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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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15) Nicht wie er, durch die guten Wercke gerecht werden wollen, son-
dern bloß durch den Glauben, ob wir gleich lehren, daß die guten Wercke mit
dem Glauben auf das genaueste müssen verknüpffet seyn.
16) Nicht, wie er, die Verfolgung in Religions und Gewissens Sachen
statuiren, noch sagen, daß es recht seye, Hencker, Marter, Quaal und Pein zu
employren, die Religion dadurch auszubreiten.
17) Nicht wie er sagen, Haereticis non est servanda fides, das ist, man
müsse
Ketzern, oder solchen Leuten, die mit uns nicht einerley Religion
haben, keine Treue, keinen Glauben, keine Eydschwüre, keine Friedens-
Schlusse, keine
Pacta, keine Versprechung &c. halten.

Dieses sind justement die Ursachen warum uns dieser unverschämte Kerl
lästert, verdammet, verfluchet. Im übrigen bedencket er nicht, das wir eben
sowohl wie die Römisch-Catholische Kirche, ein eintziges göttliches Wesen in
dreyen Personen glauben und verehren. Item, daß wir Christum vor unsern
eintzigen Heiland, Erlöser und Seligmacher halten. Ferner wie die Haupt-
Regel unserer Religion, bey diesem Glaubens-Bekänntniß, diese ist, daß
wir GOtt uber alles furchten, von gantzem Hertzen, von gantzer Seelen
lieben, und ihm allein vertrauen, auch unsern Nechsten als uns selber
lieben mussen;
auf welche Weise, und wann ein jedweder nur dieser Regel
folgte, alle Sünden cessiren würden. Daß aber solches von denen wenigsten
beobachtet wird, solches beklagen wir leider! und lehren indessen, daß kein
wahrer, bekehrter, in der Gnade GOttes stehender Christ in wirck-
lichen und herrschenden Sunden leben müsse, oder aber, er könne ande-
derergestalt keinen Theil am Reiche GOttes haben.

Endlich muß ich noch dieses anmercken, daß dieser unverschämte Lästerer
spricht, Kayser Carolus V. habe zwar anfangs das Exercitium der Aug-
spurgischen
Confession im Römischen Reiche erlaubet, hernach aber,
durch einen Reichs-Abschied wieder verboten.
Das wissen wir wohl.
Allein warum redet der Lästerer nichts vom Passauischen Religions-Frieden,
wodurch das freye Religions-Exercitium derer Protestanten im Römischen-
Reiche auf das herrlichste versichert und feste gesetzet worden? Warum geden-
cket er auch nichts vom Westphälischen Frieden, worinnen solches Religions-

Exer-
Y 2
15) Nicht wie er, durch die guten Wercke gerecht werden wollen, ſon-
dern bloß durch den Glauben, ob wir gleich lehren, daß die guten Wercke mit
dem Glauben auf das genaueſte muͤſſen verknuͤpffet ſeyn.
16) Nicht, wie er, die Verfolgung in Religions und Gewiſſens Sachen
ſtatuiren, noch ſagen, daß es recht ſeye, Hencker, Marter, Quaal und Pein zu
employren, die Religion dadurch auszubreiten.
17) Nicht wie er ſagen, Hæreticis non eſt ſervanda fides, das iſt, man
muͤſſe
Ketzern, oder ſolchen Leuten, die mit uns nicht einerley Religion
haben, keine Treue, keinen Glauben, keine Eydſchwuͤre, keine Friedens-
Schlůſſe, keine
Pacta, keine Verſprechung &c. halten.

Dieſes ſind juſtement die Urſachen warum uns dieſer unverſchaͤmte Kerl
laͤſtert, verdammet, verfluchet. Im uͤbrigen bedencket er nicht, das wir eben
ſowohl wie die Roͤmiſch-Catholiſche Kirche, ein eintziges goͤttliches Weſen in
dreyen Perſonen glauben und verehren. Item, daß wir Chriſtum vor unſern
eintzigen Heiland, Erloͤſer und Seligmacher halten. Ferner wie die Haupt-
Regel unſerer Religion, bey dieſem Glaubens-Bekaͤnntniß, dieſe iſt, daß
wir GOtt ůber alles fůrchten, von gantzem Hertzen, von gantzer Seelen
lieben, und ihm allein vertrauen, auch unſern Nechſten als uns ſelber
lieben můſſen;
auf welche Weiſe, und wann ein jedweder nur dieſer Regel
folgte, alle Suͤnden ceſſiren wuͤrden. Daß aber ſolches von denen wenigſten
beobachtet wird, ſolches beklagen wir leider! und lehren indeſſen, daß kein
wahrer, bekehrter, in der Gnade GOttes ſtehender Chriſt in wirck-
lichen und herrſchenden Sůnden leben muͤſſe, oder aber, er koͤnne ande-
derergeſtalt keinen Theil am Reiche GOttes haben.

