ner Musik, wenn er bei Schulfeierlichkeiten den ernsten Musen die hold', zärtlich-verschwisterte Ton- kunst zuführte."
Bode ging nach Hamburg zurück, und gab Unterricht auf der Flöte, Violine, dem Klavier und in der französischen Sprache. Frau und Kin- der waren gestorben. In dieser Zeit fing er an, die Englische Sprache zu studieren. Sein heitrer Genius zauberte in seinen Gesellschaften die Fröh- lichkeit um ihn her; seine Genialität verschmähte die Genauigkeit im Verhältnisse zwischen Einnahme und Ausgabe. Mehrere tausend Mark Schulden setzten ihn in nicht geringe Verlegenheiten.
Ein nuerwarteter Zufall riß ihn heraus. Für den jungen Grafen Schimmelmann ward ein Hofmeister gesucht, der ihn auf Reisen begleiten sollte. Bode ward dazu vorgeschlagen; er nahm es an und gab seine Informationen auf. Die ihm bestimmte Stelle erhielt aber ein Hr. v. P -- l, und er ward durch 1000 dänische Dukaten ent- schädigt.
Seine englische Sprachkunde brachte ihn in die Bekanntschaft eines vornehmen Hauses in Ham- burg. Er gewann die Liebe einer reichen Erbin; ohngeachtet aller Anstrengungen ihrer Familie heu- rathete er seine zweite Frau, und verschmähte die 2000 Dukaten, die man ihm, im Fall seines Ab- stehens, geboten hatte.
Obgleich seine Gattin ein Vermögen von 100000 Mk. hatte, studierte und arbeitete er doch so fort, als wenn er keinen Pfennig gehabt hätte. In
ner Muſik, wenn er bei Schulfeierlichkeiten den ernſten Muſen die hold’, zaͤrtlich-verſchwiſterte Ton- kunſt zufuͤhrte.“
Bode ging nach Hamburg zuruͤck, und gab Unterricht auf der Floͤte, Violine, dem Klavier und in der franzoͤſiſchen Sprache. Frau und Kin- der waren geſtorben. In dieſer Zeit fing er an, die Engliſche Sprache zu ſtudieren. Sein heitrer Genius zauberte in ſeinen Geſellſchaften die Froͤh- lichkeit um ihn her; ſeine Genialitaͤt verſchmaͤhte die Genauigkeit im Verhaͤltniſſe zwiſchen Einnahme und Ausgabe. Mehrere tauſend Mark Schulden ſetzten ihn in nicht geringe Verlegenheiten.
Ein nuerwarteter Zufall riß ihn heraus. Fuͤr den jungen Grafen Schimmelmann ward ein Hofmeiſter geſucht, der ihn auf Reiſen begleiten ſollte. Bode ward dazu vorgeſchlagen; er nahm es an und gab ſeine Informationen auf. Die ihm beſtimmte Stelle erhielt aber ein Hr. v. P — l, und er ward durch 1000 daͤniſche Dukaten ent- ſchaͤdigt.
Seine engliſche Sprachkunde brachte ihn in die Bekanntſchaft eines vornehmen Hauſes in Ham- burg. Er gewann die Liebe einer reichen Erbin; ohngeachtet aller Anſtrengungen ihrer Familie heu- rathete er ſeine zweite Frau, und verſchmaͤhte die 2000 Dukaten, die man ihm, im Fall ſeines Ab- ſtehens, geboten hatte.
Obgleich ſeine Gattin ein Vermoͤgen von 100000 Mk. hatte, ſtudierte und arbeitete er doch ſo fort, als wenn er keinen Pfennig gehabt haͤtte. In
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ner Muſik, wenn er bei Schulfeierlichkeiten den
ernſten Muſen die hold’, zaͤrtlich-verſchwiſterte Ton-
kunſt zufuͤhrte.“
Bode ging nach Hamburg zuruͤck, und gab
Unterricht auf der Floͤte, Violine, dem Klavier
und in der franzoͤſiſchen Sprache. Frau und Kin-
der waren geſtorben. In dieſer Zeit fing er an,
die Engliſche Sprache zu ſtudieren. Sein heitrer
Genius zauberte in ſeinen Geſellſchaften die Froͤh-
lichkeit um ihn her; ſeine Genialitaͤt verſchmaͤhte
die Genauigkeit im Verhaͤltniſſe zwiſchen Einnahme
und Ausgabe. Mehrere tauſend Mark Schulden
ſetzten ihn in nicht geringe Verlegenheiten.
Ein nuerwarteter Zufall riß ihn heraus. Fuͤr
den jungen Grafen Schimmelmann ward ein
Hofmeiſter geſucht, der ihn auf Reiſen begleiten
ſollte. Bode ward dazu vorgeſchlagen; er nahm
es an und gab ſeine Informationen auf. Die
ihm beſtimmte Stelle erhielt aber ein Hr. v. P — l,
und er ward durch 1000 daͤniſche Dukaten ent-
ſchaͤdigt.
Seine engliſche Sprachkunde brachte ihn in
die Bekanntſchaft eines vornehmen Hauſes in Ham-
burg. Er gewann die Liebe einer reichen Erbin;
ohngeachtet aller Anſtrengungen ihrer Familie heu-
rathete er ſeine zweite Frau, und verſchmaͤhte die
2000 Dukaten, die man ihm, im Fall ſeines Ab-
ſtehens, geboten hatte.
Obgleich ſeine Gattin ein Vermoͤgen von 100000
Mk. hatte, ſtudierte und arbeitete er doch ſo fort,
als wenn er keinen Pfennig gehabt haͤtte. In
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/221>, abgerufen am 16.02.2025.
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