des Guten und Wahren nach dem Himmel ge- richtet, und seine Kl. weiß und rein von niedri- gem Schmutze erhalten. So erwartet er den ernsten Schl. des gr. Mstrs, der ihm eine neue L. der Arbeit, des Denkens und der That eröf- net, und ihn in der Reihe der Geister in Ord- nung stellt.
Als ein treuer Haushalter übernimmt er den neuen Schatz der ihm zu weiser Verwaltung an- vertraut ward; er sorgt dafür, mehr einzusam- meln, als er ausgiebt; er sorgt, an Leben zu ge- winnen, was er an Zeit ausgeben muß. Er weiß, daß das erst sein ist, was er wirklich zurück- gelegt hat. Die Gegenwart ist kurz, und nur in Augenblicken uns zugetheilt, die Zukunft zwei- felhaft; nur die Vergangenheit ist gewiß, über sie hat das Schicksal seine Macht verloren, und kein Gott führt fie zurück oder ändert sie. So sorgt er denn durch weisen und emsigen Gebrauch der Zeit für sein wahres, ewig sichres Eigenthum. So ist die ganze Zeit sein: die Vergangenheit durch Thaten und Erinnerung, die Gegenwart durch den Gebrauch, die Zukunft durch das Gesetz seines Willens; so tritt er durch See- lengröße heraus aus den Schranken mensch- lichen Schwäche; so bahnt ihm die der Weisheit den Weg zur Unsterblichkeit, und setzt ihn auf den Platz, von dem ihn Niemand vertreiben kann. -- Thöricht ist es, zu leben, als würden wir ewig hier seyn; thöricht, zu leben, als müß-
des Guten und Wahren nach dem Himmel ge- richtet, und ſeine Kl. weiß und rein von niedri- gem Schmutze erhalten. So erwartet er den ernſten Schl. des gr. Mſtrs, der ihm eine neue L. der Arbeit, des Denkens und der That eroͤf- net, und ihn in der Reihe der Geiſter in Ord- nung ſtellt.
Als ein treuer Haushalter uͤbernimmt er den neuen Schatz der ihm zu weiſer Verwaltung an- vertraut ward; er ſorgt dafuͤr, mehr einzuſam- meln, als er ausgiebt; er ſorgt, an Leben zu ge- winnen, was er an Zeit ausgeben muß. Er weiß, daß das erſt ſein iſt, was er wirklich zuruͤck- gelegt hat. Die Gegenwart iſt kurz, und nur in Augenblicken uns zugetheilt, die Zukunft zwei- felhaft; nur die Vergangenheit iſt gewiß, uͤber ſie hat das Schickſal ſeine Macht verloren, und kein Gott fuͤhrt fie zuruͤck oder aͤndert ſie. So ſorgt er denn durch weiſen und emſigen Gebrauch der Zeit fuͤr ſein wahres, ewig ſichres Eigenthum. So iſt die ganze Zeit ſein: die Vergangenheit durch Thaten und Erinnerung, die Gegenwart durch den Gebrauch, die Zukunft durch das Geſetz ſeines Willens; ſo tritt er durch See- lengroͤße heraus aus den Schranken menſch- lichen Schwaͤche; ſo bahnt ihm die der Weisheit den Weg zur Unſterblichkeit, und ſetzt ihn auf den Platz, von dem ihn Niemand vertreiben kann. — Thoͤricht iſt es, zu leben, als wuͤrden wir ewig hier ſeyn; thoͤricht, zu leben, als muͤß-
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des Guten und Wahren nach dem Himmel ge-
richtet, und ſeine Kl. weiß und rein von niedri-
gem Schmutze erhalten. So erwartet er den
ernſten Schl. des gr. Mſtrs, der ihm eine neue
L. der Arbeit, des Denkens und der That eroͤf-
net, und ihn in der Reihe der Geiſter in Ord-
nung ſtellt.
Als ein treuer Haushalter uͤbernimmt er den
neuen Schatz der ihm zu weiſer Verwaltung an-
vertraut ward; er ſorgt dafuͤr, mehr einzuſam-
meln, als er ausgiebt; er ſorgt, an Leben zu ge-
winnen, was er an Zeit ausgeben muß. Er
weiß, daß das erſt ſein iſt, was er wirklich zuruͤck-
gelegt hat. Die Gegenwart iſt kurz, und nur
in Augenblicken uns zugetheilt, die Zukunft zwei-
felhaft; nur die Vergangenheit iſt gewiß, uͤber
ſie hat das Schickſal ſeine Macht verloren, und
kein Gott fuͤhrt fie zuruͤck oder aͤndert ſie. So
ſorgt er denn durch weiſen und emſigen Gebrauch
der Zeit fuͤr ſein wahres, ewig ſichres Eigenthum.
So iſt die ganze Zeit ſein: die Vergangenheit
durch Thaten und Erinnerung, die Gegenwart
durch den Gebrauch, die Zukunft durch das
Geſetz ſeines Willens; ſo tritt er durch See-
lengroͤße heraus aus den Schranken menſch-
lichen Schwaͤche; ſo bahnt ihm die der Weisheit
den Weg zur Unſterblichkeit, und ſetzt ihn auf
den Platz, von dem ihn Niemand vertreiben
kann. — Thoͤricht iſt es, zu leben, als wuͤrden
wir ewig hier ſeyn; thoͤricht, zu leben, als muͤß-
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/249>, abgerufen am 16.02.2025.
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