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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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"ihr die thätigen Brüder fliehet, Ihr wünscht
"gewiß alle, daß das Ganze bestehe, wie ist dieß
"möglich, wenn ihr nicht alle Hand anleget, und
"es nur Wenigen überlasset, die Stützen zu hal-
"ten? Wie könnt ihr dabei noch so unbillig seyn,
"und auch diese wenigen verschreien, wenn sie
"ganz andere Maßregeln genommen, als welche
"euch, ohne Kenntniß der Sache, die richtigen schie-
"nen? Wenn ihr nicht zur Arbeit kommt und
"eure Gedanken mitgetheilt habt, so ist es eine
"wahre Ungerechtigkeit, die arbeitenden Brüder
"zu tadeln, bitter zu beurtheilen, und sie wohl
"gar überall anzufeinden. Lieben Brüder, werft
"die Fesseln der Vorurtheile ab, besonders, da
"seit kurzem mancher Grund dazu sich nicht mehr
"vorfindet. Folget meinem gut gemeinten Rath,
"überleget im Stillen die Beweggründe eurer
"Entfernung, prüfet sie mit Strenge, fraget euch
"ernstlich, ob es eurer Würde nicht angemessener
"ist, durch Eifer und Anhänglichkeit das glücklich
"angefangene Gebäude zu unterstützen, als das-
"selbe aus Mangel an Bruderliebe und Vertrauen
"unvollendet einstürzen zu lassen," -- Worte die
der reine Abdruck eines rechtschaffenen Herzens
sind, verfehlen selten ihren Zweck; und so erklärte
sich denn auch unser Bruder nie ohne den er-
wünschten Erfolg für die gute Sache. Man wußte,
daß seinen Augen vor der Majestät derselben jede
persönliche Rücksicht verschwand; man war von
seiner Unfähigkeit, Nebenabsichten unter die Sorge
für das allgemeine Wohl zu verstecken, gewiß;

N 2

„ihr die thaͤtigen Bruͤder fliehet, Ihr wuͤnſcht
„gewiß alle, daß das Ganze beſtehe, wie iſt dieß
„moͤglich, wenn ihr nicht alle Hand anleget, und
„es nur Wenigen uͤberlaſſet, die Stuͤtzen zu hal-
„ten? Wie koͤnnt ihr dabei noch ſo unbillig ſeyn,
„und auch dieſe wenigen verſchreien, wenn ſie
„ganz andere Maßregeln genommen, als welche
„euch, ohne Kenntniß der Sache, die richtigen ſchie-
„nen? Wenn ihr nicht zur Arbeit kommt und
„eure Gedanken mitgetheilt habt, ſo iſt es eine
„wahre Ungerechtigkeit, die arbeitenden Bruͤder
„zu tadeln, bitter zu beurtheilen, und ſie wohl
„gar uͤberall anzufeinden. Lieben Bruͤder, werft
„die Feſſeln der Vorurtheile ab, beſonders, da
„ſeit kurzem mancher Grund dazu ſich nicht mehr
„vorfindet. Folget meinem gut gemeinten Rath,
„uͤberleget im Stillen die Beweggruͤnde eurer
„Entfernung, pruͤfet ſie mit Strenge, fraget euch
„ernſtlich, ob es eurer Wuͤrde nicht angemeſſener
„iſt, durch Eifer und Anhaͤnglichkeit das gluͤcklich
„angefangene Gebaͤude zu unterſtuͤtzen, als das-
„ſelbe aus Mangel an Bruderliebe und Vertrauen
„unvollendet einſtuͤrzen zu laſſen,“ — Worte die
der reine Abdruck eines rechtſchaffenen Herzens
ſind, verfehlen ſelten ihren Zweck; und ſo erklaͤrte
ſich denn auch unſer Bruder nie ohne den er-
wuͤnſchten Erfolg fuͤr die gute Sache. Man wußte,
daß ſeinen Augen vor der Majeſtaͤt derſelben jede
perſoͤnliche Ruͤckſicht verſchwand; man war von
ſeiner Unfaͤhigkeit, Nebenabſichten unter die Sorge
fuͤr das allgemeine Wohl zu verſtecken, gewiß;

N 2
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[195/0213] „ihr die thaͤtigen Bruͤder fliehet, Ihr wuͤnſcht „gewiß alle, daß das Ganze beſtehe, wie iſt dieß „moͤglich, wenn ihr nicht alle Hand anleget, und „es nur Wenigen uͤberlaſſet, die Stuͤtzen zu hal- „ten? Wie koͤnnt ihr dabei noch ſo unbillig ſeyn, „und auch dieſe wenigen verſchreien, wenn ſie „ganz andere Maßregeln genommen, als welche „euch, ohne Kenntniß der Sache, die richtigen ſchie- „nen? Wenn ihr nicht zur Arbeit kommt und „eure Gedanken mitgetheilt habt, ſo iſt es eine „wahre Ungerechtigkeit, die arbeitenden Bruͤder „zu tadeln, bitter zu beurtheilen, und ſie wohl „gar uͤberall anzufeinden. Lieben Bruͤder, werft „die Feſſeln der Vorurtheile ab, beſonders, da „ſeit kurzem mancher Grund dazu ſich nicht mehr „vorfindet. Folget meinem gut gemeinten Rath, „uͤberleget im Stillen die Beweggruͤnde eurer „Entfernung, pruͤfet ſie mit Strenge, fraget euch „ernſtlich, ob es eurer Wuͤrde nicht angemeſſener „iſt, durch Eifer und Anhaͤnglichkeit das gluͤcklich „angefangene Gebaͤude zu unterſtuͤtzen, als das- „ſelbe aus Mangel an Bruderliebe und Vertrauen „unvollendet einſtuͤrzen zu laſſen,“ — Worte die der reine Abdruck eines rechtſchaffenen Herzens ſind, verfehlen ſelten ihren Zweck; und ſo erklaͤrte ſich denn auch unſer Bruder nie ohne den er- wuͤnſchten Erfolg fuͤr die gute Sache. Man wußte, daß ſeinen Augen vor der Majeſtaͤt derſelben jede perſoͤnliche Ruͤckſicht verſchwand; man war von ſeiner Unfaͤhigkeit, Nebenabſichten unter die Sorge fuͤr das allgemeine Wohl zu verſtecken, gewiß; N 2

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/213>, abgerufen am 24.11.2024.