Scene der Eitelkeit, des Eigendünkels, der Unwissen- heit? -- Ei warum gehen denn Sie, der Sie vom Haupt bis zu Fuß ein privilegirter Systems- Maurer sind, warum gehen Sie denn in keine LL., wenn diese Besuche so wünschenswerth sind?
Ich. Ich hoffe auf Ihre Verzeihung, wenn ich Ihnen sage, daß ich blos zu meiner Belehrung eine ausführlichere Antwort veranlassen wollte. Ich habe als Logenbruder gefragt, der ich doch schon lange nicht mehr bin.
M. Ich will Ihnen noch mehr sagen. Bei alle dem entgehen uns doch die sonst gerühmten Vortheile nicht. Lassen Sie mich, und jeden mei- ner BB. morgen auf Reisen gehen, wir sind ge- wiß an jedem bedeutenden Orte Brüder und Maurer zu finden, die uns kennen, mit Freuden anerkennen, und die auch, wenn wir es sonst woll- ten, bei jeder L. für uns bürgen, und uns durch ihr Ansehen den Eintritt verschaffen würden. Aber wie gesagt, darnach sehnen wir uns nicht, und unsere BB. machen oft lange Reisen an berühmte Logenplätze, ohne daß es ihnen nur einfällt, eine L. zu besuchen. Dagegen kommen sie nicht leicht von einer Reise zurück, ohne mit den entfernten BB. tüchtig gearbeitet zu haben, und an Kennt- nissen und Einsichten reicher geworden zu seyn.
Ich. Sie haben meine eigene Geschichte er- zählt. Aber nun komme ich zu meiner Hauptfrage: Worinn bestehen denn eigentlich Ihre Arbeiten? -- Ich wende mich deshalb an den Br. G., der vor-
Scene der Eitelkeit, des Eigenduͤnkels, der Unwiſſen- heit? — Ei warum gehen denn Sie, der Sie vom Haupt bis zu Fuß ein privilegirter Syſtems- Maurer ſind, warum gehen Sie denn in keine LL., wenn dieſe Beſuche ſo wuͤnſchenswerth ſind?
Ich. Ich hoffe auf Ihre Verzeihung, wenn ich Ihnen ſage, daß ich blos zu meiner Belehrung eine ausfuͤhrlichere Antwort veranlaſſen wollte. Ich habe als Logenbruder gefragt, der ich doch ſchon lange nicht mehr bin.
M. Ich will Ihnen noch mehr ſagen. Bei alle dem entgehen uns doch die ſonſt geruͤhmten Vortheile nicht. Laſſen Sie mich, und jeden mei- ner BB. morgen auf Reiſen gehen, wir ſind ge- wiß an jedem bedeutenden Orte Bruͤder und Maurer zu finden, die uns kennen, mit Freuden anerkennen, und die auch, wenn wir es ſonſt woll- ten, bei jeder L. fuͤr uns buͤrgen, und uns durch ihr Anſehen den Eintritt verſchaffen wuͤrden. Aber wie geſagt, darnach ſehnen wir uns nicht, und unſere BB. machen oft lange Reiſen an beruͤhmte Logenplaͤtze, ohne daß es ihnen nur einfaͤllt, eine L. zu beſuchen. Dagegen kommen ſie nicht leicht von einer Reiſe zuruͤck, ohne mit den entfernten BB. tuͤchtig gearbeitet zu haben, und an Kennt- niſſen und Einſichten reicher geworden zu ſeyn.
