Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

Bild:
<< vorherige Seite

Ordnung und Staatsgewalt entgegen zu arbeiten
oder ihr durch geheime Mittel zu Hülfe zu kom-
men, sei es, die Staatsverfassung oder den Re-
genten *) zu verändern oder in die Räder der
Verwaltung mit unsichtbarer Hand einzugreifen. --
Niemand als unser Weiser ist entfernter von dem
Dünkel, durch Einwirkung auf Staatsverfassung
etwas für die Menschheit fordern zu wollen; er
weiß, daß es Verbrechen ist, von dem Standpunkte
des Privatmanns aus, ihr in irgend einer Art
entgegen zu wirken und ihre höchste Autorität zu
schwächen, oder ihr anders, als durch strenge Pflicht-
erfüllung, in Handhabung der Gerechtigkeit und
Beschützung des Eigenthums und andrer Rechte
der Staatsbürger zu Hülfe zu kommen; er ist
von der Vergangenheit belehrt, daß ein Namens-
wechsel kein Glückswechsel ist, und daß große Um-
wandelungen nur durch große und allgemeine Ur-
sachen hervorgebracht worden sind. Er weiß was
gut ist, aber nicht, was glücklich macht; und
ist frei von dem Dünkel, tausende glücklich
machen oder erziehen zu wollen. Die Politik
liegt außer seinen Kreisen; **) statt der Lenker von

*) Anspielung auf die englische Geschichte, z. B.
Cromvell, Ritter St. George etc.
**) Man hat hin und wieder diese Entfernung der
Maurerei von Politik stark und öffentlich er-
klärt, und hat daran, in Rücksicht des Zeital-
ters und der Eingeweihten, wohl gethan; man
hat diese Protestation aller politischen Zwecke
Erstes Bändch. B

Ordnung und Staatsgewalt entgegen zu arbeiten
oder ihr durch geheime Mittel zu Huͤlfe zu kom-
men, ſei es, die Staatsverfaſſung oder den Re-
genten *) zu veraͤndern oder in die Raͤder der
Verwaltung mit unſichtbarer Hand einzugreifen. —
Niemand als unſer Weiſer iſt entfernter von dem
Duͤnkel, durch Einwirkung auf Staatsverfaſſung
etwas fuͤr die Menſchheit fordern zu wollen; er
weiß, daß es Verbrechen iſt, von dem Standpunkte
des Privatmanns aus, ihr in irgend einer Art
entgegen zu wirken und ihre hoͤchſte Autoritaͤt zu
ſchwaͤchen, oder ihr anders, als durch ſtrenge Pflicht-
erfuͤllung, in Handhabung der Gerechtigkeit und
Beſchuͤtzung des Eigenthums und andrer Rechte
der Staatsbuͤrger zu Huͤlfe zu kommen; er iſt
von der Vergangenheit belehrt, daß ein Namens-
wechſel kein Gluͤckswechſel iſt, und daß große Um-
wandelungen nur durch große und allgemeine Ur-
ſachen hervorgebracht worden ſind. Er weiß was
gut iſt, aber nicht, was gluͤcklich macht; und
iſt frei von dem Duͤnkel, tauſende gluͤcklich
machen oder erziehen zu wollen. Die Politik
liegt außer ſeinen Kreiſen; **) ſtatt der Lenker von