Endlich muß ich noch dieſes anmercken, daß dieſer unverſchaͤmte Laͤſterer
ſpricht, Kayſer Carolus V. habe zwar anfangs das Exercitium der Aug-
ſpurgiſchen
Confeſſion im Roͤmiſchen Reiche erlaubet, hernach aber,
durch einen Reichs-Abſchied wieder verboten.
Das wiſſen wir wohl.
Allein warum redet der Laͤſterer nichts vom Paſſauiſchen Religions-Frieden,
wodurch das freye Religions-Exercitium derer Proteſtanten im Roͤmiſchen-
Reiche auf das herrlichſte verſichert und feſte geſetzet worden? Warum geden-
cket er auch nichts vom Weſtphaͤliſchen Frieden, worinnen ſolches Religions-

Exer-
Y 2
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[171/0215] 15) Nicht wie er, durch die guten Wercke gerecht werden wollen, ſon- dern bloß durch den Glauben, ob wir gleich lehren, daß die guten Wercke mit dem Glauben auf das genaueſte muͤſſen verknuͤpffet ſeyn. 16) Nicht, wie er, die Verfolgung in Religions und Gewiſſens Sachen ſtatuiren, noch ſagen, daß es recht ſeye, Hencker, Marter, Quaal und Pein zu employren, die Religion dadurch auszubreiten. 17) Nicht wie er ſagen, Hæreticis non eſt ſervanda fides, das iſt, man muͤſſe Ketzern, oder ſolchen Leuten, die mit uns nicht einerley Religion haben, keine Treue, keinen Glauben, keine Eydſchwuͤre, keine Friedens- Schlůſſe, keine Pacta, keine Verſprechung &c. halten. Dieſes ſind juſtement die Urſachen warum uns dieſer unverſchaͤmte Kerl laͤſtert, verdammet, verfluchet. Im uͤbrigen bedencket er nicht, das wir eben ſowohl wie die Roͤmiſch-Catholiſche Kirche, ein eintziges goͤttliches Weſen in dreyen Perſonen glauben und verehren. Item, daß wir Chriſtum vor unſern eintzigen Heiland, Erloͤſer und Seligmacher halten. Ferner wie die Haupt- Regel unſerer Religion, bey dieſem Glaubens-Bekaͤnntniß, dieſe iſt, daß wir GOtt ůber alles fůrchten, von gantzem Hertzen, von gantzer Seelen lieben, und ihm allein vertrauen, auch unſern Nechſten als uns ſelber lieben můſſen; auf welche Weiſe, und wann ein jedweder nur dieſer Regel folgte, alle Suͤnden ceſſiren wuͤrden. Daß aber ſolches von denen wenigſten beobachtet wird, ſolches beklagen wir leider! und lehren indeſſen, daß kein wahrer, bekehrter, in der Gnade GOttes ſtehender Chriſt in wirck- lichen und herrſchenden Sůnden leben muͤſſe, oder aber, er koͤnne ande- derergeſtalt keinen Theil am Reiche GOttes haben. Endlich muß ich noch dieſes anmercken, daß dieſer unverſchaͤmte Laͤſterer ſpricht, Kayſer Carolus V. habe zwar anfangs das Exercitium der Aug- ſpurgiſchen Confeſſion im Roͤmiſchen Reiche erlaubet, hernach aber, durch einen Reichs-Abſchied wieder verboten. Das wiſſen wir wohl. Allein warum redet der Laͤſterer nichts vom Paſſauiſchen Religions-Frieden, wodurch das freye Religions-Exercitium derer Proteſtanten im Roͤmiſchen- Reiche auf das herrlichſte verſichert und feſte geſetzet worden? Warum geden- cket er auch nichts vom Weſtphaͤliſchen Frieden, worinnen ſolches Religions- Exer- Y 2

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/215>, abgerufen am 24.11.2024.