkommen recht. &#x2014; An andern Or-<lb/>
ten &#x017F;ind die Weiber in den großen Logen-Ha&#x0364;u&#x017F;ern,<lb/>
&#x017F;pei&#x017F;en dort, trinken Kaffee und &#x017F;ind dort, wie auf<lb/>
einem Kaffeehau&#x017F;e einheimi&#x017F;ch. In un&#x017F;ere Logen-<lb/>
Zimmer i&#x017F;t noch kein Weib gekommen, denn wir<lb/>
haben keine An&#x017F;talten und keinen Platz zu ihrer<lb/>
Bewirthung; aber &#x017F;ie wollen auch nicht hin, eben<lb/>
&#x017F;o wenig wie ins Collegium, das Rathhaus oder<lb/>
die Schule, denn &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en, daß gerade in die&#x017F;er<lb/>
Ab&#x017F;onderung von allen &#x017F;peciellen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en das<lb/>
We&#x017F;en der Maurerei be&#x017F;teht, und daß &#x017F;ie dort<lb/>
nicht unterhaltende Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;uchen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wo<lb/>
alles dem Ern&#x017F;te des Lebens geweiht i&#x017F;t. &#x2014; Glau-<lb/>
ben Sie mir, wenn es irgend mo&#x0364;glich wa&#x0364;re, den<lb/>
Gei&#x017F;t der Maurerei hier auszurotten, &#x017F;o wu&#x0364;rden<lb/>
wir dies am aller&#x017F;icher&#x017F;ten bewerk&#x017F;telligen, wenn<lb/>
wir ein Haus und einen Garten kauften, und eine<lb/>
Re&#x017F;&#x017F;ource mit der L. verba&#x0364;nden. Das wollen wir<lb/>
den Logen-Bru&#x0364;dern u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Davor bewahre uns der liebe Himmel!&#x201C; rie-<lb/>
fen die Frauen.</p><lb/>
        <p>Ich ho&#x0364;rte dies mit einem innigen Entzu&#x0364;cken.<lb/>
Heil der Maurerei, &#x017F;o fu&#x0364;hlte ich in meinem inner-<lb/>
&#x017F;ten Herzen, die &#x017F;olche Wirkungen erzeugt! Und<lb/>
doch i&#x017F;t das alles &#x017F;o ganz natu&#x0364;rlich, wo wirklich die<lb/>
Maurerei, nicht Logenwe&#x017F;en herr&#x017F;cht, &#x2014; Ich war<lb/>
auf dem be&#x017F;ten Wege, recht ern&#x017F;thaft zu werden,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0275] ganze Weſen nutzen, wenn er es nicht bei ſeiner Gat- tin, ſeinen Kindern, ſeinen Freunden und Nachbarn, oder bei ſeinem Amte im Staate anwenden wollte. M. Sie haben eine brave Gegnerin gefunden, und ſie hat vollkommen recht. — An andern Or- ten ſind die Weiber in den großen Logen-Haͤuſern, ſpeiſen dort, trinken Kaffee und ſind dort, wie auf einem Kaffeehauſe einheimiſch. In unſere Logen- Zimmer iſt noch kein Weib gekommen, denn wir haben keine Anſtalten und keinen Platz zu ihrer Bewirthung; aber ſie wollen auch nicht hin, eben ſo wenig wie ins Collegium, das Rathhaus oder die Schule, denn ſie wiſſen, daß gerade in dieſer Abſonderung von allen ſpeciellen Verhaͤltniſſen das Weſen der Maurerei beſteht, und daß ſie dort nicht unterhaltende Geſellſchaft ſuchen muͤſſen, wo alles dem Ernſte des Lebens geweiht iſt. — Glau- ben Sie mir, wenn es irgend moͤglich waͤre, den Geiſt der Maurerei hier auszurotten, ſo wuͤrden wir dies am allerſicherſten bewerkſtelligen, wenn wir ein Haus und einen Garten kauften, und eine Reſſource mit der L. verbaͤnden. Das wollen wir den Logen-Bruͤdern uͤberlaſſen. „Davor bewahre uns der liebe Himmel!“ rie- fen die Frauen. Ich hoͤrte dies mit einem innigen Entzuͤcken. Heil der Maurerei, ſo fuͤhlte ich in meinem inner- ſten Herzen, die ſolche Wirkungen erzeugt! Und doch iſt das alles ſo ganz natuͤrlich, wo wirklich die Maurerei, nicht Logenweſen herrſcht, — Ich war auf dem beſten Wege, recht ernſthaft zu werden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/275
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/275>, abgerufen am 22.11.2024.