Ich. Sie haben meine eigene Geſchichte er- zaͤhlt. Aber nun komme ich zu meiner Hauptfrage: Worinn beſtehen denn eigentlich Ihre Arbeiten? — Ich wende mich deshalb an den Br. G., der vor-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0269"n="247"/>
Scene der Eitelkeit, des Eigenduͤnkels, der Unwiſſen-<lb/>
heit? — Ei warum gehen denn Sie, der Sie<lb/>
vom Haupt bis zu Fuß ein privilegirter Syſtems-<lb/>
Maurer ſind, warum gehen Sie denn in keine LL.,<lb/>
wenn dieſe Beſuche ſo wuͤnſchenswerth ſind?</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>. Ich hoffe auf Ihre Verzeihung, wenn<lb/>
ich Ihnen ſage, daß ich blos zu meiner Belehrung<lb/>
eine ausfuͤhrlichere Antwort veranlaſſen wollte. Ich<lb/>
habe als <hirendition="#g">Logenbruder</hi> gefragt, der ich doch ſchon<lb/>
lange nicht mehr bin.</p><lb/><p><hirendition="#aq">M.</hi> Ich will Ihnen noch mehr ſagen. Bei<lb/>
alle dem entgehen uns doch die ſonſt geruͤhmten<lb/>
Vortheile nicht. Laſſen Sie mich, und jeden mei-<lb/>
ner BB. morgen auf Reiſen gehen, wir ſind ge-<lb/>
wiß an jedem bedeutenden Orte <hirendition="#g">Bruͤder</hi> und<lb/><hirendition="#g">Maurer</hi> zu finden, die uns kennen, mit Freuden<lb/>
anerkennen, und die auch, wenn wir es ſonſt woll-<lb/>
ten, bei jeder L. fuͤr uns buͤrgen, und uns durch<lb/>
ihr Anſehen den Eintritt verſchaffen wuͤrden. Aber<lb/>
wie geſagt, darnach ſehnen wir uns nicht, und<lb/>
unſere BB. machen oft lange Reiſen an beruͤhmte<lb/>
Logenplaͤtze, ohne daß es ihnen nur einfaͤllt, eine<lb/>
L. zu beſuchen. Dagegen kommen ſie nicht leicht<lb/>
von einer Reiſe zuruͤck, ohne mit den entfernten<lb/>
BB. tuͤchtig gearbeitet zu haben, und an Kennt-<lb/>
niſſen und Einſichten reicher geworden zu ſeyn.</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>. Sie haben meine eigene Geſchichte er-<lb/>
zaͤhlt. Aber nun komme ich zu meiner Hauptfrage:<lb/>
Worinn beſtehen denn eigentlich <hirendition="#g">Ihre Arbeiten</hi>? —<lb/>
Ich wende mich deshalb an den Br. <hirendition="#aq">G.</hi>, der vor-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[247/0269]
Scene der Eitelkeit, des Eigenduͤnkels, der Unwiſſen-
heit? — Ei warum gehen denn Sie, der Sie
vom Haupt bis zu Fuß ein privilegirter Syſtems-
Maurer ſind, warum gehen Sie denn in keine LL.,
wenn dieſe Beſuche ſo wuͤnſchenswerth ſind?
Ich. Ich hoffe auf Ihre Verzeihung, wenn
ich Ihnen ſage, daß ich blos zu meiner Belehrung
eine ausfuͤhrlichere Antwort veranlaſſen wollte. Ich
habe als Logenbruder gefragt, der ich doch ſchon
lange nicht mehr bin.
M. Ich will Ihnen noch mehr ſagen. Bei
alle dem entgehen uns doch die ſonſt geruͤhmten
Vortheile nicht. Laſſen Sie mich, und jeden mei-
ner BB. morgen auf Reiſen gehen, wir ſind ge-
wiß an jedem bedeutenden Orte Bruͤder und
Maurer zu finden, die uns kennen, mit Freuden
anerkennen, und die auch, wenn wir es ſonſt woll-
ten, bei jeder L. fuͤr uns buͤrgen, und uns durch
ihr Anſehen den Eintritt verſchaffen wuͤrden. Aber
wie geſagt, darnach ſehnen wir uns nicht, und
unſere BB. machen oft lange Reiſen an beruͤhmte
Logenplaͤtze, ohne daß es ihnen nur einfaͤllt, eine
L. zu beſuchen. Dagegen kommen ſie nicht leicht
von einer Reiſe zuruͤck, ohne mit den entfernten
BB. tuͤchtig gearbeitet zu haben, und an Kennt-
niſſen und Einſichten reicher geworden zu ſeyn.
Ich. Sie haben meine eigene Geſchichte er-
zaͤhlt. Aber nun komme ich zu meiner Hauptfrage:
Worinn beſtehen denn eigentlich Ihre Arbeiten? —
Ich wende mich deshalb an den Br. G., der vor-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/269>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.