niß, über den bloß philosophirenden Maurer zu haben vermeinest.
Du kannst billiger Weise nicht fordern, daß ich Dir eine andre Kenntniß vom Orden zuge- stehen soll, als: daß er existirt. Was Du aus Deinen Büchern von der Art seiner Existenz wis- sen willst, kann ich schon um deswillen nicht aner- kennen, weil alle diese Lesereien kein Wissen in Dir erzeugt und Dich allein in Widersprüche und Zweifel verwickelt haben. Welchem Deiner Schrift- steller sollst Du denn auch trauen, da Du kei- nen Maasstab hast, sie zu prüfen, und kein Medium, sie zu vereinigen? Und so viel Du auch glauben, oder, wie Du sprichst, nach hi- storischer Kritik wahrscheinlich oder wahr- scheinlicher finden magst: so berufe ich mich doch auf Dein eignes Gefühl, wenn ich behaupte, daß Deine wahre Kenntniß der Sache, streng genommen, nicht über ihre Existenz hinausgeht.
Dies ist mir aber auch vollkommen genug, und ich lade Dich nur ein, an diese sichre Kennt- niß, eben so sichre Schlüsse anzureihen; und wir wollen doch finden, -- was der Freimaurer- Orden an und für sich selbst ist? -- Das nun wohl eben nicht, aber doch das: was er an und für sich selbst seyn kann, oder, wenn Du willst, seyn soll.
Diese Frage wird Dich überraschen, weil Du sie noch nie gethan hast, aber sie ist, nach dem Obigen, die einzige, die Du thun kannst. Was der Orden ist, das lerne meinetwegen aus dem
niß, uͤber den bloß philoſophirenden Maurer zu haben vermeineſt.
Du kannſt billiger Weiſe nicht fordern, daß ich Dir eine andre Kenntniß vom Orden zuge- ſtehen ſoll, als: daß er exiſtirt. Was Du aus Deinen Buͤchern von der Art ſeiner Exiſtenz wiſ- ſen willſt, kann ich ſchon um deswillen nicht aner- kennen, weil alle dieſe Leſereien kein Wiſſen in Dir erzeugt und Dich allein in Widerſpruͤche und Zweifel verwickelt haben. Welchem Deiner Schrift- ſteller ſollſt Du denn auch trauen, da Du kei- nen Maasſtab haſt, ſie zu pruͤfen, und kein Medium, ſie zu vereinigen? Und ſo viel Du auch glauben, oder, wie Du ſprichſt, nach hi- ſtoriſcher Kritik wahrſcheinlich oder wahr- ſcheinlicher finden magſt: ſo berufe ich mich doch auf Dein eignes Gefuͤhl, wenn ich behaupte, daß Deine wahre Kenntniß der Sache, ſtreng genommen, nicht uͤber ihre Exiſtenz hinausgeht.
Dies iſt mir aber auch vollkommen genug, und ich lade Dich nur ein, an dieſe ſichre Kennt- niß, eben ſo ſichre Schluͤſſe anzureihen; und wir wollen doch finden, — was der Freimaurer- Orden an und fuͤr ſich ſelbſt iſt? — Das nun wohl eben nicht, aber doch das: was er an und fuͤr ſich ſelbſt ſeyn kann, oder, wenn Du willſt, ſeyn ſoll.
Dieſe Frage wird Dich uͤberraſchen, weil Du ſie noch nie gethan haſt, aber ſie iſt, nach dem Obigen, die einzige, die Du thun kannſt. Was der Orden iſt, das lerne meinetwegen aus dem
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niß, uͤber den bloß philoſophirenden Maurer zu
haben vermeineſt.
Du kannſt billiger Weiſe nicht fordern, daß
ich Dir eine andre Kenntniß vom Orden zuge-
ſtehen ſoll, als: daß er exiſtirt. Was Du aus
Deinen Buͤchern von der Art ſeiner Exiſtenz wiſ-
ſen willſt, kann ich ſchon um deswillen nicht aner-
kennen, weil alle dieſe Leſereien kein Wiſſen in
Dir erzeugt und Dich allein in Widerſpruͤche und
Zweifel verwickelt haben. Welchem Deiner Schrift-
ſteller ſollſt Du denn auch trauen, da Du kei-
nen Maasſtab haſt, ſie zu pruͤfen, und kein
Medium, ſie zu vereinigen? Und ſo viel Du
auch glauben, oder, wie Du ſprichſt, nach hi-
ſtoriſcher Kritik wahrſcheinlich oder wahr-
ſcheinlicher finden magſt: ſo berufe ich mich
doch auf Dein eignes Gefuͤhl, wenn ich behaupte,
daß Deine wahre Kenntniß der Sache, ſtreng
genommen, nicht uͤber ihre Exiſtenz hinausgeht.
Dies iſt mir aber auch vollkommen genug,
und ich lade Dich nur ein, an dieſe ſichre Kennt-
niß, eben ſo ſichre Schluͤſſe anzureihen; und
wir wollen doch finden, — was der Freimaurer-
Orden an und fuͤr ſich ſelbſt iſt? — Das nun
wohl eben nicht, aber doch das: was er an und
fuͤr ſich ſelbſt ſeyn kann, oder, wenn Du willſt,
ſeyn ſoll.
Dieſe Frage wird Dich uͤberraſchen, weil Du
ſie noch nie gethan haſt, aber ſie iſt, nach dem
Obigen, die einzige, die Du thun kannſt. Was
der Orden iſt, das lerne meinetwegen aus dem
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/20>, abgerufen am 16.07.2024.
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