Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858.III. Die Neuzeit. Obschon er ist ein Weil ohn das von ihrem Haus,Hat sie doch den Geruch und guckt zum Fenster aus, Das macht sein krauses Haar, das da gar dick besprengt Mit Puder de cypro als wär es ganz versengt, Da macht er Baselmans *), bis an die Erd sich neiget, Nach Alamodo Art die Knie und Beine beuget, Zehn Schritte weit vom Haus macht er das Haupt schon bloß, Mit Fingern wirft die Küß" .... Obwohl wir öfter versichert finden, daß die Frauen dieser Es ist interessant zu verfolgen, wie unter dem wachsenden *) baise-main Handkuß.
III. Die Neuzeit. Obſchon er iſt ein Weil ohn das von ihrem Haus,Hat ſie doch den Geruch und guckt zum Fenſter aus, Das macht ſein krauſes Haar, das da gar dick beſprengt Mit Puder de cypro als wär es ganz verſengt, Da macht er Baſelmans *), bis an die Erd ſich neiget, Nach Alamodo Art die Knie und Beine beuget, Zehn Schritte weit vom Haus macht er das Haupt ſchon bloß, Mit Fingern wirft die Küß“ .... Obwohl wir öfter verſichert finden, daß die Frauen dieſer Es iſt intereſſant zu verfolgen, wie unter dem wachſenden *) baise-main Handkuß.
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III. Die Neuzeit.
Obſchon er iſt ein Weil ohn das von ihrem Haus,
Hat ſie doch den Geruch und guckt zum Fenſter aus,
Das macht ſein krauſes Haar, das da gar dick beſprengt
Mit Puder de cypro als wär es ganz verſengt,
Da macht er Baſelmans *), bis an die Erd ſich neiget,
Nach Alamodo Art die Knie und Beine beuget,
Zehn Schritte weit vom Haus macht er das Haupt ſchon bloß,
Mit Fingern wirft die Küß“ ....
Obwohl wir öfter verſichert finden, daß die Frauen dieſer
Periode der männlichen Eitelkeit den Vorrang ſtreitig machen, blei-
ben ſie doch, wie das auch bei ſo kriegeriſch bewegten Zeitverhält-
niſſen naturgemäß iſt, hinter derſelben zurück. Dennoch halten ſie
ſich in der Entwicklung der neuen Trachtenform, die auch diesmal
den genauſten Parallelismus befolgt, zeitlich immer auf der gleichen
Stufe. Ja faſt früher ſchon ſcheinen die aufgerichteten Friſuren
zu Fall gebracht zu ſein und das gelockte Haar ſich wieder ein-
geſtellt zu haben, und namentlich darf man annehmen, daß die
Schwankungen zwiſchen den verſchiedenen Kragenformen ſich in
der weiblichen Welt zuerſt ausgeglichen. In England heißt es
ſchon in den letzten Jahren der Königin Eliſabeth von den
Damen, daß ihnen die Liebeslocken über die Schultern flatterten,
„den Winden rückwärts ſtumme Küſſe zuwerfend.“
Es iſt intereſſant zu verfolgen, wie unter dem wachſenden
Einfluſſe des Naturalismus allmählig die Stuarthaube und der
ſteife ſpaniſche Hut und das Federhütchen abgeworfen werden
oder dem Alter überlaſſen bleiben, das allen Anſprüchen an die
Welt entſagt hat; wie die Haarhörner und ähnliche Gebäude
ſinken und das Haar ſich in kleinerem Lockengekräuſel um den
Kopf ſammelt, bis es die Maſſen nach unten ſendet und endlich
mit vollen Locken ſich über Schultern und Rücken ergießt. Funf-
zig Jahre ſpäter werden wir wieder genau den umgekehrten Pro-
zeß zu verfolgen haben. Wenn aber das Haar der Frauen ſomit
*) baise-main Handkuß.
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