Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858.3. Die Verschmelzung der verschiedenartigen Elemente. es besondere Instrumente. Ein solches von Silber gemachtschenkte einmal König Alfred einem Priester. Alle derartigen zur Toilette gehörenden Verrichtungen sollten mit besondern Gebeten angefangen werden, wenigstens hatte die Geistlichkeit solche zu diesem Zwecke abgefaßt und vorgeschrieben. Auch Handschuhe kommen bereits vor und nicht bloß zum Schutz gegen des Win- ters Kälte. Kämme von schön geschnittener Arbeit, von Elfen- bein, mit Gold und Silber verziert, gehörten zum Schmuck des Toilettentisches. Schon in dieser Zeit führten die Damen kleine Handspiegel bei sich, die auf der Rückseite mit Elfenbeinschnitze- reien verziert waren. Selbst Geistliche, von deren Eitelkeit wir noch mehr erfahren werden, sollen schon im achten Jahrhundert oben auf den Schuhen kleine Spiegel getragen haben, um die eigene reizende Figur stets im Auge zu haben. Die warmen Bä- der besuchten auch die Männer und zwar aus dem ausdrücklich angeführten Grunde ihre Haut weiß zu erhalten. Der Lebensbe- schreiber des Erzbischofs Bruno weiß es demselben hoch anzurech- nen, daß er solchen Luxus verschmähte, "was umsomehr zu be- wundern ist, da er, man kann sagen von den Windeln her, an größte Sauberkeit und königlichen Glanz gewöhnt war." Er ver- schmähte die weichen und feinen Kleider, in denen er erzogen war, "unter den purpurbekleideten Dienern und den von Gold strotzen- den Kriegern ging er einher in niedrigem Gewand und bäuerli- chen Schaffellen." Wir sehen, welche Pracht am Hofe herrschen mußte, wenn selbst die Diener Purpur trugen, obwohl diese Nachricht nicht buchstäblich genommen zu werden braucht. Der Purpur war außerordentlich beliebt und gesucht, mehr wohl um seines großen Rufes und seiner Kostbarkeit willen als wegen der Farbe, da sein dunkles Violett wenig Wirkung hervorzubringen vermochte; obwohl es daneben noch andere weniger kostbare Ar- ten gab in verschiedenen Farbenabstufungen bis zum Rothen und Röthlichgelben. Ueber diesen häufigen Gebrauch des Purpurs war der griechische Kaiser sehr erzürnt, denn er betrachtete ihn als sein und seiner Familie Vorrecht. Darum enthielt er sich nicht, dem deutschen Gesandten Liutprand bei seiner Heimreise das Ge- 3. Die Verſchmelzung der verſchiedenartigen Elemente. es beſondere Inſtrumente. Ein ſolches von Silber gemachtſchenkte einmal König Alfred einem Prieſter. Alle derartigen zur Toilette gehörenden Verrichtungen ſollten mit beſondern Gebeten angefangen werden, wenigſtens hatte die Geiſtlichkeit ſolche zu dieſem Zwecke abgefaßt und vorgeſchrieben. Auch Handſchuhe kommen bereits vor und nicht bloß zum Schutz gegen des Win- ters Kälte. Kämme von ſchön geſchnittener Arbeit, von Elfen- bein, mit Gold und Silber verziert, gehörten zum Schmuck des Toilettentiſches. Schon in dieſer Zeit führten die Damen kleine Handſpiegel bei ſich, die auf der Rückſeite mit Elfenbeinſchnitze- reien verziert waren. Selbſt Geiſtliche, von deren Eitelkeit wir noch mehr erfahren werden, ſollen ſchon im achten Jahrhundert oben auf den Schuhen kleine Spiegel getragen haben, um die eigene reizende Figur ſtets im Auge zu haben. Die warmen Bä- der beſuchten auch die Männer und zwar aus dem ausdrücklich angeführten Grunde ihre Haut weiß zu erhalten. Der Lebensbe- ſchreiber des Erzbiſchofs Bruno weiß es demſelben hoch anzurech- nen, daß er ſolchen Luxus verſchmähte, „was umſomehr zu be- wundern iſt, da er, man kann ſagen von den Windeln her, an größte Sauberkeit und königlichen Glanz gewöhnt war.“ Er ver- ſchmähte die weichen und feinen Kleider, in denen er erzogen war, „unter den purpurbekleideten Dienern und den von Gold ſtrotzen- den Kriegern ging er einher in niedrigem Gewand und bäuerli- chen Schaffellen.