Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.Fasten-Zeit keine guten Gedancken verderben möge. Ich werde eitel Kan man hier nicht mit allem Recht ausruffen und sagen: O gelehrte In prächtigen Bücher-Titeln suchen viele Gelehrte ebenfalls einen gantz Es fieng ein Berg zu kreisten an, Und that, als wann er schwanger wär. Als nun fast jederman, Auf die Geburt mit Furcht und Zittern wartete, So kam ein Mäußgen her, Und brachte was zu lachen: Ein Prahler, der uns viel verspricht, Und liefert solches dennoch nicht, Pflegts eben so zu machen. Sehr wohl läßet es sich lesen, was Plinius Secundus von der Gewohnheit Ein
Faſten-Zeit keine guten Gedancken verderben moͤge. Ich werde eitel Kan man hier nicht mit allem Recht ausruffen und ſagen: O gelehrte In praͤchtigen Buͤcher-Titeln ſuchen viele Gelehrte ebenfalls einen gantz Es fieng ein Berg zu kreiſten an, Und that, als wann er ſchwanger waͤr. Als nun faſt jederman, Auf die Geburt mit Furcht und Zittern wartete, So kam ein Maͤußgen her, Und brachte was zu lachen: Ein Prahler, der uns viel verſpricht, Und liefert ſolches dennoch nicht, Pflegts eben ſo zu machen. Sehr wohl laͤßet es ſich leſen, was Plinius Secundus von der Gewohnheit Ein
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Faſten-Zeit keine guten Gedancken verderben moͤge. Ich werde eitel
Gutes haben. Dienſtags fruͤhe in der ſiebenden Stunde, im neuen
Frantzoͤſiſchen Auditorio.
Kan man hier nicht mit allem Recht ausruffen und ſagen: O gelehrte
Eitelkeit! O gelehrte Thorheit! Man muß auch dabey noch dieſes beo-
bachten, daß er eine Stunde zu ſeiner Lection genommen, in welcher faſt noch
jederman ſchlaͤfft, nemlich fruͤhe Morgens von 6.---7. Uhr. Deswegen
hatte er auch faſt gar keine Zuhoͤrer, und man nannte ihn, Spotts-weiſe nur
eine Stimme in der Wuͤſten.
In praͤchtigen Buͤcher-Titeln ſuchen viele Gelehrte ebenfalls einen gantz
greulichen eitlen Ruhm. Alſo ſind ſie insgemein herrlich eingerichtet, und
ſcheinen viel groſſes und ſonderbares zu verſprechen. Durchſuchet man aber
das Buch ſelber, ſo findet man, das die Leſer hinters Licht gefuͤhret ſind. Von
ſolchen praͤchtigen Tireln, und denenjenigen, welche ſich verſchiedene ge-
lehrten Geſellſchafften beygeleget haben, heiſſet es wohl recht:
Es fieng ein Berg zu kreiſten an,
Und that, als wann er ſchwanger waͤr.
Als nun faſt jederman,
Auf die Geburt mit Furcht und Zittern wartete,
So kam ein Maͤußgen her,
Und brachte was zu lachen:
Ein Prahler, der uns viel verſpricht,
Und liefert ſolches dennoch nicht,
Pflegts eben ſo zu machen.
Sehr wohl laͤßet es ſich leſen, was Plinius Secundus von der Gewohnheit
derer Griechen ſchreibet, nemlich: Die Griechen ſind in ihren Titlen ſehr
reich und gluͤcklich. Bald muß ein Buch den Namen des Bienen-
Stocks fuͤhren, eben als wann eitel Honig darinnen anzutreffen waͤre.
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