Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.cken. Lucinius schilt den Vettium, daß er sich mit Sabinischen Praenestini" sen D 3
cken. Lucinius ſchilt den Vettium, daß er ſich mit Sabiniſchen Præneſtini„ ſen D 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="29"/> cken. <hi rendition="#aq">Lucinius</hi> ſchilt den <hi rendition="#aq">Vettium,</hi> daß er ſich mit Sabiniſchen <hi rendition="#aq">Præneſtini</hi>„<lb/> ſchen und <hi rendition="#aq">Tuſci</hi>ſchen Woͤrtern beholffen habe. <hi rendition="#aq">Aſinius Bollio</hi> will dem <hi rendition="#aq">Tito„<lb/> Livio</hi> Schuld geben, er nehme den Landsmann zu ſehr mit, und wolle auch„<lb/> in denen Worten gar zu <hi rendition="#aq">Paduani</hi>ſch ſeyn. <hi rendition="#aq">Palæmon</hi> will gar an den <hi rendition="#aq">Marcum„<lb/> Vatronem,</hi> um geringer <hi rendition="#aq">Grammaticali</hi>ſchen Sache willen. <hi rendition="#aq">Quindilianus</hi> will„<lb/> dem <hi rendition="#aq">Seneca</hi> einen Kuͤchen-Schilling geben, dieweil er, in geringen und kur-„<lb/> tzen <hi rendition="#aq">Sententiis,</hi> die Krafft und den Nachdruck etlicher Woͤrter vernichtet.„<lb/><hi rendition="#aq">Valla</hi> zeucht allen <hi rendition="#aq">Grammaticos,</hi> die vor ihm geweſen, uͤber die Banck, und„<lb/> wird vom <hi rendition="#aq">Muncinello,</hi> und <hi rendition="#aq">Poggio,</hi> wieder heruͤber gezogen. Uber dieſe fin-„<lb/> den ſich noch etliche andere <hi rendition="#aq">Pedanten</hi> und Schul-Fuͤchſe welche, um ihrer <hi rendition="#aq">qua-„<lb/> litæ</hi>ten willen, billig bey jederman verhaſt ſeyn ſollen. Daß ſiehet man an„<lb/> dem eigenſinnigen und Hirnſchelligen <hi rendition="#aq">Domitiano (NB. Domitianus à Domi-„<lb/> tor & anus)</hi> ſo die Buben nur bey dem hinterſten aufzaͤumet, der zu Rom ein„<lb/> Schulmeiſter geweſen, und an dem unbeſcheidenen <hi rendition="#aq">Orbilio (Orbilius quaſi„<lb/> orbis bilis,</hi> die Galle, die Geiſſel, die Ruthe, oder der Zorn der Welt) der„<lb/> zur Zeit <hi rendition="#aq">Ciceronis</hi> zu <hi rendition="#aq">Benevento</hi> ein Schulmeiſter geweſen. Item an <hi rendition="#aq">Rhen-„<lb/> nio Palamone,</hi> welcher ihm duͤncken ließ, es waͤren die freyen Kuͤnſte mit ihm„<lb/> aufgekommen, und wuͤrden auch wiederum mit ihm abſterben. Ferner an„<lb/><hi rendition="#aq">Lionide,</hi> der ein <hi rendition="#aq">Pædagogus Alexandri</hi> geweſen, und wie <hi rendition="#aq">Diognes Babyloni-„<lb/> cus</hi> ſchreibet, deſſen Gemuͤthe in der Jugend zu allerhand Untugenden ange-„<lb/> fuͤhret; und an einem Andern, welchen <hi rendition="#aq">Crates,</hi> der <hi rendition="#aq">Philoſophus,</hi> mit Faͤu-„<lb/> ſten geſchlagen, weil er einen ihm anvertrauten Knaben, in ſeiner Jugend ver-„<lb/> derbet hatte. Was ſolle ich ſagen von etlichen boͤſen Laͤſter-Maͤulern, wel-„<lb/> che alles wollen tadeln, <hi rendition="#aq">reformi</hi>ren und <hi rendition="#aq">critiſi</hi>ren. Einer ſchilt den <hi rendition="#aq">Plato-„<lb/> nem,</hi> daß er keine Ordnung haͤlt in ſeinen Schrifften. Der andere ſagt„<lb/> vom <hi rendition="#aq">Virgilio,</hi> er habe den <hi rendition="#aq">Theocritum</hi> und <hi rendition="#aq">Homerum</hi> beraubt, ausgeſchmier-„<lb/> ret, ja wohl gar geſchunden. Ein anderer ſagt vom <hi rendition="#aq">Cicerone,</hi> daß er auch„<lb/> nicht die beſte Ordnung uͤberall gehalten habe. Ein anderer will an den <hi rendition="#aq">Sa-„<lb/> luſtium,</hi> daß er zu ſehr gezwungen ſey. Ein anderer ſchnurret den <hi rendition="#aq">Terentium</hi>„<lb/> an, daß er ſeine <hi rendition="#aq">Comœdien</hi> von <hi rendition="#aq">Labeone</hi> und <hi rendition="#aq">Scipione</hi> gebetelt. <hi rendition="#aq">Macrobius</hi>„<lb/> muß auch ein undanckbarer und unverſchaͤmter Geſelle ſeyn, <hi rendition="#aq">Plinius</hi> ein Luͤg-„<lb/> ner, und <hi rendition="#aq">Ovidius</hi> von Eigen-Ruhm ſtincken. In Summa, es gehet keiner„<lb/> voruͤber, der ihnen nicht muß herhalten, und ſich von ihnen laſſen meiſtern.