Aber so wird es endlich doch Beförderung des innern Glücks sein? Das, wonach St. Nicaise rang, wohin er nach tausend Irrwegen, Täu- schungen und Leiden geführt wurde und woran er S. 272 des bekannten Buches schreibt: "Ich sahe mich am Ziel aller meiner Wünsche, und ich ward vollkommen überzeugt, daß der Orden weit mehr gewährt, als er verspricht, daß von ihm in einem weit vollkommneren Grade gesagt werden kann, was die Heiden ehedem von ihren Geheimnissen sagten: daß man dadurch lerne, mit Ver- gnügen leben, und mit einer besseren Hoffnung sterben" oder wie er S. 382. spricht: "Auch die höchste Stufe der Geheimnisse hat nichts anders zur Absicht, als die Menschen besser zu machen. *)" Wahrlich! das ist doch ein großer, erhabener Zweck, für den ja der Weise und Tugendhafte durch sein ganzes Leben arbei- tet, nach dem alle Menschen streben, und für den es sich wohl verlohnt -- --
In eine geheime oder wenigstens geschlossene Gesellschaft zu treten? -- Wird denn die Tugend gelehrt? oder wenn sie gelehrt wird, thun dies nicht unsre Prediger und Philosophen hinläng-
*) Dies glauben die meisten und die besten Brü- der; indeß die andre große Hälfte nur die Ge- legenheit sich zu vergnügen, Bekanntschaften zu machen, und alte Bekannte zu treffen, in den Logenhäusern sucht.
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Aber ſo wird es endlich doch Befoͤrderung des innern Gluͤcks ſein? Das, wonach St. Nicaiſe rang, wohin er nach tauſend Irrwegen, Taͤu- ſchungen und Leiden gefuͤhrt wurde und woran er S. 272 des bekannten Buches ſchreibt: „Ich ſahe mich am Ziel aller meiner Wuͤnſche, und ich ward vollkommen uͤberzeugt, daß der Orden weit mehr gewaͤhrt, als er verſpricht, daß von ihm in einem weit vollkommneren Grade geſagt werden kann, was die Heiden ehedem von ihren Geheimniſſen ſagten: daß man dadurch lerne, mit Ver- gnuͤgen leben, und mit einer beſſeren Hoffnung ſterben“ oder wie er S. 382. ſpricht: „Auch die hoͤchſte Stufe der Geheimniſſe hat nichts anders zur Abſicht, als die Menſchen beſſer zu machen. *)“ Wahrlich! das iſt doch ein großer, erhabener Zweck, fuͤr den ja der Weiſe und Tugendhafte durch ſein ganzes Leben arbei- tet, nach dem alle Menſchen ſtreben, und fuͤr den es ſich wohl verlohnt — —
In eine geheime oder wenigſtens geſchloſſene Geſellſchaft zu treten? — Wird denn die Tugend gelehrt? oder wenn ſie gelehrt wird, thun dies nicht unſre Prediger und Philoſophen hinlaͤng-
*) Dies glauben die meiſten und die beſten Bruͤ- der; indeß die andre große Haͤlfte nur die Ge- legenheit ſich zu vergnuͤgen, Bekanntſchaften zu machen, und alte Bekannte zu treffen, in den Logenhaͤuſern ſucht.
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Aber ſo wird es endlich doch Befoͤrderung des
innern Gluͤcks ſein? Das, wonach St. Nicaiſe
rang, wohin er nach tauſend Irrwegen, Taͤu-
ſchungen und Leiden gefuͤhrt wurde und woran er
S. 272 des bekannten Buches ſchreibt: „Ich ſahe
mich am Ziel aller meiner Wuͤnſche, und ich ward
vollkommen uͤberzeugt, daß der Orden weit mehr
gewaͤhrt, als er verſpricht, daß von ihm in einem
weit vollkommneren Grade geſagt werden kann,
was die Heiden ehedem von ihren Geheimniſſen
ſagten: daß man dadurch lerne, mit Ver-
gnuͤgen leben, und mit einer beſſeren
Hoffnung ſterben“ oder wie er S. 382. ſpricht:
„Auch die hoͤchſte Stufe der Geheimniſſe hat
nichts anders zur Abſicht, als die Menſchen
beſſer zu machen. *)“ Wahrlich! das iſt doch
ein großer, erhabener Zweck, fuͤr den ja der Weiſe
und Tugendhafte durch ſein ganzes Leben arbei-
tet, nach dem alle Menſchen ſtreben, und fuͤr
den es ſich wohl verlohnt — —
In eine geheime oder wenigſtens geſchloſſene
Geſellſchaft zu treten? — Wird denn die Tugend
gelehrt? oder wenn ſie gelehrt wird, thun dies
nicht unſre Prediger und Philoſophen hinlaͤng-
*) Dies glauben die meiſten und die beſten Bruͤ-
der; indeß die andre große Haͤlfte nur die Ge-
legenheit ſich zu vergnuͤgen, Bekanntſchaften zu
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/37>, abgerufen am 16.07.2024.
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