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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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laden. Als es Zehen schlug, sagte er zu seinem Sohn: Es ist Zeit, daß ich
hingehe zum Mittags-Essen
. Der Sohn widerrieth es ihm, und sagte,
er solte seine Reputation zu erhalten, warten, biß man ihn noch ein-
mal ruffe
. Der Schulmeister aber, nachdem er noch eine Weile gewartet
hatte, wurde über den langen Verzug ungeduldig, ruffte seinen Jungen wie-
der und sprach, er solte hingehen und sagen, daß man ihn noch einmahl
bitten möchte, weil es bey nahe eilff Uhr ware
.

Ein Doctor Medicinae ward zu einem krancken Edelmann geruffen, und
dieser schickte jenem, zu dem Ende seine Kutsche. Unter Weges giengen denen
Pferden die Eisen ab, und der Kutscher hielte vor einer Schmiede stille, solche
wieder feste machen zu lassen. Als aber dem Doctor die Zeit zu lange fiel, ruffete er
dem Kutscher zu: Auf! auf! Lasset uns eilen. Der Kutscher sprach: Herr!
Ihr müsset verziehen biß die Pferde beschlagen seynd
. Hierauf platzete der
Doctor mit diesen lächerlichen Worten heraus: Nichts! nichts. Fahret
ihr nur fort mit der Kutsche, die Pferde werden schon nachkommen
.

Ein Doctor derer Rechten reisete nach Franckfurth am Mayn, und es
zerbrach ihm auf dem Wege seine Kutsche. Derohalben schriebe er an seinen
Vetter, der ein Fürstlicher Bedienter gewesen, und etwa eine Meile davon
wohnete, ihn Freundlich bittende, er möchte demselben doch auf etliche Tage
seine Kutsche leyhen. Nachdem der Brief fertig, wolte er ihn alsbald über-
schicken. Unterdessen aber kömmt der Kutscher, und sagt, die Kutsche wäre
wieder zu rechte gebracht folglich nunmehro nicht von Nöthen, eine
andere zu lehnen
. Da zerrisse der Herr Doctor seinen Brief, ließ Feder und
Dinte holen, schrieb seinem Vetter einen andern, bedanckte sich darinnen
freundlich vor die Freundschafft, welche er ihm mit Lehnung seiner Kutsche ha-
be erzeigen wollen, und daß er derselben nunmehro nicht bedürffte, weil seine
eigene schon wieder gemachet wäre, Mit diesem Schreiben hat er einen ab-
gefertiget, der es seinem Vetter überbringen müssen.

Ein Studiosus, als er nach Amsterdam kam, und die grossen Schiffe
auf der See daher gehen sahe, fragte, ob sie Fusse hatten. Als er auch die
kleinen Boote und Chaloupen sahe, fragte derselbe, ob das derer grossen ih-
re Kinder wären
.

Ein anderer, als er vor dem Rectore verklaget ward, und hörete, daß
seines Wiedersachers Advocat den Bartholum und Baldum anzog fiel er diesem

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laden. Als es Zehen ſchlug, ſagte er zu ſeinem Sohn: Es iſt Zeit, daß ich
hingehe zum Mittags-Eſſen
. Der Sohn widerrieth es ihm, und ſagte,
er ſolte ſeine Reputation zu erhalten, warten, biß man ihn noch ein-
mal ruffe
. Der Schulmeiſter aber, nachdem er noch eine Weile gewartet
hatte, wurde uͤber den langen Verzug ungeduldig, ruffte ſeinen Jungen wie-
der und ſprach, er ſolte hingehen und ſagen, daß man ihn noch einmahl
bitten moͤchte, weil es bey nahe eilff Uhr wåre
.

Ein Doctor Medicinæ ward zu einem krancken Edelmann geruffen, und
dieſer ſchickte jenem, zu dem Ende ſeine Kutſche. Unter Weges giengen denen
Pferden die Eiſen ab, und der Kutſcher hielte vor einer Schmiede ſtille, ſolche
wieder feſte machen zu laſſen. Als aber dem Doctor die Zeit zu lange fiel, ruffete er
dem Kutſcher zu: Auf! auf! Laſſet uns eilen. Der Kutſcher ſprach: Herr!
Ihr muͤſſet verziehen biß die Pferde beſchlagen ſeynd
. Hierauf platzete der
Doctor mit dieſen laͤcherlichen Worten heraus: Nichts! nichts. Fahret
ihr nur fort mit der Kutſche, die Pferde werden ſchon nachkommen
.

Ein Doctor derer Rechten reiſete nach Franckfurth am Mayn, und es
zerbrach ihm auf dem Wege ſeine Kutſche. Derohalben ſchriebe er an ſeinen
Vetter, der ein Fuͤrſtlicher Bedienter geweſen, und etwa eine Meile davon
wohnete, ihn Freundlich bittende, er moͤchte demſelben doch auf etliche Tage
ſeine Kutſche leyhen. Nachdem der Brief fertig, wolte er ihn alsbald uͤber-
ſchicken. Unterdeſſen aber koͤmmt der Kutſcher, und ſagt, die Kutſche waͤre
wieder zu rechte gebracht folglich nunmehro nicht von Noͤthen, eine
andere zu lehnen
. Da zerriſſe der Herr Doctor ſeinen Brief, ließ Feder und
Dinte holen, ſchrieb ſeinem Vetter einen andern, bedanckte ſich darinnen
freundlich vor die Freundſchafft, welche er ihm mit Lehnung ſeiner Kutſche ha-
be erzeigen wollen, und daß er derſelben nunmehro nicht beduͤrffte, weil ſeine
eigene ſchon wieder gemachet waͤre, Mit dieſem Schreiben hat er einen ab-
gefertiget, der es ſeinem Vetter uͤberbringen muͤſſen.

Ein Studioſus, als er nach Amſterdam kam, und die groſſen Schiffe
auf der See daher gehen ſahe, fragte, ob ſie Fůſſe håtten. Als er auch die
kleinen Boote und Chaloupen ſahe, fragte derſelbe, ob das derer groſſen ih-
re Kinder waͤren
.

Ein anderer, als er vor dem Rectore verklaget ward, und hoͤrete, daß
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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/99>, abgerufen am 22.11.2024.