“ Wir ſehen, welche Pracht am Hofe herrſchen mußte, wenn ſelbſt die Diener Purpur trugen, obwohl dieſe Nachricht nicht buchſtäblich genommen zu werden braucht. Der Purpur war außerordentlich beliebt und geſucht, mehr wohl um ſeines großen Rufes und ſeiner Koſtbarkeit willen als wegen der Farbe, da ſein dunkles Violett wenig Wirkung hervorzubringen vermochte; obwohl es daneben noch andere weniger koſtbare Ar- ten gab in verſchiedenen Farbenabſtufungen bis zum Rothen und Röthlichgelben. Ueber dieſen häufigen Gebrauch des Purpurs war der griechiſche Kaiſer ſehr erzürnt, denn er betrachtete ihn als ſein und ſeiner Familie Vorrecht. Darum enthielt er ſich nicht, dem deutſchen Geſandten Liutprand bei ſeiner Heimreiſe das Ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0087" n="69"/><fw place="top" type="header">3. Die Verſchmelzung der verſchiedenartigen Elemente.</fw><lb/> es beſondere Inſtrumente. Ein ſolches von Silber gemacht<lb/> ſchenkte einmal König Alfred einem Prieſter. Alle derartigen zur<lb/> Toilette gehörenden Verrichtungen ſollten mit beſondern Gebeten<lb/> angefangen werden, wenigſtens hatte die Geiſtlichkeit ſolche zu<lb/> dieſem Zwecke abgefaßt und vorgeſchrieben. Auch Handſchuhe<lb/> kommen bereits vor und nicht bloß zum Schutz gegen des Win-<lb/> ters Kälte. Kämme von ſchön geſchnittener Arbeit, von Elfen-<lb/> bein, mit Gold und Silber verziert, gehörten zum Schmuck des<lb/> Toilettentiſches. 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3. Die Verſchmelzung der verſchiedenartigen Elemente.
es beſondere Inſtrumente. Ein ſolches von Silber gemacht
ſchenkte einmal König Alfred einem Prieſter. Alle derartigen zur
Toilette gehörenden Verrichtungen ſollten mit beſondern Gebeten
angefangen werden, wenigſtens hatte die Geiſtlichkeit ſolche zu
dieſem Zwecke abgefaßt und vorgeſchrieben. Auch Handſchuhe
kommen bereits vor und nicht bloß zum Schutz gegen des Win-
ters Kälte. Kämme von ſchön geſchnittener Arbeit, von Elfen-
bein, mit Gold und Silber verziert, gehörten zum Schmuck des
Toilettentiſches. Schon in dieſer Zeit führten die Damen kleine
Handſpiegel bei ſich, die auf der Rückſeite mit Elfenbeinſchnitze-
reien verziert waren. Selbſt Geiſtliche, von deren Eitelkeit wir
noch mehr erfahren werden, ſollen ſchon im achten Jahrhundert
oben auf den Schuhen kleine Spiegel getragen haben, um die
eigene reizende Figur ſtets im Auge zu haben. Die warmen Bä-
der beſuchten auch die Männer und zwar aus dem ausdrücklich
angeführten Grunde ihre Haut weiß zu erhalten. Der Lebensbe-
ſchreiber des Erzbiſchofs Bruno weiß es demſelben hoch anzurech-
nen, daß er ſolchen Luxus verſchmähte, „was umſomehr zu be-
wundern iſt, da er, man kann ſagen von den Windeln her, an
größte Sauberkeit und königlichen Glanz gewöhnt war.“ Er ver-
ſchmähte die weichen und feinen Kleider, in denen er erzogen war,
„unter den purpurbekleideten Dienern und den von Gold ſtrotzen-
den Kriegern ging er einher in niedrigem Gewand und bäuerli-
chen Schaffellen.“ Wir ſehen, welche Pracht am Hofe herrſchen
mußte, wenn ſelbſt die Diener Purpur trugen, obwohl dieſe
Nachricht nicht buchſtäblich genommen zu werden braucht. Der
Purpur war außerordentlich beliebt und geſucht, mehr wohl um
ſeines großen Rufes und ſeiner Koſtbarkeit willen als wegen der
Farbe, da ſein dunkles Violett wenig Wirkung hervorzubringen
vermochte; obwohl es daneben noch andere weniger koſtbare Ar-
ten gab in verſchiedenen Farbenabſtufungen bis zum Rothen und
Röthlichgelben. Ueber dieſen häufigen Gebrauch des Purpurs
war der griechiſche Kaiſer ſehr erzürnt, denn er betrachtete ihn als
ſein und ſeiner Familie Vorrecht. Darum enthielt er ſich nicht,
dem deutſchen Geſandten Liutprand bei ſeiner Heimreiſe das Ge-
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