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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803.

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Nachdem dies alles geschehen war, war die
Versammlung geendigt. In demselben Augenblick
verließen alle BB. das Zimmer, kleideten sich aus,
und ich wurde von dem biedern M. zu einem fru-
galen Abendbrodte geladen. Wir gingen, wenige
ausgenommen, die zu ihrer Familie zurückkehrten,
in das erste Stockwerk des Hauses, wo ein sehr
artiges Souper angerichtet war. "Sie haben
nach einer Reception nicht Tafel-Loge?" fragte ich.
"Nein, sagte M., wir essen nur an den Festen
nach der eingeführten Sitte, und mit den wenigen
Gebräuchen, die wir zu diesem Behufe angenom-
men haben. Denn Tafel-Logen sind eben so, wie
Trauer-Logen nur in der Systems-Maurerei
gegründet. Wir mögen aber als Freunde gern
auch beim fröhlichen Becher zusammen seyn, und
da veranstalten wir denn zuweilen ein kleines
Mahl, an dem jeder nach seinem Gefallen Theil
nimmt. Wenn Sie aber erwarten, daß dabei von
Tugend, dem goldnen Zeitalter, oder Vater Noach
gesprochen oder gesungen werde, so irren Sie sich."

Noch nie habe ich so heiter, anständig und
fröhlich unter bloßen Männern gegessen. Die
Unterhaltung war ungemein lebhaft und witzig;
ich glaubte unter einer Menge weiser Männer zu
seyn, die die Lustigkeit mit Ernst treiben, und denen
eine ungewöhnliche Ansicht des Lebens, einen vor-
züglich guten Muth und eine gewisse Sicherheit
des Wohlseyns giebt. Ich war in der That so
erbaut, daß ich glaubte, es sei L. geöffnet. An
Stadt-Neuigkeiten ward nicht gedacht; man war,

Nachdem dies alles geſchehen war, war die
Verſammlung geendigt. In demſelben Augenblick
verließen alle BB. das Zimmer, kleideten ſich aus,
und ich wurde von dem biedern M. zu einem fru-
galen Abendbrodte geladen. Wir gingen, wenige
ausgenommen, die zu ihrer Familie zuruͤckkehrten,
in das erſte Stockwerk des Hauſes, wo ein ſehr
artiges Souper angerichtet war. „Sie haben
nach einer Reception nicht Tafel-Loge?“ fragte ich.
„Nein, ſagte M., wir eſſen nur an den Feſten
nach der eingefuͤhrten Sitte, und mit den wenigen
Gebraͤuchen, die wir zu dieſem Behufe angenom-
men haben. Denn Tafel-Logen ſind eben ſo, wie
Trauer-Logen nur in der Syſtems-Maurerei
gegruͤndet. Wir moͤgen aber als Freunde gern
auch beim froͤhlichen Becher zuſammen ſeyn, und
da veranſtalten wir denn zuweilen ein kleines
Mahl, an dem jeder nach ſeinem Gefallen Theil
nimmt. Wenn Sie aber erwarten, daß dabei von
Tugend, dem goldnen Zeitalter, oder Vater Noach
geſprochen oder geſungen werde, ſo irren Sie ſich.“

Noch nie habe ich ſo heiter, anſtaͤndig und
froͤhlich unter bloßen Maͤnnern gegeſſen. Die
Unterhaltung war ungemein lebhaft und witzig;
ich glaubte unter einer Menge weiſer Maͤnner zu
ſeyn, die die Luſtigkeit mit Ernſt treiben, und denen
eine ungewoͤhnliche Anſicht des Lebens, einen vor-
zuͤglich guten Muth und eine gewiſſe Sicherheit
des Wohlſeyns giebt. Ich war in der That ſo
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Stadt-Neuigkeiten ward nicht gedacht; man war,

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[233/0255] Nachdem dies alles geſchehen war, war die Verſammlung geendigt. In demſelben Augenblick verließen alle BB. das Zimmer, kleideten ſich aus, und ich wurde von dem biedern M. zu einem fru- galen Abendbrodte geladen. Wir gingen, wenige ausgenommen, die zu ihrer Familie zuruͤckkehrten, in das erſte Stockwerk des Hauſes, wo ein ſehr artiges Souper angerichtet war. „Sie haben nach einer Reception nicht Tafel-Loge?“ fragte ich. „Nein, ſagte M., wir eſſen nur an den Feſten nach der eingefuͤhrten Sitte, und mit den wenigen Gebraͤuchen, die wir zu dieſem Behufe angenom- men haben. Denn Tafel-Logen ſind eben ſo, wie Trauer-Logen nur in der Syſtems-Maurerei gegruͤndet. Wir moͤgen aber als Freunde gern auch beim froͤhlichen Becher zuſammen ſeyn, und da veranſtalten wir denn zuweilen ein kleines Mahl, an dem jeder nach ſeinem Gefallen Theil nimmt. Wenn Sie aber erwarten, daß dabei von Tugend, dem goldnen Zeitalter, oder Vater Noach geſprochen oder geſungen werde, ſo irren Sie ſich.“ Noch nie habe ich ſo heiter, anſtaͤndig und froͤhlich unter bloßen Maͤnnern gegeſſen. Die Unterhaltung war ungemein lebhaft und witzig; ich glaubte unter einer Menge weiſer Maͤnner zu ſeyn, die die Luſtigkeit mit Ernſt treiben, und denen eine ungewoͤhnliche Anſicht des Lebens, einen vor- zuͤglich guten Muth und eine gewiſſe Sicherheit des Wohlſeyns giebt. Ich war in der That ſo erbaut, daß ich glaubte, es ſei L. geoͤffnet. An Stadt-Neuigkeiten ward nicht gedacht; man war,

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/255>, abgerufen am 25.11.2024.