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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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kannte. Wornach ich auch fragte, das gab mir
Br. M. oder ein anderer sogleich aus seiner Ord-
nung, und ich erkannte seine Aechtheit. Was
irgend in den goldenen, eisernen oder hölzernen
Kasten eines h. K. gelegen hatte, war hier in net-
ter, ächter Abschrift; was ich nur von Hörensagen
kannte, hielt ich hier wirklich in meinen Händen.
Die BB. freuten sich meiner Ueberraschungen.
"Da Sie ein Liebhaber von Raritäten zu seyn
scheinen, fing M. an, so wollen wir Ihnen doch,
nach Art der Archivare und Bibliothekare, noch
manches zeigen, was Sie wahrscheinlich noch nicht
kennen, weil es nur in unsern Archiven existirt."
Und nun sah ich Sachen, die mich in das größeste
Erstaunen setzten, weil ich theils von ihrem Da-
seyn nichts wußte, theils glaubte, daß sie längst
untergegangen wären.

Ich bezeugte ihnen mein Erstaunen über die-
sen unerwarteten, und fast unglaublichen Reich-
thum an Dokumenten und Notizen.

"Sie sehen, lieber Br.! sagte der Br. G.,
was vereinigten Kräften möglich ist; wir würden
arm, und vielleicht ungebührlich stolz auf die weni-
gen Dokumente seyn, die uns zufällig in die Hände
gefallen sind, aber wir würden von dem Ganzen
nichts kennen, bei dem besten Willen im Finstern
tappen und gezwungen seyn, entweder gar nicht
zu arbeiten, oder irgend ein Logenwesen statt der
Maurerei zu treiben. Dagegen haben wir mit
unsern kleinen Schätzen gewuchert, und die Archive
aller unterrichteten BB. und LL. haben uns offen

ge-

kannte. Wornach ich auch fragte, das gab mir
Br. M. oder ein anderer ſogleich aus ſeiner Ord-
nung, und ich erkannte ſeine Aechtheit. Was
irgend in den goldenen, eiſernen oder hoͤlzernen
Kaſten eines h. K. gelegen hatte, war hier in net-
ter, aͤchter Abſchrift; was ich nur von Hoͤrenſagen
kannte, hielt ich hier wirklich in meinen Haͤnden.
Die BB. freuten ſich meiner Ueberraſchungen.
„Da Sie ein Liebhaber von Raritaͤten zu ſeyn
ſcheinen, fing M. an, ſo wollen wir Ihnen doch,
nach Art der Archivare und Bibliothekare, noch
manches zeigen, was Sie wahrſcheinlich noch nicht
kennen, weil es nur in unſern Archiven exiſtirt.“
Und nun ſah ich Sachen, die mich in das groͤßeſte
Erſtaunen ſetzten, weil ich theils von ihrem Da-
ſeyn nichts wußte, theils glaubte, daß ſie laͤngſt
untergegangen waͤren.

Ich bezeugte ihnen mein Erſtaunen uͤber die-
ſen unerwarteten, und faſt unglaublichen Reich-
thum an Dokumenten und Notizen.

„Sie ſehen, lieber Br.! ſagte der Br. G.,
was vereinigten Kraͤften moͤglich iſt; wir wuͤrden
arm, und vielleicht ungebuͤhrlich ſtolz auf die weni-
gen Dokumente ſeyn, die uns zufaͤllig in die Haͤnde
gefallen ſind, aber wir wuͤrden von dem Ganzen
nichts kennen, bei dem beſten Willen im Finſtern
tappen und gezwungen ſeyn, entweder gar nicht
zu arbeiten, oder irgend ein Logenweſen ſtatt der
Maurerei zu treiben. Dagegen haben wir mit
unſern kleinen Schaͤtzen gewuchert, und die Archive
aller unterrichteten BB. und LL. haben uns offen

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[240/0262] kannte. Wornach ich auch fragte, das gab mir Br. M. oder ein anderer ſogleich aus ſeiner Ord- nung, und ich erkannte ſeine Aechtheit. Was irgend in den goldenen, eiſernen oder hoͤlzernen Kaſten eines h. K. gelegen hatte, war hier in net- ter, aͤchter Abſchrift; was ich nur von Hoͤrenſagen kannte, hielt ich hier wirklich in meinen Haͤnden. Die BB. freuten ſich meiner Ueberraſchungen. „Da Sie ein Liebhaber von Raritaͤten zu ſeyn ſcheinen, fing M. an, ſo wollen wir Ihnen doch, nach Art der Archivare und Bibliothekare, noch manches zeigen, was Sie wahrſcheinlich noch nicht kennen, weil es nur in unſern Archiven exiſtirt.“ Und nun ſah ich Sachen, die mich in das groͤßeſte Erſtaunen ſetzten, weil ich theils von ihrem Da- ſeyn nichts wußte, theils glaubte, daß ſie laͤngſt untergegangen waͤren. Ich bezeugte ihnen mein Erſtaunen uͤber die- ſen unerwarteten, und faſt unglaublichen Reich- thum an Dokumenten und Notizen. „Sie ſehen, lieber Br.! ſagte der Br. G., was vereinigten Kraͤften moͤglich iſt; wir wuͤrden arm, und vielleicht ungebuͤhrlich ſtolz auf die weni- gen Dokumente ſeyn, die uns zufaͤllig in die Haͤnde gefallen ſind, aber wir wuͤrden von dem Ganzen nichts kennen, bei dem beſten Willen im Finſtern tappen und gezwungen ſeyn, entweder gar nicht zu arbeiten, oder irgend ein Logenweſen ſtatt der Maurerei zu treiben. Dagegen haben wir mit unſern kleinen Schaͤtzen gewuchert, und die Archive aller unterrichteten BB. und LL. haben uns offen ge-

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/262>, abgerufen am 22.11.2024.