che in dieser Kurtzen Frist zu thun gesonnen? Wolten sie sich etwa mit der Flucht zu retten suchen? Thorheit; Die Kerls hatten Pferde, und würden sie leichtlich eingeholet haben. Oder wolten sich dieselben zu einer tapffern Gegenwehr entschließen? Mit nichten. Es waren ja drey schwache Werckzeuge, welche wieder Soldaten wenig ausgerich- tet hätten. Wolan dann! was thaten solche? Sie fielen nieder auf ihre Knie, und schrien mit diesen Worten gen Himmel: Ach Marial du Königin des Himmels und aller Jungfrauen! Siehe auf uns, in dieser unserer Noth, und gieb vielmehr, daß sich die Erde aufthue und uns verschlinge, als daß unsere Leiber durch diese Bößewichter, solten geschändet werden! Was geschah? Ihre Bitte ward erhöret. Die Erdethat sich auf, und nahm diese drey keuschen Jungfrauen zu sich; über welchesMiraculdie Dragoner dermassen erschrocken sind, daß sie in die Stadt Brüssel geritten, und die Sache selbsten angegeben haben. Darauf hat man die Leichname dieser dreyen Personen gesuchet, und in der Erde gefunden. Man zeiget sie auch noch jetzo, als ein grosses Heiligthum in nur bemelter Stadt Brüssel. Also ihr meine lieben Jungfern! woferne heute oder Morgen eine oder die andere von euch in dergleichen Noth gerathen möchte, und nicht Lust hätte unziem- lichen ZumuthungenSatisfactionzu geben, die schreye auch gen Himmel, zur Königin aller Jungfrauen, welche euch gantz gewiß erhören, und aus aller eurer Noth erretten wird.
Als ich mich Anno 1711. das erstemal zu Wien befande, gienge ich, nebst verschiedenen andern Lutheranern, des Sonntags fleißig, den ordinairen Pre- diger in dem Francißcaner-Closter, welches nicht ferne vom Johannis-Gäß- gen, bey einem kleinem Platz gelegen, zu hören, weil wir gemeiniglich so viel zu Ohren fasseten, daß wir hernach die gantze Woche durch darüber lachen kun- ten. Einstmals stellete er die Eitelkeit der Welt vor, und sagte Ketterl! (Ca- tharina) Was macht der Kayser? Eitelkeit, Eitelkeit, Vanitas Vanitas Va- nitatum Vanitas, alles ist in der Welt eitel, eitel, eitel; wobey er gantz ent- setzlich mit denen Händen auf die Cantzel schlug. Dergleichen Fragen tha- te er auch von andern Potentaten, und beantwortete sie auf eben diese Weise.
Ein andermal trate er auf die Cantzel, und verglieche die Welt einem
Meer,
che in dieſer Kurtzen Friſt zu thun geſonnen? Wolten ſie ſich etwa mit der Flucht zu retten ſuchen? Thorheit; Die Kerls hatten Pferde, und wuͤrden ſie leichtlich eingeholet haben. Oder wolten ſich dieſelben zu einer tapffern Gegenwehr entſchließen? Mit nichten. Es waren ja drey ſchwache Werckzeuge, welche wieder Soldaten wenig ausgerich- tet haͤtten. Wolan dann! was thaten ſolche? Sie fielen nieder auf ihre Knie, und ſchrien mit dieſen Worten gen Himmel: Ach Marial du Koͤnigin des Himmels und aller Jungfrauen! Siehe auf uns, in dieſer unſerer Noth, und gieb vielmehr, daß ſich die Erde aufthue und uns verſchlinge, als daß unſere Leiber durch dieſe Boͤßewichter, ſolten geſchaͤndet werden! Was geſchah? Ihre Bitte ward erhoͤret. Die Erdethat ſich auf, und nahm dieſe drey keuſchen Jungfrauen zu ſich; uͤber welchesMiraculdie Dragoner dermaſſen erſchrocken ſind, daß ſie in die Stadt Bruͤſſel geritten, und die Sache ſelbſten angegeben haben. Darauf hat man die Leichname dieſer dreyen Perſonen geſuchet, und in der Erde gefunden. Man zeiget ſie auch noch jetzo, als ein groſſes Heiligthum in nur bemelter Stadt Bruͤſſel. Alſo ihr meine lieben Jungfern! woferne heute oder Morgen eine oder die andere von euch in dergleichen Noth gerathen moͤchte, und nicht Luſt haͤtte unziem- lichen ZumuthungenSatisfactionzu geben, die ſchreye auch gen Himmel, zur Koͤnigin aller Jungfrauen, welche euch gantz gewiß erhoͤren, und aus aller eurer Noth erretten wird.
