hingegen auswendig gewendet hatte, lieff ihm der Zeitungs-Schreiber nach, mit Vermelden, er habe seinen Beltz unrecht umgehangen. Allein er bekam eine lange Nase, indem ihm dieser Philosophus, nachdem er denselben wacker ausgelachet, diese Antwort gab: Es scheinet lieber Freund! du seyest wohlerfahren, wie man die halben Spanischen Stiefel anziehen solle; aber diese Art von Beltzen recht umzuhangen, bedünckest du mich noch ein grosser Ignorant zu seyn. An diesem Beltz, wie du siehest, ist der Wolff hineinwarts gewendet. Denn wann von demselben auch nur ein eintziges Härlein hervor gückete, würde ich nimmermehr zu meinem Zweck und Intent gelangen können.
Damit gieng der Zeitungs Schreiber wieder hinein, und fande einen an- dern Philosophum. Der begehrte Mäntel zu sehen, die biß auf die Erde reich- ten, und es wurden ihm deren unterschiedene dargeleget die der Farbe, wie auch des Tuches halber, dem Philosopho nicht übel anstunden. Nur allein hatten sie diesen Mangel, daß sie zu kurtz waren, und es bedünckte dem Zeitungs- Schreiber ein seltsames Ding zu seyn, daß diese Mäntel dem Philosopho, der doch mehr kleiner als mittelmäßiger Statur war zu kurtz seyn solten, da sie doch wohl denen allergrössesten Personen biß auf die Schuhe gereichet hätten. Er machte sich derowegen zu ihm, und fragte wer, auch von was Profession er wäre? Der Philosophus antwortete, er seye ein SicilianischerPhiloso- phus,der sich jederzeit gestellet ob verachte er Reichthümer, habe aber durch seinPhilosophisches Geschwätze, und vollkommene Heucheley manchem den Beutel gefeget, und dadurch ansehnliche Summen Geldes zusammen gescharret: Davor habe er zwey Galleren ausgerüstet, mit welchen er sich auf das Meer begeben, und noch fernere gute Beute machen wolle. Weil ihm aber nicht unbewust wie dergleichen Handwerck sehr verhaßt, auch wenig Ehre dabey zu erlangen, habe er sich mit einem guten langen Mantel versehen wollen, seine Intention und Vornehmen, so ihn darzu bewegte, desto besser zu bemänteln, und dargegen denen Leuten weiß zu machen, als ob er dieIgnoranten, und Feinde de- rer Freyen Künste betriegen wolle. Diesem Sicilianischen Philoso- pho antwortete der Zeitungs-Schreiber, daß er sich vergebens bemühete.
Denn,
O
hingegen auswendig gewendet hatte, lieff ihm der Zeitungs-Schreiber nach, mit Vermelden, er habe ſeinen Beltz unrecht umgehangen. Allein er bekam eine lange Naſe, indem ihm dieſer Philoſophus, nachdem er denſelben wacker ausgelachet, dieſe Antwort gab: Es ſcheinet lieber Freund! du ſeyeſt wohlerfahren, wie man die halben Spaniſchen Stiefel anziehen ſolle; aber dieſe Art von Beltzen recht umzuhangen, beduͤnckeſt du mich noch ein groſſer Ignorant zu ſeyn. An dieſem Beltz, wie du ſieheſt, iſt der Wolff hineinwarts gewendet. Denn wann von demſelben auch nur ein eintziges Haͤrlein hervor guͤckete, wuͤrde ich nimmermehr zu meinem Zweck und Intent gelangen koͤnnen.
