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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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sten, (wie er sich seit einiger Zeit nennen ließ)
in französischer Uniform. Wider mein Vermu-
then empfing er mich sehr freundschaftlich, ladete
mich in seine Loge ein und war sogar erbötig, da
ich bald abreisen wollte, die auf morgen angesetzte
Loge, auf heut ansagen zu lassen. Ich lehnte es
aber ab, weil ich seit jenem Auftritt in H. wuste,
daß darinn mit Beten und dem Namen Gottes
Mißbrauch getrieben wurde. Seine Freundlichkeit
erklärte ich mir übrigens allein aus meinem und
seinem Verhältniß zu B -- r, wo er wahrschein-
lich durch mich mit jenem wieder anknüpfen oder
andre ähnliche Zwecke erreichen wollte.

Von R -- g reiste ich nach W., wo ich durch
einen dasigen Mstr. v. St. das tragische Ende
Schröpfers erfuhr, von welchem ich hier eine
Erzählung einschalten will, nachdem ich vorher
die veranlassenden Ursachen kürzlich angegeben habe.

Schröpfer konnte so schwatzen und räsonni-
ren, daß die klügsten Leute und selbst der Mnstr.
v. W -- b, hintergangen wurden und in diesem
die Idee entstand, es müsse hinter seinem Sy-
stem doch etwas ganz solides stecken. Um dahin-
ter zu kommen, so übernahmen es die alten und
angesehenen B B. L -- r und M -- e in L. ihn
zu dechiffriren, und weil man vor den unglaub-
lichen Lügen und Spiegelfechtereien, bei denen sich
vorzüglich Fr -- ch gebrauchen ließ, nicht hinter
die Wahrheit kommen konnte, so machten jene
beiden unter sich aus: daß keiner von ihnen allein
bei Schr. Arbeiten gegenwärtig seyn und jeder

ſten, (wie er ſich ſeit einiger Zeit nennen ließ)
in franzoͤſiſcher Uniform. Wider mein Vermu-
then empfing er mich ſehr freundſchaftlich, ladete
mich in ſeine Loge ein und war ſogar erboͤtig, da
ich bald abreiſen wollte, die auf morgen angeſetzte
Loge, auf heut anſagen zu laſſen. Ich lehnte es
aber ab, weil ich ſeit jenem Auftritt in H. wuſte,
daß darinn mit Beten und dem Namen Gottes
Mißbrauch getrieben wurde. Seine Freundlichkeit
erklaͤrte ich mir uͤbrigens allein aus meinem und
ſeinem Verhaͤltniß zu B — r, wo er wahrſchein-
lich durch mich mit jenem wieder anknuͤpfen oder
andre aͤhnliche Zwecke erreichen wollte.

Von R — g reiſte ich nach W., wo ich durch
einen daſigen Mſtr. v. St. das tragiſche Ende
Schroͤpfers erfuhr, von welchem ich hier eine
Erzaͤhlung einſchalten will, nachdem ich vorher
die veranlaſſenden Urſachen kuͤrzlich angegeben habe.

Schroͤpfer konnte ſo ſchwatzen und raͤſonni-
ren, daß die kluͤgſten Leute und ſelbſt der Mnſtr.
v. W — b, hintergangen wurden und in dieſem
die Idee entſtand, es muͤſſe hinter ſeinem Sy-
ſtem doch etwas ganz ſolides ſtecken. Um dahin-
ter zu kommen, ſo uͤbernahmen es die alten und
angeſehenen B B. L — r und M — e in L. ihn
zu dechiffriren, und weil man vor den unglaub-
lichen Luͤgen und Spiegelfechtereien, bei denen ſich
vorzuͤglich Fr — ch gebrauchen ließ, nicht hinter
die Wahrheit kommen konnte, ſo machten jene
beiden unter ſich aus: daß keiner von ihnen allein
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[140/0158] ſten, (wie er ſich ſeit einiger Zeit nennen ließ) in franzoͤſiſcher Uniform. Wider mein Vermu- then empfing er mich ſehr freundſchaftlich, ladete mich in ſeine Loge ein und war ſogar erboͤtig, da ich bald abreiſen wollte, die auf morgen angeſetzte Loge, auf heut anſagen zu laſſen. Ich lehnte es aber ab, weil ich ſeit jenem Auftritt in H. wuſte, daß darinn mit Beten und dem Namen Gottes Mißbrauch getrieben wurde. Seine Freundlichkeit erklaͤrte ich mir uͤbrigens allein aus meinem und ſeinem Verhaͤltniß zu B — r, wo er wahrſchein- lich durch mich mit jenem wieder anknuͤpfen oder andre aͤhnliche Zwecke erreichen wollte. Von R — g reiſte ich nach W., wo ich durch einen daſigen Mſtr. v. St. das tragiſche Ende Schroͤpfers erfuhr, von welchem ich hier eine Erzaͤhlung einſchalten will, nachdem ich vorher die veranlaſſenden Urſachen kuͤrzlich angegeben habe. Schroͤpfer konnte ſo ſchwatzen und raͤſonni- ren, daß die kluͤgſten Leute und ſelbſt der Mnſtr. v. W — b, hintergangen wurden und in dieſem die Idee entſtand, es muͤſſe hinter ſeinem Sy- ſtem doch etwas ganz ſolides ſtecken. Um dahin- ter zu kommen, ſo uͤbernahmen es die alten und angeſehenen B B. L — r und M — e in L. ihn zu dechiffriren, und weil man vor den unglaub- lichen Luͤgen und Spiegelfechtereien, bei denen ſich vorzuͤglich Fr — ch gebrauchen ließ, nicht hinter die Wahrheit kommen konnte, ſo machten jene beiden unter ſich aus: daß keiner von ihnen allein bei Schr. Arbeiten gegenwaͤrtig ſeyn und jeder

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/158>, abgerufen am 24.11.2024.