weder sich alles Urtheilens über mich enthalten, oder wenn sie urtheilen wollten, nach Beschaf- fenheit ihres eigenen innern Gehaltes, entweder mich selbst kennen zu lernen suchen, oder den Beobachter an der Spree mit seinen Traban- ten, den Berlinischen Blättern und Tobaksdosen- Gemählden, als ihr angemessenes Orakel zu Rathe ziehen; im erstern Falle wäre ihnen ein richter- liches Erkenntniß über mich ganz überflüssig, im letztern viel zu geringwichtig. Vor dem Publi- cum aber, in so weit es aus Pöbel aller Stände besteht, ist überall keine Ehre für mich zu gewin- nen oder zu verlieren, ich habe daher auch durch einen richterlichen Ausspruch keine zu retten.
"Aber es wäre doch gut, so meiner ihr, mir "lieben und theuern Freunde der Wahrheit und "Gerechtigkeit, -- wenn Du gegen den Beobach- "ter an der Spree und Tobaksdosen-Mahler den "Weg Rechtens ergriffest, damit die Regierung, "durch mehrere dergleichen Fälle aufmerksam ge- "macht, endlich bewogen würde, dem Mißbrauche "der Publicität und Preß-Freiheit zu steuern."
Eure Hand auf Euer Herz, Freunde; und nun eine wahrhafte Antwort auf die Frage, ob nicht mehr Eure Furcht vor dem hodie mihi cras tibi, als Euer Gemeinsinn die Quelle dieser Meinung ist, der ich nach meiner ganzen Individualität un- möglich beitreten kann. Ganz offen will ich Euch hierüber mein Innerstes aufdecken.
Leset in dem Maurerischen Taschenbuch von X. Y. Z. Seite 120. da heißt es von mir, "Aber
weder ſich alles Urtheilens uͤber mich enthalten, oder wenn ſie urtheilen wollten, nach Beſchaf- fenheit ihres eigenen innern Gehaltes, entweder mich ſelbſt kennen zu lernen ſuchen, oder den Beobachter an der Spree mit ſeinen Traban- ten, den Berliniſchen Blaͤttern und Tobaksdoſen- Gemaͤhlden, als ihr angemeſſenes Orakel zu Rathe ziehen; im erſtern Falle waͤre ihnen ein richter- liches Erkenntniß uͤber mich ganz uͤberfluͤſſig, im letztern viel zu geringwichtig. Vor dem Publi- cum aber, in ſo weit es aus Poͤbel aller Staͤnde beſteht, iſt uͤberall keine Ehre fuͤr mich zu gewin- nen oder zu verlieren, ich habe daher auch durch einen richterlichen Ausſpruch keine zu retten.
„Aber es waͤre doch gut, ſo meiner ihr, mir „lieben und theuern Freunde der Wahrheit und „Gerechtigkeit, — wenn Du gegen den Beobach- „ter an der Spree und Tobaksdoſen-Mahler den „Weg Rechtens ergriffeſt, damit die Regierung, „durch mehrere dergleichen Faͤlle aufmerkſam ge- „macht, endlich bewogen wuͤrde, dem Mißbrauche „der Publicitaͤt und Preß-Freiheit zu ſteuern.“
Eure Hand auf Euer Herz, Freunde; und nun eine wahrhafte Antwort auf die Frage, ob nicht mehr Eure Furcht vor dem hodie mihi cras tibi, als Euer Gemeinſinn die Quelle dieſer Meinung iſt, der ich nach meiner ganzen Individualitaͤt un- moͤglich beitreten kann. Ganz offen will ich Euch hieruͤber mein Innerſtes aufdecken.
Leſet in dem Maureriſchen Taſchenbuch von X. Y. Z. Seite 120. da heißt es von mir, „Aber
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weder ſich alles Urtheilens uͤber mich enthalten,
oder wenn ſie urtheilen wollten, nach Beſchaf-
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entweder mich ſelbſt kennen zu lernen ſuchen, oder
den Beobachter an der Spree mit ſeinen Traban-
ten, den Berliniſchen Blaͤttern und Tobaksdoſen-
Gemaͤhlden, als ihr angemeſſenes Orakel zu Rathe
ziehen; im erſtern Falle waͤre ihnen ein richter-
liches Erkenntniß uͤber mich ganz uͤberfluͤſſig, im
letztern viel zu geringwichtig. Vor dem Publi-
cum aber, in ſo weit es aus Poͤbel aller Staͤnde
beſteht, iſt uͤberall keine Ehre fuͤr mich zu gewin-
nen oder zu verlieren, ich habe daher auch durch
einen richterlichen Ausſpruch keine zu retten.
„Aber es waͤre doch gut, ſo meiner ihr, mir
„lieben und theuern Freunde der Wahrheit und
„Gerechtigkeit, — wenn Du gegen den Beobach-
„ter an der Spree und Tobaksdoſen-Mahler den
„Weg Rechtens ergriffeſt, damit die Regierung,
„durch mehrere dergleichen Faͤlle aufmerkſam ge-
„macht, endlich bewogen wuͤrde, dem Mißbrauche
„der Publicitaͤt und Preß-Freiheit zu ſteuern.“
Eure Hand auf Euer Herz, Freunde; und nun
eine wahrhafte Antwort auf die Frage, ob nicht
mehr Eure Furcht vor dem hodie mihi cras tibi,
als Euer Gemeinſinn die Quelle dieſer Meinung
iſt, der ich nach meiner ganzen Individualitaͤt un-
moͤglich beitreten kann. Ganz offen will ich Euch
hieruͤber mein Innerſtes aufdecken.
Leſet in dem Maureriſchen Taſchenbuch von
X. Y. Z. Seite 120. da heißt es von mir, „Aber
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/144>, abgerufen am 24.11.2024.
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