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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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solches in Acht genommen haben, gewohnt sind, es denen furchtsamen Solda-
ten nachzuthun, und sie zum Treffen gehen, ihr Gemüthe vorhero durch einen
guten Trunck aufzumuntern, und wann sie dann also, in solchem besoffenen
Zustande, nur nicht gar verstummen, so sind sie mit ihrem vermeynten Siege
schon mehr als zuwohl zu frieden. Man erzehlet unter andern von dem Do-
minicus de llandria,
daß, als er den Argyrophilus, einen griechischen hoch-
erfahrnen
und sehr berühmten Mann, in einem solchen gelehrten Zwey-
kampff überwunden, und ihm biß 100. Sätze aufgelöset oder widerleget hatte,
er selbst gesaget: Daß, wann er noch die andere Kanne Wein (denn ei-
ne hatte er bereits ausgetruncken ehe er auf den Kampff-Platz gieng) zu sich
genommen hätte, so wolte er wohl gantz Griechenland bestritten
haben.

Diejenigen, welche rechte Profession von der gelehrten Klopfechte-
rey,
oder dem hartnäckigen disputiren machen, haben allemal einen gantzen
Sack voll stachlichte Reden im Vorrath, die Zuhörer dadurch zum Lachen
zu bewegen, sprechen auch wohl; Es klinget doch schön, wann man ein Phi-
losophi
scher Attila, Doctor-L[i]centiaten oder Magister-Geissel genannt
wird.
Hierzu helffen die sogenannten Instantzien aus der Logica allerdings
viel, wann sie fein lustig ausgedacht sind, und es wird Verstand erfordert,
diese herum zu drehen. Allein es werden dergleichen Spötter öffters auch
gantz entsetzliches bezahlet. Einstmals wolte einer den berühmten Jacobum
Thomasium
zu Leipzig herunter machen, und bediente sich unter andern spöt-
tischen Redens-Arten dieser Worte gegen ihn: Das klingt eben so, als wann
ich sagen wolte; Du bist ein Hase und wilst doch Brey essen.
Aber weil
dieser Hohnsprecher gleich zwischen zweyen andern Opponenten saß, so antwor-
tete Thomasius gar hurtig: Was den Hasen betrifft, denselben wollen
wir im Mittel beruhen lassen;
worüber ein hefftiges Gelächter entstanden,
und alle Boßheit seines Gegners zu schanden worden ist.

Denen Marckt-Schreyern arten diejenigen Gelehrten ebenfalls nicht
übel nach, welche damit sie nur derer Leute Augen auf sich ziehen mögen, sich
entweder einer sehr prächtigen, oder aber auch wohl gantz besondern und unge-
wöhnlichen Kleidung bedienen. Wir wollen uns nicht bey denen alten Py-
thagoraeern,
Stänckern und andern auf halten, die wann sie nur einen Stab
und Tasche mit sich trugen, einen Mantel über die Achsel hängen, und das

fin-
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ſolches in Acht genommen haben, gewohnt ſind, es denen furchtſamen Solda-
ten nachzuthun, und ſie zum Treffen gehen, ihr Gemuͤthe vorhero durch einen
guten Trunck aufzumuntern, und wann ſie dann alſo, in ſolchem beſoffenen
Zuſtande, nur nicht gar verſtummen, ſo ſind ſie mit ihrem vermeynten Siege
ſchon mehr als zuwohl zu frieden. Man erzehlet unter andern von dem Do-
minicus de llandria,
daß, als er den Argyrophilus, einen griechiſchen hoch-
erfahrnen
und ſehr beruͤhmten Mann, in einem ſolchen gelehrten Zwey-
kampff uͤberwunden, und ihm biß 100. Saͤtze aufgeloͤſet oder widerleget hatte,
er ſelbſt geſaget: Daß, wann er noch die andere Kanne Wein (denn ei-
ne hatte er bereits ausgetruncken ehe er auf den Kampff-Platz gieng) zu ſich
genommen haͤtte, ſo wolte er wohl gantz Griechenland beſtritten
haben.