Damit gieng der Zeitungs Schreiber wieder hinein, und fande einen an- dern Philoſophum. Der begehrte Maͤntel zu ſehen, die biß auf die Erde reich- ten, und es wurden ihm deren unterſchiedene dargeleget die der Farbe, wie auch des Tuches halber, dem Philoſopho nicht uͤbel anſtunden. Nur allein hatten ſie dieſen Mangel, daß ſie zu kurtz waren, und es beduͤnckte dem Zeitungs- Schreiber ein ſeltſames Ding zu ſeyn, daß dieſe Maͤntel dem Philoſopho, der doch mehr kleiner als mittelmaͤßiger Statur war zu kurtz ſeyn ſolten, da ſie doch wohl denen allergroͤſſeſten Perſonen biß auf die Schuhe gereichet haͤtten. Er machte ſich derowegen zu ihm, und fragte wer, auch von was Profeſſion er waͤre? Der Philoſophus antwortete, er ſeye ein SicilianiſcherPhiloſo- phus,der ſich jederzeit geſtellet ob verachte er Reichthuͤmer, habe aber durch ſeinPhiloſophiſches Geſchwaͤtze, und vollkommene Heucheley manchem den Beutel gefeget, und dadurch anſehnliche Summen Geldes zuſammen geſcharret: Davor habe er zwey Galleren ausgeruͤſtet, mit welchen er ſich auf das Meer begeben, und noch fernere gute Beute machen wolle. Weil ihm aber nicht unbewuſt wie dergleichen Handwerck ſehr verhaßt, auch wenig Ehre dabey zu erlangen, habe er ſich mit einem guten langen Mantel verſehen wollen, ſeine Intention und Vornehmen, ſo ihn darzu bewegte, deſto beſſer zu bemaͤnteln, und dargegen denen Leuten weiß zu machen, als ob er dieIgnoranten, und Feinde de- rer Freyen Kuͤnſte betriegen wolle. Dieſem Sicilianiſchen Philoſo- pho antwortete der Zeitungs-Schreiber, daß er ſich vergebens bemuͤhete.
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ausgelachet, dieſe Antwort gab: Es ſcheinet lieber Freund! du ſeyeſt
wohlerfahren, wie man die halben Spaniſchen Stiefel anziehen
ſolle; aber dieſe Art von Beltzen recht umzuhangen, beduͤnckeſt
du mich noch ein groſſer Ignorant zu ſeyn. An dieſem Beltz, wie
du ſieheſt, iſt der Wolff hineinwarts gewendet. Denn wann von
demſelben auch nur ein eintziges Haͤrlein hervor guͤckete, wuͤrde
ich nimmermehr zu meinem Zweck und Intent gelangen koͤnnen.
Damit gieng der Zeitungs Schreiber wieder hinein, und fande einen an-
dern Philoſophum. Der begehrte Maͤntel zu ſehen, die biß auf die Erde reich-
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doch mehr kleiner als mittelmaͤßiger Statur war zu kurtz ſeyn ſolten, da ſie doch
wohl denen allergroͤſſeſten Perſonen biß auf die Schuhe gereichet haͤtten. Er
machte ſich derowegen zu ihm, und fragte wer, auch von was Profeſſion er
waͤre? Der Philoſophus antwortete, er ſeye ein Sicilianiſcher Philoſo-
phus, der ſich jederzeit geſtellet ob verachte er Reichthuͤmer, habe
aber durch ſein Philoſophiſches Geſchwaͤtze, und vollkommene
Heucheley manchem den Beutel gefeget, und dadurch anſehnliche
Summen Geldes zuſammen geſcharret: Davor habe er zwey
Galleren ausgeruͤſtet, mit welchen er ſich auf das Meer begeben,
und noch fernere gute Beute machen wolle. Weil ihm aber nicht
unbewuſt wie dergleichen Handwerck ſehr verhaßt, auch wenig
Ehre dabey zu erlangen, habe er ſich mit einem guten langen
Mantel verſehen wollen, ſeine Intention und Vornehmen, ſo ihn
darzu bewegte, deſto beſſer zu bemaͤnteln, und dargegen denen
Leuten weiß zu machen, als ob er die Ignoranten, und Feinde de-
rer Freyen Kuͤnſte betriegen wolle. Dieſem Sicilianiſchen Philoſo-
pho antwortete der Zeitungs-Schreiber, daß er ſich vergebens bemuͤhete.
Denn,
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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/149>, abgerufen am 16.07.2024.
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