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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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3. Der Naturalismus u. d. Stutzerthum des dreißigjähr. Kriegs.
Seiden Strümpf von Naples her,
Arlasch Knieband steif und schwer,
Und zu sagen ohne Ruhm
Rosen wie die Sonnenblum;
In den Corduanschen Schuhen
Sanft des Hasen Füße ruhen,
Welche so getheilet stehen,
Daß sie in zwo Hörner gehen:
Ja wie lange Adlersklauen,
Da den Kindern möcht für grauen,
Und mit Stieflen aufgezogen
Kommen, welche ungelogen
Sein so weit gleich wie ein Spann,
Da man Milch in tragen kann,
Deren Stulpen niederwippen
Wie der alten Weiber Lippen.
Kleine Mäntel von Tabienen,
So von aus und innen schienen,
Wo sie nicht in Mänteln hangen,
So von glänzend'n Arlasch prangen."

Hören wir nun auch, wie der schöne Herr in diesem Aufzug sich
auf der Straße gebärdet:

"Wann endlich nichtes mehr ihm dünkt, das möge feilen
An der Vollkommenheit, thut er nicht lange weilen,
Spricht: Oeffne mir die Thür (nach großer Herren Weise),
Damit so geht er fort, fein langsam und fein leise,
Da geht Monsieur dann hin mit eng und weiten Schritten
Und mißt die Gassen ab fein richtig in der Mitten,
Ohn Reputation kein Tritt muß thun bestehen,
Zwei Tritt auf einen Schlag kann nur der Junker gehen,
Das Haupt steht hoch empor, als wollt er Fliegen fangen,
Nachsinnet schwere Sach, die er nicht kann erlangen,
Gleich den Philosophis, die da nach hohen Dingen,
So ihn verborgen noch, ihr hohe Sinnen zwingen,
Der Arm, der hält den Tact und bummelt hin und her,
Als wär' er los am Leib und nicht zu halten mehr.
So läßt die Dame denn das Mädchen auf ihn passen.
Da tritt er leiser her als sonst in andere Gassen,
Bis ihn das Mädchen sieht, das eilet bald hinein,
Spricht: Jungfruw, kamet her, da geyt Jost Knacke hen.
3. Der Naturalismus u. d. Stutzerthum des dreißigjähr. Kriegs.
Seiden Strümpf von Naples her,
Arlaſch Knieband ſteif und ſchwer,
Und zu ſagen ohne Ruhm
Roſen wie die Sonnenblum;
In den Corduanſchen Schuhen
Sanft des Haſen Füße ruhen,
Welche ſo getheilet ſtehen,
Daß ſie in zwo Hörner gehen:
Ja wie lange Adlersklauen,
Da den Kindern möcht für grauen,
Und mit Stieflen aufgezogen
Kommen, welche ungelogen
Sein ſo weit gleich wie ein Spann,
Da man Milch in tragen kann,
Deren Stulpen niederwippen
Wie der alten Weiber Lippen.
Kleine Mäntel von Tabienen,
So von aus und innen ſchienen,
Wo ſie nicht in Mänteln hangen,
So von glänzend’n Arlaſch prangen.“

Hören wir nun auch, wie der ſchöne Herr in dieſem Aufzug ſich
auf der Straße gebärdet:

„Wann endlich nichtes mehr ihm dünkt, das möge feilen
An der Vollkommenheit, thut er nicht lange weilen,
Spricht: Oeffne mir die Thür (nach großer Herren Weiſe),
Damit ſo geht er fort, fein langſam und fein leiſe,
Da geht Monsieur dann hin mit eng und weiten Schritten
Und mißt die Gaſſen ab fein richtig in der Mitten,
Ohn Reputation kein Tritt muß thun beſtehen,
Zwei Tritt auf einen Schlag kann nur der Junker gehen,
Das Haupt ſteht hoch empor, als wollt er Fliegen fangen,
Nachſinnet ſchwere Sach, die er nicht kann erlangen,
Gleich den Philoſophis, die da nach hohen Dingen,
So ihn verborgen noch, ihr hohe Sinnen zwingen,
Der Arm, der hält den Tact und bummelt hin und her,
Als wär’ er los am Leib und nicht zu halten mehr.
So läßt die Dame denn das Mädchen auf ihn paſſen.
Da tritt er leiſer her als ſonſt in andere Gaſſen,
Bis ihn das Mädchen ſieht, das eilet bald hinein,
Spricht: Jungfruw, kamet her, da geyt Joſt Knacke hen.
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[197/0209] 3. Der Naturalismus u. d. Stutzerthum des dreißigjähr. Kriegs. Seiden Strümpf von Naples her, Arlaſch Knieband ſteif und ſchwer, Und zu ſagen ohne Ruhm Roſen wie die Sonnenblum; In den Corduanſchen Schuhen Sanft des Haſen Füße ruhen, Welche ſo getheilet ſtehen, Daß ſie in zwo Hörner gehen: Ja wie lange Adlersklauen, Da den Kindern möcht für grauen, Und mit Stieflen aufgezogen Kommen, welche ungelogen Sein ſo weit gleich wie ein Spann, Da man Milch in tragen kann, Deren Stulpen niederwippen Wie der alten Weiber Lippen. Kleine Mäntel von Tabienen, So von aus und innen ſchienen, Wo ſie nicht in Mänteln hangen, So von glänzend’n Arlaſch prangen.“ Hören wir nun auch, wie der ſchöne Herr in dieſem Aufzug ſich auf der Straße gebärdet: „Wann endlich nichtes mehr ihm dünkt, das möge feilen An der Vollkommenheit, thut er nicht lange weilen, Spricht: Oeffne mir die Thür (nach großer Herren Weiſe), Damit ſo geht er fort, fein langſam und fein leiſe, Da geht Monsieur dann hin mit eng und weiten Schritten Und mißt die Gaſſen ab fein richtig in der Mitten, Ohn Reputation kein Tritt muß thun beſtehen, Zwei Tritt auf einen Schlag kann nur der Junker gehen, Das Haupt ſteht hoch empor, als wollt er Fliegen fangen, Nachſinnet ſchwere Sach, die er nicht kann erlangen, Gleich den Philoſophis, die da nach hohen Dingen, So ihn verborgen noch, ihr hohe Sinnen zwingen, Der Arm, der hält den Tact und bummelt hin und her, Als wär’ er los am Leib und nicht zu halten mehr. So läßt die Dame denn das Mädchen auf ihn paſſen. Da tritt er leiſer her als ſonſt in andere Gaſſen, Bis ihn das Mädchen ſieht, das eilet bald hinein, Spricht: Jungfruw, kamet her, da geyt Joſt Knacke hen.

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten02_1858/209>, abgerufen am 27.11.2024.