Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

Bild:
<< vorherige Seite

entfernten z. B. hiesigen B B. nicht fürchten
sollte. -- Man versicherte mich dagegen, daß man
alle solche Zweifel bald unstatthaft finden werde;
und ich unterzeichnete meinen Namen auf einer
Liste, wo ich schon viel Namen mir wohl bekann-
ter und rechtschaffner Männer fand. Dann wurde
ich entlassen.

Nach einiger Zeit ward ich auch in Thätigkeit
gesetzt und erhielt Arbeiten für die Loge, welche
ich als Geheimniß behandeln mußte. Zur Be-
lohnung dafür ertheilte man mir den vierten Gr.,
bei welcher Gelegenheit mir die vorhergehende
Feierlichkeit sehr merkwürdig war. -- Die ganze
war versammlet. Der Hochw. Br. J -- als
Groß-Meister, mit allen möglichen Ordens-In-
signien, Bändern und Kleinoden geziert, öffnete
sie und hielt eine lange Rede, ohngefähr folgen-
den Inhalts:
Er habe in London die drei Grade der Joh.-
Maurerei erhalten, und es sei ihm bei seiner
Abreise von da (circa 1718 -- 20) das Pa-
tent als Groß-Meister von H. und N. S.
ertheilt worden. Als solcher habe er auch in
H. eine Loge gestiftet. Bei seinem maureri-
schen Leben habe er aber gefunden, daß auf
dem gewöhnlichen Wege der gute Zweck nicht
ganz erreicht werde; er habe sich also nach-
her an das Rosasche System angeschlossen
und überhaupt gefunden, daß die ganze
Maurerei in Deutschland nicht viel
älter seyn könne, als von der Zeit

H 2

entfernten z. B. hieſigen B B. nicht fuͤrchten
ſollte. — Man verſicherte mich dagegen, daß man
alle ſolche Zweifel bald unſtatthaft finden werde;
und ich unterzeichnete meinen Namen auf einer
Liſte, wo ich ſchon viel Namen mir wohl bekann-
ter und rechtſchaffner Maͤnner fand. Dann wurde
ich entlaſſen.

Nach einiger Zeit ward ich auch in Thaͤtigkeit
geſetzt und erhielt Arbeiten fuͤr die Loge, welche
ich als Geheimniß behandeln mußte. Zur Be-
lohnung dafuͤr ertheilte man mir den vierten Gr.,
bei welcher Gelegenheit mir die vorhergehende
Feierlichkeit ſehr merkwuͤrdig war. — Die ganze
⊠ war verſammlet. Der Hochw. Br. J — als
Groß-Meiſter, mit allen moͤglichen Ordens-In-
ſignien, Baͤndern und Kleinoden geziert, oͤffnete
ſie und hielt eine lange Rede, ohngefaͤhr folgen-
den Inhalts:
Er habe in London die drei Grade der Joh.-
Maurerei erhalten, und es ſei ihm bei ſeiner
Abreiſe von da (circa 1718 — 20) das Pa-
tent als Groß-Meiſter von H. und N. S.
ertheilt worden. Als ſolcher habe er auch in
H. eine Loge geſtiftet. Bei ſeinem maureri-
ſchen Leben habe er aber gefunden, daß auf
dem gewoͤhnlichen Wege der gute Zweck nicht
ganz erreicht werde; er habe ſich alſo nach-
her an das Roſaſche Syſtem angeſchloſſen
und uͤberhaupt gefunden, daß die ganze
Maurerei in Deutſchland nicht viel
aͤlter ſeyn koͤnne, als von der Zeit