Als ich mich Anno 1711. das erſtemal zu Wien befande, gienge ich, nebſt verſchiedenen andern Lutheranern, des Sonntags fleißig, den ordinairen Pre- diger in dem Francißcaner-Cloſter, welches nicht ferne vom Johannis-Gaͤß- gen, bey einem kleinem Platz gelegen, zu hoͤren, weil wir gemeiniglich ſo viel zu Ohren faſſeten, daß wir hernach die gantze Woche durch daruͤber lachen kun- ten. Einſtmals ſtellete er die Eitelkeit der Welt vor, und ſagte Ketterl! (Ca- tharina) Was macht der Kayſer? Eitelkeit, Eitelkeit, Vanitas Vanitas Va- nitatum Vanitas, alles iſt in der Welt eitel, eitel, eitel; wobey er gantz ent- ſetzlich mit denen Haͤnden auf die Cantzel ſchlug. Dergleichen Fragen tha- te er auch von andern Potentaten, und beantwortete ſie auf eben dieſe Weiſe.
Ein andermal trate er auf die Cantzel, und verglieche die Welt einem
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wuͤrden ſie leichtlich eingeholet haben. Oder wolten ſich dieſelben zu
einer tapffern Gegenwehr entſchließen? Mit nichten. Es waren ja
drey ſchwache Werckzeuge, welche wieder Soldaten wenig ausgerich-
tet haͤtten. Wolan dann! was thaten ſolche? Sie fielen nieder auf
ihre Knie, und ſchrien mit dieſen Worten gen Himmel: Ach Marial
du Koͤnigin des Himmels und aller Jungfrauen! Siehe auf uns, in
dieſer unſerer Noth, und gieb vielmehr, daß ſich die Erde aufthue
und uns verſchlinge, als daß unſere Leiber durch dieſe Boͤßewichter,
ſolten geſchaͤndet werden! Was geſchah? Ihre Bitte ward erhoͤret.
Die Erdethat ſich auf, und nahm dieſe drey keuſchen Jungfrauen zu ſich;
uͤber welches Miracul die Dragoner dermaſſen erſchrocken ſind, daß ſie in
die Stadt Bruͤſſel geritten, und die Sache ſelbſten angegeben haben.
Darauf hat man die Leichname dieſer dreyen Perſonen geſuchet, und
in der Erde gefunden. Man zeiget ſie auch noch jetzo, als ein groſſes
Heiligthum in nur bemelter Stadt Bruͤſſel. Alſo ihr meine lieben
Jungfern! woferne heute oder Morgen eine oder die andere von euch
in dergleichen Noth gerathen moͤchte, und nicht Luſt haͤtte unziem-
lichen Zumuthungen Satisfaction zu geben, die ſchreye auch gen Himmel,
zur Koͤnigin aller Jungfrauen, welche euch gantz gewiß erhoͤren, und
aus aller eurer Noth erretten wird.
Als ich mich Anno 1711. das erſtemal zu Wien befande, gienge ich, nebſt
verſchiedenen andern Lutheranern, des Sonntags fleißig, den ordinairen Pre-
diger in dem Francißcaner-Cloſter, welches nicht ferne vom Johannis-Gaͤß-
gen, bey einem kleinem Platz gelegen, zu hoͤren, weil wir gemeiniglich ſo viel
zu Ohren faſſeten, daß wir hernach die gantze Woche durch daruͤber lachen kun-
ten. Einſtmals ſtellete er die Eitelkeit der Welt vor, und ſagte Ketterl! (Ca-
tharina) Was macht der Kayſer? Eitelkeit, Eitelkeit, Vanitas Vanitas Va-
nitatum Vanitas, alles iſt in der Welt eitel, eitel, eitel; wobey er gantz ent-
ſetzlich mit denen Haͤnden auf die Cantzel ſchlug. Dergleichen Fragen tha-
te er auch von andern Potentaten, und beantwortete ſie auf eben dieſe
Weiſe.
Ein andermal trate er auf die Cantzel, und verglieche die Welt einem
Meer,
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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/198>, abgerufen am 20.07.2024.
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