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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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solche Weise ihre Lutherische Kirche seye sichtbar und unfehlbar
bestanden.

Ich aber will denen Finsterniß-liebenden, lügenhafften Praedi-
can
ten, um ihren Seelen-Betrug recht zu entdecken, das Gebiß
dergestalt einlegen, daß sie vor aller Welt abermal sprachloß sollen
zu Schanden werden.

Denn fürs erste sage ich, daß obiges Vorgeben ein leeres Prae-
dican
ten-Geschwätze seye, welches nicht nur in der Bibel keinen
Grund hat, sondern auch wider die Heil. Schrifft, wider den
Heil. Augustinum, wider Lutherum und ihre eigene Glaubens-Be-
känntniß streitet, als welche sämtlich von solcher Winckel-Christen-
Kirch nichts wissen.

Zum andern antworte ich, daß die Praedicanten, indem sie sol-
ches sagen, die gantze Welt wollen zu Narren machen; oder doch
der gantzen Welt zeigen daß sie Narren seynd. Dieses alles erwei-
se ich mit mehrerm also:

Von denen heimlichen Bekennern Christi, frommen Nicode-
mi
tern, seuffzenden Annen, welche Lutherisch gewesen seynd, ehe
Luther, geschweige sein Evangelium, aus der Schalen gekrochen,
und öffentlich zu rumoren angefangen, weiß die Schrifft nichts, ja
sie verdammet vielmehr solche heimliche Nacht-Vögel. Darum
bin ich auch nicht schuldig, die hochtrabenden Praedicanten-Reden,
da nichts hinter ist, anzunehmen, vielweniger zu glauben.

Daß aber die Heil. Schrifft von solcher Winckel-Kirche nichts
weiß, ist gewiß. Denn sie thut durchgehends Meldung von einer
sichtbaren Heerde, von denen stets-bleibenden Lehrern und Hir-
ten, welche allezeit öffentlich diese Heerde oder Christliche Schäff-

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ſolche Weiſe ihre Lutheriſche Kirche ſeye ſichtbar und unfehlbar
beſtanden.

Ich aber will denen Finſterniß-liebenden, luͤgenhafften Prædi-
can
ten, um ihren Seelen-Betrug recht zu entdecken, das Gebiß
dergeſtalt einlegen, daß ſie vor aller Welt abermal ſprachloß ſollen
zu Schanden werden.

Denn fuͤrs erſte ſage ich, daß obiges Vorgeben ein leeres Præ-
dican
ten-Geſchwaͤtze ſeye, welches nicht nur in der Bibel keinen
Grund hat, ſondern auch wider die Heil. Schrifft, wider den
Heil. Auguſtinum, wider Lutherum und ihre eigene Glaubens-Be-
kaͤnntniß ſtreitet, als welche ſaͤmtlich von ſolcher Winckel-Chriſten-
Kirch nichts wiſſen.

Zum andern antworte ich, daß die Prædicanten, indem ſie ſol-
ches ſagen, die gantze Welt wollen zu Narren machen; oder doch
der gantzen Welt zeigen daß ſie Narren ſeynd. Dieſes alles erwei-
ſe ich mit mehrerm alſo:

Von denen heimlichen Bekennern Chriſti, frommen Nicode-
mi
tern, ſeuffzenden Annen, welche Lutheriſch geweſen ſeynd, ehe
Luther, geſchweige ſein Evangelium, aus der Schalen gekrochen,
und oͤffentlich zu rumoren angefangen, weiß die Schrifft nichts, ja
ſie verdammet vielmehr ſolche heimliche Nacht-Voͤgel. Darum
bin ich auch nicht ſchuldig, die hochtrabenden Prædicanten-Reden,
da nichts hinter iſt, anzunehmen, vielweniger zu glauben.

Daß aber die Heil. Schrifft von ſolcher Winckel-Kirche nichts
weiß, iſt gewiß. Denn ſie thut durchgehends Meldung von einer
ſichtbaren Heerde, von denen ſtets-bleibenden Lehrern und Hir-
ten, welche allezeit oͤffentlich dieſe Heerde oder Chriſtliche Schaͤff-

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[165/0209] ſolche Weiſe ihre Lutheriſche Kirche ſeye ſichtbar und unfehlbar beſtanden. Ich aber will denen Finſterniß-liebenden, luͤgenhafften Prædi- canten, um ihren Seelen-Betrug recht zu entdecken, das Gebiß dergeſtalt einlegen, daß ſie vor aller Welt abermal ſprachloß ſollen zu Schanden werden. Denn fuͤrs erſte ſage ich, daß obiges Vorgeben ein leeres Præ- dicanten-Geſchwaͤtze ſeye, welches nicht nur in der Bibel keinen Grund hat, ſondern auch wider die Heil. Schrifft, wider den Heil. Auguſtinum, wider Lutherum und ihre eigene Glaubens-Be- kaͤnntniß ſtreitet, als welche ſaͤmtlich von ſolcher Winckel-Chriſten- Kirch nichts wiſſen. Zum andern antworte ich, daß die Prædicanten, indem ſie ſol- ches ſagen, die gantze Welt wollen zu Narren machen; oder doch der gantzen Welt zeigen daß ſie Narren ſeynd. Dieſes alles erwei- ſe ich mit mehrerm alſo: Von denen heimlichen Bekennern Chriſti, frommen Nicode- mitern, ſeuffzenden Annen, welche Lutheriſch geweſen ſeynd, ehe Luther, geſchweige ſein Evangelium, aus der Schalen gekrochen, und oͤffentlich zu rumoren angefangen, weiß die Schrifft nichts, ja ſie verdammet vielmehr ſolche heimliche Nacht-Voͤgel. Darum bin ich auch nicht ſchuldig, die hochtrabenden Prædicanten-Reden, da nichts hinter iſt, anzunehmen, vielweniger zu glauben. Daß aber die Heil. Schrifft von ſolcher Winckel-Kirche nichts weiß, iſt gewiß. Denn ſie thut durchgehends Meldung von einer ſichtbaren Heerde, von denen ſtets-bleibenden Lehrern und Hir- ten, welche allezeit oͤffentlich dieſe Heerde oder Chriſtliche Schaͤff- lein X 3

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/209>, abgerufen am 24.11.2024.