Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.nig wahrer Gelehrsamkeit und gar keiner Weißheit geschmückten, sondern mit Es ist ein altes Teutsches Sprüchwort: Wann man un- Eine Hure, wann man sie schilt, was sie ist, kan es am we- fres-
nig wahrer Gelehrſamkeit und gar keiner Weißheit geſchmuͤckten, ſondern mit Es iſt ein altes Teutſches Spruͤchwort: Wann man un- Eine Hure, wann man ſie ſchilt, was ſie iſt, kan es am we- freſ-
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nig wahrer Gelehrſamkeit und gar keiner Weißheit geſchmuͤckten, ſondern mit
lauter Ungeſchicklichkeit, Grobheit und Toͤlpeley angefuͤlleten Schul-Tuͤran-
nen durchhechelt hat, entgegen ſetzen, welche alſo laulet:
Es iſt ein altes Teutſches Spruͤchwort: Wann man un-
ter die Hunde wirfft, welchen man trifft, der ſchreyet.
Alſo iſt es auch dem Collectori dieſes Buͤchleins ergangen. Er hat
vermeynet, wann er niemand nenne, nur insgemein von dem
Ubelſtand rede, und die boͤſen Mores etlicher Bachanten taxire, ſo
ſeye es genug. Aber er befindet das Widerſpiel, indem ſich etliche
Petanten und Schul-Fuͤchſe ſelbſt nicht verhelen koͤnnen, ſondern
ſagen: Damit ſtichelt er auf mich; jenes iſt auf dich ge-
machet. Iſt es auf dich, ſo ſeye es auf dich, du wirſt es am be-
ſten wiſſen. Ich meyne dich nicht. Wilſt du dich ſelber nennen
wird man dich deſto beſſer kennen, und jedermann ſagen, ich habe
nichts als die Wahrheit geſchrieben. Kayſer Sigismundus iſt ein
anderer Potentat geweſen, als ihr Schul-Potentaten. Da ihm
geſaget wurde: Die Leute reden Ew. Kayſerl. Majeſtaͤt
uͤbels nach, antwortete er: Was Wunder hoͤre ich? Wa-
rum ſollen ſie nichts uͤbels reden; da wir doch uͤbels thun?
Dieſes ſagte ein groſſer Kayſer. Aber unſere Scholaſtici, unſere
Stoici, und unſere Stockheiligen, ſeynd mit ihrem groſſen Philoſo-
phiſchen Witz zu dieſer Kaͤyſerlichen Geſtalt und Beſcheidenheit noch
nicht gelanget.
Eine Hure, wann man ſie ſchilt, was ſie iſt, kan es am we-
nigſten leiden, ſondern will ſich weit ſchoͤner und ſauberer ſtellen,
als ſie an ſich ſelber iſt. Ja ſagen ſie, aber er verachtet die bonas
literas. Nein, meine liebe Herren! ich verachte nicht die bonas li-
teras, ſondern eure malos mores. Querels mea in bonos non con-
venit, gaudeant hæc dici, qui non ſunt tales. Vos maculas & vibices
literarum inſequor. Die ihr meynet, ihr habt das Latein allein ge-
freſ-
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