H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0133" n="115"/>
entfernten z. B. hie&#x017F;igen B B. nicht fu&#x0364;rchten<lb/>
&#x017F;ollte. &#x2014; Man ver&#x017F;icherte mich dagegen, daß man<lb/>
alle &#x017F;olche Zweifel bald un&#x017F;tatthaft finden werde;<lb/>
und ich unterzeichnete meinen Namen auf einer<lb/>
Li&#x017F;te, wo ich &#x017F;chon viel Namen mir wohl bekann-<lb/>
ter und recht&#x017F;chaffner Ma&#x0364;nner fand. Dann wurde<lb/>
ich entla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Nach einiger Zeit ward ich auch in Tha&#x0364;tigkeit<lb/>
ge&#x017F;etzt und erhielt Arbeiten fu&#x0364;r die Loge, welche<lb/>
ich als Geheimniß behandeln mußte. Zur Be-<lb/>
lohnung dafu&#x0364;r ertheilte man mir den vierten Gr.,<lb/>
bei welcher Gelegenheit mir die vorhergehende<lb/>
Feierlichkeit &#x017F;ehr merkwu&#x0364;rdig war. &#x2014; Die ganze<lb/>
&#x22A0; war ver&#x017F;ammlet. Der Hochw. Br. J &#x2014; als<lb/>
Groß-Mei&#x017F;ter, mit allen mo&#x0364;glichen Ordens-In-<lb/>
&#x017F;ignien, Ba&#x0364;ndern und Kleinoden geziert, o&#x0364;ffnete<lb/>
&#x017F;ie und hielt eine lange Rede, ohngefa&#x0364;hr folgen-<lb/>
den Inhalts:<lb/><hi rendition="#et">Er habe in London die drei Grade der Joh.-<lb/>
Maurerei erhalten, und es &#x017F;ei ihm bei &#x017F;einer<lb/>
Abrei&#x017F;e von da (<hi rendition="#aq">circa</hi> 1718 &#x2014; 20) das Pa-<lb/>
tent als Groß-Mei&#x017F;ter von H. und N. S.<lb/>
ertheilt worden. Als &#x017F;olcher habe er auch in<lb/>
H. eine Loge ge&#x017F;tiftet. Bei &#x017F;einem maureri-<lb/>
&#x017F;chen Leben habe er aber gefunden, daß auf<lb/>
dem gewo&#x0364;hnlichen Wege der gute Zweck nicht<lb/>
ganz erreicht werde; er habe &#x017F;ich al&#x017F;o nach-<lb/>
her an das Ro&#x017F;a&#x017F;che Sy&#x017F;tem ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und u&#x0364;berhaupt gefunden, <hi rendition="#g">daß die ganze<lb/>
Maurerei in Deut&#x017F;chland nicht viel<lb/>
a&#x0364;lter &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, als von der Zeit</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0133] entfernten z. B. hieſigen B B. nicht fuͤrchten ſollte. — Man verſicherte mich dagegen, daß man alle ſolche Zweifel bald unſtatthaft finden werde; und ich unterzeichnete meinen Namen auf einer Liſte, wo ich ſchon viel Namen mir wohl bekann- ter und rechtſchaffner Maͤnner fand. Dann wurde ich entlaſſen. Nach einiger Zeit ward ich auch in Thaͤtigkeit geſetzt und erhielt Arbeiten fuͤr die Loge, welche ich als Geheimniß behandeln mußte. Zur Be- lohnung dafuͤr ertheilte man mir den vierten Gr., bei welcher Gelegenheit mir die vorhergehende Feierlichkeit ſehr merkwuͤrdig war. — Die ganze ⊠ war verſammlet. Der Hochw. Br. J — als Groß-Meiſter, mit allen moͤglichen Ordens-In- ſignien, Baͤndern und Kleinoden geziert, oͤffnete ſie und hielt eine lange Rede, ohngefaͤhr folgen- den Inhalts: Er habe in London die drei Grade der Joh.- Maurerei erhalten, und es ſei ihm bei ſeiner Abreiſe von da (circa 1718 — 20) das Pa- tent als Groß-Meiſter von H. und N. S. ertheilt worden. Als ſolcher habe er auch in H. eine Loge geſtiftet. Bei ſeinem maureri- ſchen Leben habe er aber gefunden, daß auf dem gewoͤhnlichen Wege der gute Zweck nicht ganz erreicht werde; er habe ſich alſo nach- her an das Roſaſche Syſtem angeſchloſſen und uͤberhaupt gefunden, daß die ganze Maurerei in Deutſchland nicht viel aͤlter ſeyn koͤnne, als von der Zeit H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/133
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/133>, abgerufen am 24.11.2024.