Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.15) Nicht wie er, durch die guten Wercke gerecht werden wollen, son- dern bloß durch den Glauben, ob wir gleich lehren, daß die guten Wercke mit dem Glauben auf das genaueste müssen verknüpffet seyn. 16) Nicht, wie er, die Verfolgung in Religions und Gewissens Sachen statuiren, noch sagen, daß es recht seye, Hencker, Marter, Quaal und Pein zu employren, die Religion dadurch auszubreiten. 17) Nicht wie er sagen, Haereticis non est servanda fides, das ist, man müsse Ketzern, oder solchen Leuten, die mit uns nicht einerley Religion haben, keine Treue, keinen Glauben, keine Eydschwüre, keine Friedens- Schlusse, keine Pacta, keine Versprechung &c. halten. Dieses sind justement die Ursachen warum uns dieser unverschämte Kerl Endlich muß ich noch dieses anmercken, daß dieser unverschämte Lästerer Exer- Y 2
15) Nicht wie er, durch die guten Wercke gerecht werden wollen, ſon- dern bloß durch den Glauben, ob wir gleich lehren, daß die guten Wercke mit dem Glauben auf das genaueſte muͤſſen verknuͤpffet ſeyn. 16) Nicht, wie er, die Verfolgung in Religions und Gewiſſens Sachen ſtatuiren, noch ſagen, daß es recht ſeye, Hencker, Marter, Quaal und Pein zu employren, die Religion dadurch auszubreiten. 17) Nicht wie er ſagen, Hæreticis non eſt ſervanda fides, das iſt, man muͤſſe Ketzern, oder ſolchen Leuten, die mit uns nicht einerley Religion haben, keine Treue, keinen Glauben, keine Eydſchwuͤre, keine Friedens- Schlůſſe, keine Pacta, keine Verſprechung &c. halten. Dieſes ſind juſtement die Urſachen warum uns dieſer unverſchaͤmte Kerl Endlich muß ich noch dieſes anmercken, daß dieſer unverſchaͤmte Laͤſterer Exer- Y 2
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15) Nicht wie er, durch die guten Wercke gerecht werden wollen, ſon-
dern bloß durch den Glauben, ob wir gleich lehren, daß die guten Wercke mit
dem Glauben auf das genaueſte muͤſſen verknuͤpffet ſeyn.
16) Nicht, wie er, die Verfolgung in Religions und Gewiſſens Sachen
ſtatuiren, noch ſagen, daß es recht ſeye, Hencker, Marter, Quaal und Pein zu
employren, die Religion dadurch auszubreiten.
17) Nicht wie er ſagen, Hæreticis non eſt ſervanda fides, das iſt, man
muͤſſe Ketzern, oder ſolchen Leuten, die mit uns nicht einerley Religion
haben, keine Treue, keinen Glauben, keine Eydſchwuͤre, keine Friedens-
Schlůſſe, keine Pacta, keine Verſprechung &c. halten.
Dieſes ſind juſtement die Urſachen warum uns dieſer unverſchaͤmte Kerl
laͤſtert, verdammet, verfluchet. Im uͤbrigen bedencket er nicht, das wir eben
ſowohl wie die Roͤmiſch-Catholiſche Kirche, ein eintziges goͤttliches Weſen in
dreyen Perſonen glauben und verehren. Item, daß wir Chriſtum vor unſern
eintzigen Heiland, Erloͤſer und Seligmacher halten. Ferner wie die Haupt-
Regel unſerer Religion, bey dieſem Glaubens-Bekaͤnntniß, dieſe iſt, daß
wir GOtt ůber alles fůrchten, von gantzem Hertzen, von gantzer Seelen
lieben, und ihm allein vertrauen, auch unſern Nechſten als uns ſelber
lieben můſſen; auf welche Weiſe, und wann ein jedweder nur dieſer Regel
folgte, alle Suͤnden ceſſiren wuͤrden. Daß aber ſolches von denen wenigſten
beobachtet wird, ſolches beklagen wir leider! und lehren indeſſen, daß kein
wahrer, bekehrter, in der Gnade GOttes ſtehender Chriſt in wirck-
lichen und herrſchenden Sůnden leben muͤſſe, oder aber, er koͤnne ande-
derergeſtalt keinen Theil am Reiche GOttes haben.
Endlich muß ich noch dieſes anmercken, daß dieſer unverſchaͤmte Laͤſterer
ſpricht, Kayſer Carolus V. habe zwar anfangs das Exercitium der Aug-
ſpurgiſchen Confeſſion im Roͤmiſchen Reiche erlaubet, hernach aber,
durch einen Reichs-Abſchied wieder verboten. Das wiſſen wir wohl.
Allein warum redet der Laͤſterer nichts vom Paſſauiſchen Religions-Frieden,
wodurch das freye Religions-Exercitium derer Proteſtanten im Roͤmiſchen-
Reiche auf das herrlichſte verſichert und feſte geſetzet worden? Warum geden-
cket er auch nichts vom Weſtphaͤliſchen Frieden, worinnen ſolches Religions-
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