vorzüglich nahe gelegt; denn wir sind es, die für die Aufstellung und Begründung des höhern Ordens-Verhältnisses gekämpft haben, welches der Reinheit und Rechtlichkeit unsers maurerischen Systems angemessen, welches der Kraft und der Würde der meisten Mitglieder unsers Bruder- Bundes geziemend war. Wir sind noch hier; nur wenige Mitgenossen unserer Arbeit und unse- res Kampfes sind ihrer Vollendung näher gerückt. Aber auch wir Zurückgebliebenen werden heim gehen: Wird dann das Werk, das wir ge- baut haben, noch stehen? Werden auch unsre Nachkommen mit Segnung unse- res Namens diesen Tag noch feyern? So, meine Brüder, fragte ich heute vor einem Jahre; und Euer ungetheilter Beifall ward mir, als ich mit Ja, antwortete: wenn wir den Muth haben, uns in unserer wahren Ge- stalt zu sehen, und das feine Gewebeder Selbsttäuschung zu zerreißen; wenn wir redlich genug sind, uns selbst zu gestehen, daß wir bis jetzt nur aufgestellt haben, was wir seyn sollen, nicht was wir sind.
Werden auch unsere Nachkommen diesen Tag noch feyern? -- So frage ich heute wieder auf dieser heiligen Stätte, nachdem die Arbeiten eines Jahres unser Werk dem Ziele der Vollkom- menheit näher gebracht haben. -- Sie werden ihn mit segnendem Andenken unserer Verdienste feyern, und unser Werk wird bestehen, so lange Klugheit die Maßregeln zur
Erhal-
vorzuͤglich nahe gelegt; denn wir ſind es, die fuͤr die Aufſtellung und Begruͤndung des hoͤhern Ordens-Verhaͤltniſſes gekaͤmpft haben, welches der Reinheit und Rechtlichkeit unſers maureriſchen Syſtems angemeſſen, welches der Kraft und der Wuͤrde der meiſten Mitglieder unſers Bruder- Bundes geziemend war. Wir ſind noch hier; nur wenige Mitgenoſſen unſerer Arbeit und unſe- res Kampfes ſind ihrer Vollendung naͤher geruͤckt. Aber auch wir Zuruͤckgebliebenen werden heim gehen: Wird dann das Werk, das wir ge- baut haben, noch ſtehen? Werden auch unſre Nachkommen mit Segnung unſe- res Namens dieſen Tag noch feyern? So, meine Bruͤder, fragte ich heute vor einem Jahre; und Euer ungetheilter Beifall ward mir, als ich mit Ja, antwortete: wenn wir den Muth haben, uns in unſerer wahren Ge- ſtalt zu ſehen, und das feine Gewebeder Selbſttaͤuſchung zu zerreißen; wenn wir redlich genug ſind, uns ſelbſt zu geſtehen, daß wir bis jetzt nur aufgeſtellt haben, was wir ſeyn ſollen, nicht was wir ſind.
Werden auch unſere Nachkommen dieſen Tag noch feyern? — So frage ich heute wieder auf dieſer heiligen Staͤtte, nachdem die Arbeiten eines Jahres unſer Werk dem Ziele der Vollkom- menheit naͤher gebracht haben. — Sie werden ihn mit ſegnendem Andenken unſerer Verdienſte feyern, und unſer Werk wird beſtehen, ſo lange Klugheit die Maßregeln zur
Erhal-
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[208/0226]
vorzuͤglich nahe gelegt; denn wir ſind es, die
fuͤr die Aufſtellung und Begruͤndung des hoͤhern
Ordens-Verhaͤltniſſes gekaͤmpft haben, welches der
Reinheit und Rechtlichkeit unſers maureriſchen
Syſtems angemeſſen, welches der Kraft und der
Wuͤrde der meiſten Mitglieder unſers Bruder-
Bundes geziemend war. Wir ſind noch hier;
nur wenige Mitgenoſſen unſerer Arbeit und unſe-
res Kampfes ſind ihrer Vollendung naͤher geruͤckt.
Aber auch wir Zuruͤckgebliebenen werden heim
gehen: Wird dann das Werk, das wir ge-
baut haben, noch ſtehen? Werden auch
unſre Nachkommen mit Segnung unſe-
res Namens dieſen Tag noch feyern?
So, meine Bruͤder, fragte ich heute vor einem
Jahre; und Euer ungetheilter Beifall ward mir,
als ich mit Ja, antwortete: wenn wir den
Muth haben, uns in unſerer wahren Ge-
ſtalt zu ſehen, und das feine Gewebeder
Selbſttaͤuſchung zu zerreißen; wenn wir
redlich genug ſind, uns ſelbſt zu geſtehen,
daß wir bis jetzt nur aufgeſtellt haben,
was wir ſeyn ſollen, nicht was wir ſind.
Werden auch unſere Nachkommen dieſen Tag
noch feyern? — So frage ich heute wieder
auf dieſer heiligen Staͤtte, nachdem die Arbeiten
eines Jahres unſer Werk dem Ziele der Vollkom-
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/226>, abgerufen am 16.02.2025.
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