daher die meisten deutschen Logen den engli- schen, wie sie St. Nicaise beschrieben, ganz ähnlich. Baron von Hund (fährt Servati fort) ein denkender Kopf und Feind des Trunks, verbesserte diesen Fehler; aber gewißlich nicht durch Einführung eines Ritterordens, indem man eher wohlthätige als nüchterne Ritter findet. Dafür sind wir ihm un[d] seinen Mitreformatoren war- men Dank schuldig, daß sie durch Zerstörung der maurerischen Trinkgelage, die Nüchtern- heit, selbst in der profanen Welt, befördert haben. Gewiß, von den vierziger Jahren, könnte man ganze Bände Toasts oder maure- rischer Gesundheiten aufweisen.
Sonach würde obenangeführtes Lied der strik- ten Observanz zugehören und jener Vers ein Aus- druck der von ihr eingeführten größeren Nüchtern- heit bei den Tafellogen seyn. Jetzt hat er freilich seine (geschichtliche) Bedeutung verlohren, und das Trinken der Freimaurer steht jetzt eben so we- nig in schlimmem Ruse, als das der Deutschen. Auch haben jene, besonders unsere Landsleute, es vorzüglich nöthig, sich in dem Rufe der Nüchtern- heit zu erhalten; nicht, weil sie als Deutsche den Verdacht leichter erwecken können, sondern weil die Meinung des profanen Publikums von ihrer Sache, eine andre ist, als in andern Län- dern z. B. in England, wo die Freimaurer-Klubbs nur für Trinkgelage gehalten werden. Dies wird
daher die meiſten deutſchen Logen den engli- ſchen, wie ſie St. Nicaiſe beſchrieben, ganz aͤhnlich. Baron von Hund (faͤhrt Servati fort) ein denkender Kopf und Feind des Trunks, verbeſſerte dieſen Fehler; aber gewißlich nicht durch Einfuͤhrung eines Ritterordens, indem man eher wohlthaͤtige als nuͤchterne Ritter findet. Dafuͤr ſind wir ihm un[d] ſeinen Mitreformatoren war- men Dank ſchuldig, daß ſie durch Zerſtoͤrung der maureriſchen Trinkgelage, die Nuͤchtern- heit, ſelbſt in der profanen Welt, befoͤrdert haben. Gewiß, von den vierziger Jahren, koͤnnte man ganze Baͤnde Toaſts oder maure- riſcher Geſundheiten aufweiſen.
Sonach wuͤrde obenangefuͤhrtes Lied der ſtrik- ten Obſervanz zugehoͤren und jener Vers ein Aus- druck der von ihr eingefuͤhrten groͤßeren Nuͤchtern- heit bei den Tafellogen ſeyn. Jetzt hat er freilich ſeine (geſchichtliche) Bedeutung verlohren, und das Trinken der Freimaurer ſteht jetzt eben ſo we- nig in ſchlimmem Ruſe, als das der Deutſchen. Auch haben jene, beſonders unſere Landsleute, es vorzuͤglich noͤthig, ſich in dem Rufe der Nuͤchtern- heit zu erhalten; nicht, weil ſie als Deutſche den Verdacht leichter erwecken koͤnnen, ſondern weil die Meinung des profanen Publikums von ihrer Sache, eine andre iſt, als in andern Laͤn- dern z. B. in England, wo die Freimaurer-Klubbs nur fuͤr Trinkgelage gehalten werden. Dies wird
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daher die meiſten deutſchen Logen den engli-
ſchen, wie ſie St. Nicaiſe beſchrieben, ganz
aͤhnlich. Baron von Hund (faͤhrt Servati
fort) ein denkender Kopf und Feind des
Trunks, verbeſſerte dieſen Fehler;
aber gewißlich nicht durch Einfuͤhrung eines
Ritterordens, indem man eher wohlthaͤtige
als nuͤchterne Ritter findet. Dafuͤr ſind
wir ihm und ſeinen Mitreformatoren war-
men Dank ſchuldig, daß ſie durch Zerſtoͤrung
der maureriſchen Trinkgelage, die Nuͤchtern-
heit, ſelbſt in der profanen Welt, befoͤrdert
haben. Gewiß, von den vierziger Jahren,
koͤnnte man ganze Baͤnde Toaſts oder maure-
riſcher Geſundheiten aufweiſen.
Sonach wuͤrde obenangefuͤhrtes Lied der ſtrik-
ten Obſervanz zugehoͤren und jener Vers ein Aus-
druck der von ihr eingefuͤhrten groͤßeren Nuͤchtern-
heit bei den Tafellogen ſeyn. Jetzt hat er freilich
ſeine (geſchichtliche) Bedeutung verlohren, und
das Trinken der Freimaurer ſteht jetzt eben ſo we-
nig in ſchlimmem Ruſe, als das der Deutſchen.
Auch haben jene, beſonders unſere Landsleute, es
vorzuͤglich noͤthig, ſich in dem Rufe der Nuͤchtern-
heit zu erhalten; nicht, weil ſie als Deutſche
den Verdacht leichter erwecken koͤnnen, ſondern
weil die Meinung des profanen Publikums von
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dern z. B. in England, wo die Freimaurer-Klubbs
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/264>, abgerufen am 27.07.2024.
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