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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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an ihn attachirt. Er trat zu der Gesellschaft, hielt
sich im Anfang still, übernahm aber nachher das
Sekretariat, welches um so mehr gut besetzt seyn
muste, da Schröpfer, so gut er auch schwatzen
und räsonniren konnte, nicht im Stande war,
eine Zeile ordentlich und zusammenhängend zu
schreiben. Mein Freund war bisher ein ordentli-
cher und wirthschaftlicher Mann und ein guter
Hausvater gewesen, der Abends regelmäßig zu
Hause blieb und alle Ausschweifungen verabscheute.
Seit jener unglücklichen Bekanntschaft aber, ward
er unordentlich, schwärmte oft halbe, ja ganze
Nächte, und kam betrunken nach Hause. Seine
gute Frau litt dadurch außerordentlich, und seine
ganze Familie ward bestürzt und mißmuthig. Ich
hielt es endlich für Pflicht, ihm darüber Vorstel-
lungen zu machen. Dies benutzte er, um sich zu
rechtfertigen, indem er mir die herrlichen Sachen
rühmte, welche er gesehen und gehört hatte, Wun-
derdinge von Schröpfers Kenntnissen erzählte und
mir zu verstehen gab, daß er sorgen wolle, wenn
ich der Gesellschaft beitreten wollte. -- Dieser
Gedanke war mir selbst nicht mehr fremd; ich
glaubte bei näherer Kenntniß der Gesellschaft und
durch eine Art von Theilnahme besser auf meinen
Freund B -- r wirken zu können; und dann hatte
wohl auch Schröpfer selbst meine Neugierde ge-
spannt. Ich sagte also zu B -- r, daß ich seine
Bekanntschaft zu machen wünschte. Br. schien
darüber Freude zu haben, und schickte mich zu
Sch -- l, den ich schon lange, aber nicht von der

an ihn attachirt. Er trat zu der Geſellſchaft, hielt
ſich im Anfang ſtill, uͤbernahm aber nachher das
Sekretariat, welches um ſo mehr gut beſetzt ſeyn
muſte, da Schroͤpfer, ſo gut er auch ſchwatzen
und raͤſonniren konnte, nicht im Stande war,
eine Zeile ordentlich und zuſammenhaͤngend zu
ſchreiben. Mein Freund war bisher ein ordentli-
cher und wirthſchaftlicher Mann und ein guter
Hausvater geweſen, der Abends regelmaͤßig zu
Hauſe blieb und alle Ausſchweifungen verabſcheute.
Seit jener ungluͤcklichen Bekanntſchaft aber, ward
er unordentlich, ſchwaͤrmte oft halbe, ja ganze
Naͤchte, und kam betrunken nach Hauſe. Seine
gute Frau litt dadurch außerordentlich, und ſeine
ganze Familie ward beſtuͤrzt und mißmuthig. Ich
hielt es endlich fuͤr Pflicht, ihm daruͤber Vorſtel-
lungen zu machen. Dies benutzte er, um ſich zu
rechtfertigen, indem er mir die herrlichen Sachen
ruͤhmte, welche er geſehen und gehoͤrt hatte, Wun-
derdinge von Schroͤpfers Kenntniſſen erzaͤhlte und
mir zu verſtehen gab, daß er ſorgen wolle, wenn
ich der Geſellſchaft beitreten wollte. — Dieſer
Gedanke war mir ſelbſt nicht mehr fremd; ich
glaubte bei naͤherer Kenntniß der Geſellſchaft und
durch eine Art von Theilnahme beſſer auf meinen
Freund B — r wirken zu koͤnnen; und dann hatte
wohl auch Schroͤpfer ſelbſt meine Neugierde ge-
ſpannt. Ich ſagte alſo zu B — r, daß ich ſeine
Bekanntſchaft zu machen wuͤnſchte. Br. ſchien
daruͤber Freude zu haben, und ſchickte mich zu
Sch — l, den ich ſchon lange, aber nicht von der

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[124/0142] an ihn attachirt. Er trat zu der Geſellſchaft, hielt ſich im Anfang ſtill, uͤbernahm aber nachher das Sekretariat, welches um ſo mehr gut beſetzt ſeyn muſte, da Schroͤpfer, ſo gut er auch ſchwatzen und raͤſonniren konnte, nicht im Stande war, eine Zeile ordentlich und zuſammenhaͤngend zu ſchreiben. Mein Freund war bisher ein ordentli- cher und wirthſchaftlicher Mann und ein guter Hausvater geweſen, der Abends regelmaͤßig zu Hauſe blieb und alle Ausſchweifungen verabſcheute. Seit jener ungluͤcklichen Bekanntſchaft aber, ward er unordentlich, ſchwaͤrmte oft halbe, ja ganze Naͤchte, und kam betrunken nach Hauſe. Seine gute Frau litt dadurch außerordentlich, und ſeine ganze Familie ward beſtuͤrzt und mißmuthig. Ich hielt es endlich fuͤr Pflicht, ihm daruͤber Vorſtel- lungen zu machen. Dies benutzte er, um ſich zu rechtfertigen, indem er mir die herrlichen Sachen ruͤhmte, welche er geſehen und gehoͤrt hatte, Wun- derdinge von Schroͤpfers Kenntniſſen erzaͤhlte und mir zu verſtehen gab, daß er ſorgen wolle, wenn ich der Geſellſchaft beitreten wollte. — Dieſer Gedanke war mir ſelbſt nicht mehr fremd; ich glaubte bei naͤherer Kenntniß der Geſellſchaft und durch eine Art von Theilnahme beſſer auf meinen Freund B — r wirken zu koͤnnen; und dann hatte wohl auch Schroͤpfer ſelbſt meine Neugierde ge- ſpannt. Ich ſagte alſo zu B — r, daß ich ſeine Bekanntſchaft zu machen wuͤnſchte. Br. ſchien daruͤber Freude zu haben, und ſchickte mich zu Sch — l, den ich ſchon lange, aber nicht von der

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/142>, abgerufen am 23.11.2024.