„<lb/> Was ſoll ich ſagen von dem naͤrriſchen Hochmuth etlicher, welche, damit ſie„<lb/> Aufſehens maͤchen moͤgen, mit einem Spruch, welchen ſie aus dem <hi rendition="#aq">Cice-„<lb/> rone,</hi> oder aus einem <hi rendition="#aq">Pœten</hi> auswendig gelernet, aufgezogen kommen. Die-„<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ſen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0073]
cken. Lucinius ſchilt den Vettium, daß er ſich mit Sabiniſchen Præneſtini„
ſchen und Tuſciſchen Woͤrtern beholffen habe. Aſinius Bollio will dem Tito„
Livio Schuld geben, er nehme den Landsmann zu ſehr mit, und wolle auch„
in denen Worten gar zu Paduaniſch ſeyn. Palæmon will gar an den Marcum„
Vatronem, um geringer Grammaticaliſchen Sache willen. Quindilianus will„
dem Seneca einen Kuͤchen-Schilling geben, dieweil er, in geringen und kur-„
tzen Sententiis, die Krafft und den Nachdruck etlicher Woͤrter vernichtet.„
Valla zeucht allen Grammaticos, die vor ihm geweſen, uͤber die Banck, und„
wird vom Muncinello, und Poggio, wieder heruͤber gezogen. Uber dieſe fin-„
den ſich noch etliche andere Pedanten und Schul-Fuͤchſe welche, um ihrer qua-„
litæten willen, billig bey jederman verhaſt ſeyn ſollen. Daß ſiehet man an„
dem eigenſinnigen und Hirnſchelligen Domitiano (NB. Domitianus à Domi-„
tor & anus) ſo die Buben nur bey dem hinterſten aufzaͤumet, der zu Rom ein„
Schulmeiſter geweſen, und an dem unbeſcheidenen Orbilio (Orbilius quaſi„
orbis bilis, die Galle, die Geiſſel, die Ruthe, oder der Zorn der Welt) der„
zur Zeit Ciceronis zu Benevento ein Schulmeiſter geweſen. Item an Rhen-„
nio Palamone, welcher ihm duͤncken ließ, es waͤren die freyen Kuͤnſte mit ihm„
aufgekommen, und wuͤrden auch wiederum mit ihm abſterben. Ferner an„
Lionide, der ein Pædagogus Alexandri geweſen, und wie Diognes Babyloni-„
cus ſchreibet, deſſen Gemuͤthe in der Jugend zu allerhand Untugenden ange-„
fuͤhret; und an einem Andern, welchen Crates, der Philoſophus, mit Faͤu-„
ſten geſchlagen, weil er einen ihm anvertrauten Knaben, in ſeiner Jugend ver-„
derbet hatte. Was ſolle ich ſagen von etlichen boͤſen Laͤſter-Maͤulern, wel-„
che alles wollen tadeln, reformiren und critiſiren. Einer ſchilt den Plato-„
nem, daß er keine Ordnung haͤlt in ſeinen Schrifften. Der andere ſagt„
vom Virgilio, er habe den Theocritum und Homerum beraubt, ausgeſchmier-„
ret, ja wohl gar geſchunden. Ein anderer ſagt vom Cicerone, daß er auch„
nicht die beſte Ordnung uͤberall gehalten habe. Ein anderer will an den Sa-„
luſtium, daß er zu ſehr gezwungen ſey. Ein anderer ſchnurret den Terentium„
an, daß er ſeine Comœdien von Labeone und Scipione gebetelt. Macrobius„
muß auch ein undanckbarer und unverſchaͤmter Geſelle ſeyn, Plinius ein Luͤg-„
ner, und Ovidius von Eigen-Ruhm ſtincken. In Summa, es gehet keiner„
voruͤber, der ihnen nicht muß herhalten, und ſich von ihnen laſſen meiſtern.„
Was ſoll ich ſagen von dem naͤrriſchen Hochmuth etlicher, welche, damit ſie„
Aufſehens maͤchen moͤgen, mit einem Spruch, welchen ſie aus dem Cice-„
rone, oder aus einem Pœten auswendig gelernet, aufgezogen kommen. Die-„
ſen
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