Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1858.III. Die Neuzeit. haargepüfften, wohlangestrichenen Büchsleinblasern, wie auchunten mitten und oben zerhackten, zerspaltenen und geputzten Cortesi, Concubin und Mätressin, des welschfranzösischen, jetzt- mals teutschen, Aufzugs genannt." Diese Sprache erscheint nicht weniger grotesk, wie das Aussehen der Stutzer selbst. Die Verse, welche dieser Ueberschrift folgen und zur Er- "Horchet ihr Teutschen insgemein, Seht wie wir vier Cavallier sein, So will mans haben nun hinfür Das heißt a la mode Monsier. "Man soll sich nit um d'vorig Zeit Jetzunder lang mehr sehen weit, Man will haben unser Manier, Das heißt ja al' modo Musier. "Der Stutz gefällt auch den Damen recht, Daß wir uns nit halten so schlecht, Sondern nachthun, was stutzerisch, Al' modo heißt cavallierisch. "Wir wissen nun die Ordnung wohl, Wie sich ein jeder halten soll, Erstlich in unsern Hüten breit, Drum heißt's al' modo zu der Zeit. "Darunter wir uns stellen bald, Jetzt saur, jetzt süß auf manche Gestalt, Mit den Gebärden dazu schnell, Drum ist al' modo unser Titel. "Auch führen wir nach der edlen Art Eine tollfliegende Feder zart, Das scheint dann recht heroisch drein, A la modo wir mussiren fein. III. Die Neuzeit. haargepüfften, wohlangeſtrichenen Büchsleinblaſern, wie auchunten mitten und oben zerhackten, zerſpaltenen und geputzten Corteſi, Concubin und Mätreſſin, des welſchfranzöſiſchen, jetzt- mals teutſchen, Aufzugs genannt.“ Dieſe Sprache erſcheint nicht weniger grotesk, wie das Ausſehen der Stutzer ſelbſt. Die Verſe, welche dieſer Ueberſchrift folgen und zur Er- „Horchet ihr Teutſchen insgemein, Seht wie wir vier Cavallier ſein, So will mans haben nun hinfür Das heißt a la mode Monsier. „Man ſoll ſich nit um d’vorig Zeit Jetzunder lang mehr ſehen weit, Man will haben unſer Manier, Das heißt ja al’ modo Muſier. „Der Stutz gefällt auch den Damen recht, Daß wir uns nit halten ſo ſchlecht, Sondern nachthun, was ſtutzeriſch, Al’ modo heißt cavallieriſch. „Wir wiſſen nun die Ordnung wohl, Wie ſich ein jeder halten ſoll, Erſtlich in unſern Hüten breit, Drum heißt’s al’ modo zu der Zeit. „Darunter wir uns ſtellen bald, Jetzt ſaur, jetzt ſüß auf manche Geſtalt, Mit den Gebärden dazu ſchnell, Drum iſt al’ modo unſer Titel. „Auch führen wir nach der edlen Art Eine tollfliegende Feder zart, Das ſcheint dann recht heroiſch drein, A la modo wir muſſiren fein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0206" n="194"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi> Die Neuzeit.</fw><lb/> haargepüfften, wohlangeſtrichenen Büchsleinblaſern, wie auch<lb/> unten mitten und oben zerhackten, zerſpaltenen und geputzten<lb/> Corteſi, Concubin und Mätreſſin, des welſchfranzöſiſchen, jetzt-<lb/> mals teutſchen, Aufzugs genannt.“ Dieſe Sprache erſcheint nicht<lb/> weniger grotesk, wie das Ausſehen der Stutzer ſelbſt.</p><lb/> <p>Die Verſe, welche dieſer Ueberſchrift folgen und zur Er-<lb/> läuterung von vier derartigen Modefiguren dienen, ſind ſo im<lb/> Sinne dieſer Herren ſelbſt geſchrieben, daß wir uns nicht ent-<lb/> halten können, ſie größtentheils hier wieder zu geben:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Horchet ihr Teutſchen insgemein,</l><lb/> <l>Seht wie wir vier Cavallier ſein,</l><lb/> <l>So will mans haben nun hinfür</l><lb/> <l>Das heißt <hi rendition="#aq">a la mode Monsier.</hi></l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>„Man ſoll ſich nit um d’vorig Zeit</l><lb/> <l>Jetzunder lang mehr ſehen weit,</l><lb/> <l>Man will haben unſer Manier,</l><lb/> <l>Das heißt ja <hi rendition="#aq">al’ modo</hi> Muſier.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>„Der Stutz gefällt auch den Damen recht,</l><lb/> <l>Daß wir uns nit halten ſo ſchlecht,</l><lb/> <l>Sondern nachthun, was ſtutzeriſch,</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">Al’ modo</hi> heißt cavallieriſch.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>„Wir wiſſen nun die Ordnung wohl,</l><lb/> <l>Wie ſich ein jeder halten ſoll,</l><lb/> <l>Erſtlich in unſern Hüten breit,</l><lb/> <l>Drum heißt’s <hi rendition="#aq">al’ modo</hi> zu der Zeit.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>„Darunter wir uns ſtellen bald,</l><lb/> <l>Jetzt ſaur, jetzt ſüß auf manche Geſtalt,</l><lb/> <l>Mit den Gebärden dazu ſchnell,</l><lb/> <l>Drum iſt <hi rendition="#aq">al’ modo</hi> unſer Titel.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>„Auch führen wir nach der edlen Art</l><lb/> <l>Eine tollfliegende Feder zart,</l><lb/> <l>Das ſcheint dann recht heroiſch drein,</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">A la modo</hi> wir muſſiren fein.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0206]
III. Die Neuzeit.
haargepüfften, wohlangeſtrichenen Büchsleinblaſern, wie auch
unten mitten und oben zerhackten, zerſpaltenen und geputzten
Corteſi, Concubin und Mätreſſin, des welſchfranzöſiſchen, jetzt-
mals teutſchen, Aufzugs genannt.“ Dieſe Sprache erſcheint nicht
weniger grotesk, wie das Ausſehen der Stutzer ſelbſt.
Die Verſe, welche dieſer Ueberſchrift folgen und zur Er-
läuterung von vier derartigen Modefiguren dienen, ſind ſo im
Sinne dieſer Herren ſelbſt geſchrieben, daß wir uns nicht ent-
halten können, ſie größtentheils hier wieder zu geben:
„Horchet ihr Teutſchen insgemein,
Seht wie wir vier Cavallier ſein,
So will mans haben nun hinfür
Das heißt a la mode Monsier.
„Man ſoll ſich nit um d’vorig Zeit
Jetzunder lang mehr ſehen weit,
Man will haben unſer Manier,
Das heißt ja al’ modo Muſier.
„Der Stutz gefällt auch den Damen recht,
Daß wir uns nit halten ſo ſchlecht,
Sondern nachthun, was ſtutzeriſch,
Al’ modo heißt cavallieriſch.
„Wir wiſſen nun die Ordnung wohl,
Wie ſich ein jeder halten ſoll,
Erſtlich in unſern Hüten breit,
Drum heißt’s al’ modo zu der Zeit.
„Darunter wir uns ſtellen bald,
Jetzt ſaur, jetzt ſüß auf manche Geſtalt,
Mit den Gebärden dazu ſchnell,
Drum iſt al’ modo unſer Titel.
„Auch führen wir nach der edlen Art
Eine tollfliegende Feder zart,
Das ſcheint dann recht heroiſch drein,
A la modo wir muſſiren fein.
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