*) Anſpielung auf die engliſche Geſchichte, z. B.
Cromvell, Ritter St. George ꝛc.
**) Man hat hin und wieder dieſe Entfernung der
Maurerei von Politik ſtark und oͤffentlich er-
klaͤrt, und hat daran, in Ruͤckſicht des Zeital-
ters und der Eingeweihten, wohl gethan; man
hat dieſe Proteſtation aller politiſchen Zwecke
Erſtes Baͤndch. B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0035" n="17"/>
Ordnung und Staatsgewalt entgegen zu arbeiten<lb/>
oder ihr durch geheime Mittel zu Hu&#x0364;lfe zu kom-<lb/>
men, &#x017F;ei es, die Staatsverfa&#x017F;&#x017F;ung oder den Re-<lb/>
genten <note place="foot" n="*)">An&#x017F;pielung auf die engli&#x017F;che Ge&#x017F;chichte, z. B.<lb/>
Cromvell, Ritter St. George &#xA75B;c.</note> zu vera&#x0364;ndern oder in die Ra&#x0364;der der<lb/>
Verwaltung mit un&#x017F;ichtbarer Hand einzugreifen. &#x2014;<lb/>
Niemand als un&#x017F;er Wei&#x017F;er i&#x017F;t entfernter von dem<lb/>
Du&#x0364;nkel, durch Einwirkung auf Staatsverfa&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
etwas fu&#x0364;r die Men&#x017F;chheit fordern zu wollen; er<lb/>
weiß, daß es Verbrechen i&#x017F;t, von dem Standpunkte<lb/>
des Privatmanns aus, ihr in irgend einer Art<lb/>
entgegen zu wirken und ihre ho&#x0364;ch&#x017F;te Autorita&#x0364;t zu<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;chen, oder ihr anders, als durch &#x017F;trenge Pflicht-<lb/>
erfu&#x0364;llung, in Handhabung der Gerechtigkeit und<lb/>
Be&#x017F;chu&#x0364;tzung des Eigenthums und andrer Rechte<lb/>
der Staatsbu&#x0364;rger zu Hu&#x0364;lfe zu kommen; er i&#x017F;t<lb/>
von der Vergangenheit belehrt, daß ein <hi rendition="#g">Namens</hi>-<lb/>
wech&#x017F;el kein <hi rendition="#g">Glu&#x0364;ckswech&#x017F;el</hi> i&#x017F;t, und daß große Um-<lb/>
wandelungen nur durch große und allgemeine Ur-<lb/>
&#x017F;achen hervorgebracht worden &#x017F;ind. Er weiß was<lb/><hi rendition="#g">gut i&#x017F;t</hi>, aber nicht, was <hi rendition="#g">glu&#x0364;cklich macht</hi>; und<lb/>
i&#x017F;t frei von dem Du&#x0364;nkel, tau&#x017F;ende glu&#x0364;cklich<lb/>
machen oder erziehen zu wollen. Die Politik<lb/>
liegt außer &#x017F;einen Krei&#x017F;en; <note xml:id="note-0035" next="#note-0036" place="foot" n="**)">Man hat hin und wieder die&#x017F;e Entfernung der<lb/>
Maurerei von Politik &#x017F;tark und o&#x0364;ffentlich er-<lb/>
kla&#x0364;rt, und hat daran, in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht des Zeital-<lb/>
ters und der Eingeweihten, wohl gethan; man<lb/>
hat die&#x017F;e Prote&#x017F;tation aller politi&#x017F;chen Zwecke</note> &#x017F;tatt der Lenker von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Er&#x017F;tes Ba&#x0364;ndch. B</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0035] Ordnung und Staatsgewalt entgegen zu arbeiten oder ihr durch geheime Mittel zu Huͤlfe zu kom- men, ſei es, die Staatsverfaſſung oder den Re- genten *) zu veraͤndern oder in die Raͤder der Verwaltung mit unſichtbarer Hand einzugreifen. — Niemand als unſer Weiſer iſt entfernter von dem Duͤnkel, durch Einwirkung auf Staatsverfaſſung etwas fuͤr die Menſchheit fordern zu wollen; er weiß, daß es Verbrechen iſt, von dem Standpunkte des Privatmanns aus, ihr in irgend einer Art entgegen zu wirken und ihre hoͤchſte Autoritaͤt zu ſchwaͤchen, oder ihr anders, als durch ſtrenge Pflicht- erfuͤllung, in Handhabung der Gerechtigkeit und Beſchuͤtzung des Eigenthums und andrer Rechte der Staatsbuͤrger zu Huͤlfe zu kommen; er iſt von der Vergangenheit belehrt, daß ein Namens- wechſel kein Gluͤckswechſel iſt, und daß große Um- wandelungen nur durch große und allgemeine Ur- ſachen hervorgebracht worden ſind. Er weiß was gut iſt, aber nicht, was gluͤcklich macht; und iſt frei von dem Duͤnkel, tauſende gluͤcklich machen oder erziehen zu wollen. Die Politik liegt außer ſeinen Kreiſen; **) ſtatt der Lenker von *) Anſpielung auf die engliſche Geſchichte, z. B. Cromvell, Ritter St. George ꝛc. **) Man hat hin und wieder dieſe Entfernung der Maurerei von Politik ſtark und oͤffentlich er- klaͤrt, und hat daran, in Ruͤckſicht des Zeital- ters und der Eingeweihten, wohl gethan; man hat dieſe Proteſtation aller politiſchen Zwecke Erſtes Baͤndch. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/35
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/35>, abgerufen am 21.11.2024.