Diejenigen, welche rechte Profeſſion von der gelehrten Klopfechte-
rey,
oder dem hartnaͤckigen diſputiren machen, haben allemal einen gantzen
Sack voll ſtachlichte Reden im Vorrath, die Zuhoͤrer dadurch zum Lachen
zu bewegen, ſprechen auch wohl; Es klinget doch ſchoͤn, wann man ein Phi-
loſophi
ſcher Attila, Doctor-L[i]centiaten oder Magiſter-Geiſſel genannt
wird.
Hierzu helffen die ſogenannten Inſtantzien aus der Logica allerdings
viel, wann ſie fein luſtig ausgedacht ſind, und es wird Verſtand erfordert,
dieſe herum zu drehen. Allein es werden dergleichen Spoͤtter oͤffters auch
gantz entſetzliches bezahlet. Einſtmals wolte einer den beruͤhmten Jacobum
Thomaſium
zu Leipzig herunter machen, und bediente ſich unter andern ſpoͤt-
tiſchen Redens-Arten dieſer Worte gegen ihn: Das klingt eben ſo, als wann
ich ſagen wolte; Du biſt ein Haſe und wilſt doch Brey eſſen.
Aber weil
dieſer Hohnſprecher gleich zwiſchen zweyen andern Opponenten ſaß, ſo antwor-
tete Thomaſius gar hurtig: Was den Haſen betrifft, denſelben wollen
wir im Mittel beruhen laſſen;
woruͤber ein hefftiges Gelaͤchter entſtanden,
und alle Boßheit ſeines Gegners zu ſchanden worden iſt.

Denen Marckt-Schreyern arten diejenigen Gelehrten ebenfalls nicht
uͤbel nach, welche damit ſie nur derer Leute Augen auf ſich ziehen moͤgen, ſich
entweder einer ſehr praͤchtigen, oder aber auch wohl gantz beſondern und unge-
woͤhnlichen Kleidung bedienen. Wir wollen uns nicht bey denen alten Py-
thagoræern,
Staͤnckern und andern auf halten, die wann ſie nur einen Stab
und Taſche mit ſich trugen, einen Mantel uͤber die Achſel haͤngen, und das

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D d
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[209/0253] ſolches in Acht genommen haben, gewohnt ſind, es denen furchtſamen Solda- ten nachzuthun, und ſie zum Treffen gehen, ihr Gemuͤthe vorhero durch einen guten Trunck aufzumuntern, und wann ſie dann alſo, in ſolchem beſoffenen Zuſtande, nur nicht gar verſtummen, ſo ſind ſie mit ihrem vermeynten Siege ſchon mehr als zuwohl zu frieden. Man erzehlet unter andern von dem Do- minicus de llandria, daß, als er den Argyrophilus, einen griechiſchen hoch- erfahrnen und ſehr beruͤhmten Mann, in einem ſolchen gelehrten Zwey- kampff uͤberwunden, und ihm biß 100. Saͤtze aufgeloͤſet oder widerleget hatte, er ſelbſt geſaget: Daß, wann er noch die andere Kanne Wein (denn ei- ne hatte er bereits ausgetruncken ehe er auf den Kampff-Platz gieng) zu ſich genommen haͤtte, ſo wolte er wohl gantz Griechenland beſtritten haben. Diejenigen, welche rechte Profeſſion von der gelehrten Klopfechte- rey, oder dem hartnaͤckigen diſputiren machen, haben allemal einen gantzen Sack voll ſtachlichte Reden im Vorrath, die Zuhoͤrer dadurch zum Lachen zu bewegen, ſprechen auch wohl; Es klinget doch ſchoͤn, wann man ein Phi- loſophiſcher Attila, Doctor-Licentiaten oder Magiſter-Geiſſel genannt wird. Hierzu helffen die ſogenannten Inſtantzien aus der Logica allerdings viel, wann ſie fein luſtig ausgedacht ſind, und es wird Verſtand erfordert, dieſe herum zu drehen. Allein es werden dergleichen Spoͤtter oͤffters auch gantz entſetzliches bezahlet. Einſtmals wolte einer den beruͤhmten Jacobum Thomaſium zu Leipzig herunter machen, und bediente ſich unter andern ſpoͤt- tiſchen Redens-Arten dieſer Worte gegen ihn: Das klingt eben ſo, als wann ich ſagen wolte; Du biſt ein Haſe und wilſt doch Brey eſſen. Aber weil dieſer Hohnſprecher gleich zwiſchen zweyen andern Opponenten ſaß, ſo antwor- tete Thomaſius gar hurtig: Was den Haſen betrifft, denſelben wollen wir im Mittel beruhen laſſen; woruͤber ein hefftiges Gelaͤchter entſtanden, und alle Boßheit ſeines Gegners zu ſchanden worden iſt. Denen Marckt-Schreyern arten diejenigen Gelehrten ebenfalls nicht uͤbel nach, welche damit ſie nur derer Leute Augen auf ſich ziehen moͤgen, ſich entweder einer ſehr praͤchtigen, oder aber auch wohl gantz beſondern und unge- woͤhnlichen Kleidung bedienen. Wir wollen uns nicht bey denen alten Py- thagoræern, Staͤnckern und andern auf halten, die wann ſie nur einen Stab und Taſche mit ſich trugen, einen Mantel uͤber die Achſel haͤngen, und das fin- D d

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/253>, abgerufen am 22.11.2024.