könne durchs Wasser sehen; bliebe das Wasser rein, so sey der Kandidat würdig, würde es aber trübe, so affektire er nur, und sey der Aufnahme nicht würdig. (Woraus ich schloß, daß dies Expe- riment nicht ganz untrüglich sey). Zugleich setzte er hinzu, Schröpfer sey von mir erbaut und habe meine Reception schon auf künftigen Dienstag angesetzt.
Eigentlich war es gar mein Ernst nicht, mich in diese Gesellschaft aufnehmen zu lassen. Da nun B -- r in der Sonnabends-Nacht nicht nach Hause kam, und er Sonntags noch an den Fol- gen des nächtlichen Schwärmens laborirte, so nahm ich Gelegenheit ihm zu sagen: er solle die Sache nicht zu schnell treiben. Ich müßte vor- her wissen, ob ich meinen übrigen maurerischen Verbindlichkelten dadurch entgegen träte. Diese Frage machte ihn stutzig und er gestand offen, daß es bei ihnen gerade auf den Untergang des Frei-Maurer-Ordens abgesehen sey. Eine Offen- herzigkeit war nun der andern werth, und ich sagte mich freimüthig von ihnen los, weil bei ih- nen Worte und Handlungen so wenig überein- stimmten; hielt ihm seinen unordentlichen Lebens- wandel vor und erinnerte ihn an seine Verpflich- tung als Socius. Er kam dadurch in Verlegen- heit, weil er mich in der Schröpferschen Gesell- schaft vorgeschlagen, ward sichtbar kälter gegen mich und sagte mir: Man würde sich zu revan- giren wissen. Zugleich schimpfte er auf die M.
koͤnne durchs Waſſer ſehen; bliebe das Waſſer rein, ſo ſey der Kandidat wuͤrdig, wuͤrde es aber truͤbe, ſo affektire er nur, und ſey der Aufnahme nicht wuͤrdig. (Woraus ich ſchloß, daß dies Expe- riment nicht ganz untruͤglich ſey). Zugleich ſetzte er hinzu, Schroͤpfer ſey von mir erbaut und habe meine Reception ſchon auf kuͤnftigen Dienſtag angeſetzt.
Eigentlich war es gar mein Ernſt nicht, mich in dieſe Geſellſchaft aufnehmen zu laſſen. Da nun B — r in der Sonnabends-Nacht nicht nach Hauſe kam, und er Sonntags noch an den Fol- gen des naͤchtlichen Schwaͤrmens laborirte, ſo nahm ich Gelegenheit ihm zu ſagen: er ſolle die Sache nicht zu ſchnell treiben. Ich muͤßte vor- her wiſſen, ob ich meinen uͤbrigen maureriſchen Verbindlichkelten dadurch entgegen traͤte. Dieſe Frage machte ihn ſtutzig und er geſtand offen, daß es bei ihnen gerade auf den Untergang des Frei-Maurer-Ordens abgeſehen ſey. Eine Offen- herzigkeit war nun der andern werth, und ich ſagte mich freimuͤthig von ihnen los, weil bei ih- nen Worte und Handlungen ſo wenig uͤberein- ſtimmten; hielt ihm ſeinen unordentlichen Lebens- wandel vor und erinnerte ihn an ſeine Verpflich- tung als Socius. Er kam dadurch in Verlegen- heit, weil er mich in der Schroͤpferſchen Geſell- ſchaft vorgeſchlagen, ward ſichtbar kaͤlter gegen mich und ſagte mir: Man wuͤrde ſich zu revan- giren wiſſen. Zugleich ſchimpfte er auf die M.
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koͤnne durchs Waſſer ſehen; bliebe das Waſſer
rein, ſo ſey der Kandidat wuͤrdig, wuͤrde es aber
truͤbe, ſo affektire er nur, und ſey der Aufnahme
nicht wuͤrdig. (Woraus ich ſchloß, daß dies Expe-
riment nicht ganz untruͤglich ſey). Zugleich ſetzte er
hinzu, Schroͤpfer ſey von mir erbaut und habe
meine Reception ſchon auf kuͤnftigen Dienſtag
angeſetzt.
Eigentlich war es gar mein Ernſt nicht, mich
in dieſe Geſellſchaft aufnehmen zu laſſen. Da
nun B — r in der Sonnabends-Nacht nicht nach
Hauſe kam, und er Sonntags noch an den Fol-
gen des naͤchtlichen Schwaͤrmens laborirte, ſo
nahm ich Gelegenheit ihm zu ſagen: er ſolle die
Sache nicht zu ſchnell treiben. Ich muͤßte vor-
her wiſſen, ob ich meinen uͤbrigen maureriſchen
Verbindlichkelten dadurch entgegen traͤte. Dieſe
Frage machte ihn ſtutzig und er geſtand offen,
daß es bei ihnen gerade auf den Untergang des
Frei-Maurer-Ordens abgeſehen ſey. Eine Offen-
herzigkeit war nun der andern werth, und ich
ſagte mich freimuͤthig von ihnen los, weil bei ih-
nen Worte und Handlungen ſo wenig uͤberein-
ſtimmten; hielt ihm ſeinen unordentlichen Lebens-
wandel vor und erinnerte ihn an ſeine Verpflich-
tung als Socius. Er kam dadurch in Verlegen-
heit, weil er mich in der Schroͤpferſchen Geſell-
ſchaft vorgeſchlagen, ward ſichtbar kaͤlter gegen
mich und ſagte mir: Man wuͤrde ſich zu revan-
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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/145>, abgerufen am 27.07.2024.
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