bei du B. der Zahlungs-Termin der tausend Louisd'or längst verflossen, und da ihm bange ward, ließ er, um sein Unterpfand zu untersuchen in Gegenwart eines Notarius den Kasten öffnen und fand -- alte Wäsche und Steine. Um sich nicht lächerlich zu machen, so verschmerzte er vor der Hand stillschweigend diese Atrappe. -- Die Herbstmesse kam unter der Zeit näher und da seinen Anhängern, wie seinen Gegnern, die Zeit zu lang wurde, so addressirten sie sich an den französischen Gesandten zu D., informirten ihn von der ganzen Lage der Sachen und es ward folgender Plan zu seiner Demaskirung gemacht: Acht Tage vor der Messe schrieb der französische Gesandte an Schröpfer einen Brief des In- halts: Er habe gehört, daß er als Obrist in französischen Diensten stände und bedaure, daß er bei seinem Aufenthalt in D. nicht seine Be- kanntschaft gemacht habe, weil er sonst nicht unter- lassen haben würde, ihm die erforderlichen Hon- neurs zu machen. Er wolle aber das Versäumte nachholen. Er würde mit dem Hofe in acht Tagen zur Messe kommen; dort böte er ihn, ihm seine Legitimationspapiere vorzulegen, denn (schloß er) er würde es nimmermehr zugeben, daß die Armee seines Königs durch einen Avan- türier beschimpft würde. "Dieser Brief setzte ihn in Schrecken, und wurde die Veranlassung zu seinem verzweifelten Entschlusse. Legitimiren konnte er sich nicht, das Exempel von Leucht schwebte ihm vor den Augen, sicher war er nir-
bei du B. der Zahlungs-Termin der tauſend Louisd’or laͤngſt verfloſſen, und da ihm bange ward, ließ er, um ſein Unterpfand zu unterſuchen in Gegenwart eines Notarius den Kaſten oͤffnen und fand — alte Waͤſche und Steine. Um ſich nicht laͤcherlich zu machen, ſo verſchmerzte er vor der Hand ſtillſchweigend dieſe Atrappe. — Die Herbſtmeſſe kam unter der Zeit naͤher und da ſeinen Anhaͤngern, wie ſeinen Gegnern, die Zeit zu lang wurde, ſo addreſſirten ſie ſich an den franzoͤſiſchen Geſandten zu D., informirten ihn von der ganzen Lage der Sachen und es ward folgender Plan zu ſeiner Demaskirung gemacht: Acht Tage vor der Meſſe ſchrieb der franzoͤſiſche Geſandte an Schroͤpfer einen Brief des In- halts: Er habe gehoͤrt, daß er als Obriſt in franzoͤſiſchen Dienſten ſtaͤnde und bedaure, daß er bei ſeinem Aufenthalt in D. nicht ſeine Be- kanntſchaft gemacht habe, weil er ſonſt nicht unter- laſſen haben wuͤrde, ihm die erforderlichen Hon- neurs zu machen. Er wolle aber das Verſaͤumte nachholen. Er wuͤrde mit dem Hofe in acht Tagen zur Meſſe kommen; dort boͤte er ihn, ihm ſeine Legitimationspapiere vorzulegen, denn (ſchloß er) er wuͤrde es nimmermehr zugeben, daß die Armee ſeines Koͤnigs durch einen Avan- tuͤrier beſchimpft wuͤrde. „Dieſer Brief ſetzte ihn in Schrecken, und wurde die Veranlaſſung zu ſeinem verzweifelten Entſchluſſe. Legitimiren konnte er ſich nicht, das Exempel von Leucht ſchwebte ihm vor den Augen, ſicher war er nir-
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bei du B. der Zahlungs-Termin der tauſend
Louisd’or laͤngſt verfloſſen, und da ihm bange
ward, ließ er, um ſein Unterpfand zu unterſuchen
in Gegenwart eines Notarius den Kaſten oͤffnen
und fand — alte Waͤſche und Steine. Um ſich
nicht laͤcherlich zu machen, ſo verſchmerzte er vor
der Hand ſtillſchweigend dieſe Atrappe. — Die
Herbſtmeſſe kam unter der Zeit naͤher und da
ſeinen Anhaͤngern, wie ſeinen Gegnern, die Zeit
zu lang wurde, ſo addreſſirten ſie ſich an den
franzoͤſiſchen Geſandten zu D., informirten ihn
von der ganzen Lage der Sachen und es ward
folgender Plan zu ſeiner Demaskirung gemacht:
Acht Tage vor der Meſſe ſchrieb der franzoͤſiſche
Geſandte an Schroͤpfer einen Brief des In-
halts: Er habe gehoͤrt, daß er als Obriſt in
franzoͤſiſchen Dienſten ſtaͤnde und bedaure, daß
er bei ſeinem Aufenthalt in D. nicht ſeine Be-
kanntſchaft gemacht habe, weil er ſonſt nicht unter-
laſſen haben wuͤrde, ihm die erforderlichen Hon-
neurs zu machen. Er wolle aber das Verſaͤumte
nachholen. Er wuͤrde mit dem Hofe in acht
Tagen zur Meſſe kommen; dort boͤte er ihn,
ihm ſeine Legitimationspapiere vorzulegen, denn
(ſchloß er) er wuͤrde es nimmermehr zugeben,
daß die Armee ſeines Koͤnigs durch einen Avan-
tuͤrier beſchimpft wuͤrde. „Dieſer Brief ſetzte
ihn in Schrecken, und wurde die Veranlaſſung
zu ſeinem verzweifelten Entſchluſſe. Legitimiren
konnte er ſich nicht, das Exempel von Leucht
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/160>, abgerufen am 16.07.2024.
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