viele Talente gekostet haben?"" Da schlugen sie die Augen nieder und mochten nicht seinen schrecklichen Blick ertragen."
Solcher Luxus, den seine Großen trieben, hat denn auch den Kaiser wohl zu dem ersten Aufwandgesetz (vom Jahr 808) veranlaßt, welches in Deutschland gegeben worden ist. Dieses setzte als höchsten Preis für den feineren doppelten, d. h. wohl gefütterten Mantel 20 Solidus fest, 10 aber für den einfachen; ein mit Marder- und Fischotterfellen bester Qualität gefütterter Rock durfte nicht mehr als 30 Solidus kosten, wenn aber mit feinerem Zieselmaus (sismusinus-spermophilus citullus. Leu- nis.) gefüttert, nur 10. Für das Uebertreten dieser Bestimmun- gen waren Geldstrafen festgesetzt: 40 Solidus, welche dem Ge- richt erlegt werden mußten, und 20, welche der Angeber erhielt.
Als der große Kaiser seinen letzten Gang, den ins Grab, antrat, folgte ihm dahin ein großer Theil des schweren Luxus, den er im Leben zu meiden gesucht hatte. In all der Pracht und Herrlichkeit, wie er in die Geschichte und in die Sage übergegan- gen ist, wurde er bestattet. "Und Karl ward begraben zu Aachen," so erzählt der Chronist, "in der Kirche der heiligen Mutter Got- tes, die er selbst erbaut hatte. Sein Leib aber wurde einbalsa- mirt und auf goldenem Stuhle sitzend im Grabgewölbe bestattet, umgürtet mit goldenem Schwerte, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knieen in den Händen haltend, die Schultern rückwärts in den Stuhl gelehnt, das Haupt stattlich erhoben, und mit gol- dener Kette das Diadem darauf befestigt. Und im Diadem war ein Stück Holz vom heiligen Kreuz eingelegt. Und sie erfüllten sein Grab mit Wohlgerüchen, Spezereien, Balsam, Moschus und vielen Schätzen in Gold. Sein Leib ward mit kaiserlichen Ge- wändern bekleidet und mit einem Schweißtuch unter dem Diadem sein Antlitz bedeckt. Ein härenes Kleid, wie er es heimlich immer getragen hatte, wurde ihm um den Leib gelegt und über den kai- serlichen Gewändern ihm die goldene Pilgertasche umgehängt, die er auf dem Weg nach Rom zu tragen pflegte. Das goldene Scep- ter und den goldenen Schild, den Papst Leo geweiht hatte, stellte man ihm zu Füßen; hierauf ward sein Grab geschlossen und ver-
I. Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen.
viele Talente gekoſtet haben?““ Da ſchlugen ſie die Augen nieder und mochten nicht ſeinen ſchrecklichen Blick ertragen.“
Solcher Luxus, den ſeine Großen trieben, hat denn auch den Kaiſer wohl zu dem erſten Aufwandgeſetz (vom Jahr 808) veranlaßt, welches in Deutſchland gegeben worden iſt. Dieſes ſetzte als höchſten Preis für den feineren doppelten, d. h. wohl gefütterten Mantel 20 Solidus feſt, 10 aber für den einfachen; ein mit Marder- und Fiſchotterfellen beſter Qualität gefütterter Rock durfte nicht mehr als 30 Solidus koſten, wenn aber mit feinerem Zieſelmaus (sismusinus-spermophilus citullus. Leu- nis.) gefüttert, nur 10. Für das Uebertreten dieſer Beſtimmun- gen waren Geldſtrafen feſtgeſetzt: 40 Solidus, welche dem Ge- richt erlegt werden mußten, und 20, welche der Angeber erhielt.
Als der große Kaiſer ſeinen letzten Gang, den ins Grab, antrat, folgte ihm dahin ein großer Theil des ſchweren Luxus, den er im Leben zu meiden geſucht hatte. In all der Pracht und Herrlichkeit, wie er in die Geſchichte und in die Sage übergegan- gen iſt, wurde er beſtattet. „Und Karl ward begraben zu Aachen,“ ſo erzählt der Chroniſt, „in der Kirche der heiligen Mutter Got- tes, die er ſelbſt erbaut hatte. Sein Leib aber wurde einbalſa- mirt und auf goldenem Stuhle ſitzend im Grabgewölbe beſtattet, umgürtet mit goldenem Schwerte, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knieen in den Händen haltend, die Schultern rückwärts in den Stuhl gelehnt, das Haupt ſtattlich erhoben, und mit gol- dener Kette das Diadem darauf befeſtigt. Und im Diadem war ein Stück Holz vom heiligen Kreuz eingelegt. Und ſie erfüllten ſein Grab mit Wohlgerüchen, Spezereien, Balſam, Moſchus und vielen Schätzen in Gold. Sein Leib ward mit kaiſerlichen Ge- wändern bekleidet und mit einem Schweißtuch unter dem Diadem ſein Antlitz bedeckt. Ein härenes Kleid, wie er es heimlich immer getragen hatte, wurde ihm um den Leib gelegt und über den kai- ſerlichen Gewändern ihm die goldene Pilgertaſche umgehängt, die er auf dem Weg nach Rom zu tragen pflegte. Das goldene Scep- ter und den goldenen Schild, den Papſt Leo geweiht hatte, ſtellte man ihm zu Füßen; hierauf ward ſein Grab geſchloſſen und ver-
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[40/0058]
I. Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen.
viele Talente gekoſtet haben?““ Da ſchlugen ſie die Augen nieder
und mochten nicht ſeinen ſchrecklichen Blick ertragen.“
Solcher Luxus, den ſeine Großen trieben, hat denn auch
den Kaiſer wohl zu dem erſten Aufwandgeſetz (vom Jahr 808)
veranlaßt, welches in Deutſchland gegeben worden iſt. Dieſes
ſetzte als höchſten Preis für den feineren doppelten, d. h. wohl
gefütterten Mantel 20 Solidus feſt, 10 aber für den einfachen;
ein mit Marder- und Fiſchotterfellen beſter Qualität gefütterter
Rock durfte nicht mehr als 30 Solidus koſten, wenn aber mit
feinerem Zieſelmaus (sismusinus-spermophilus citullus. Leu-
nis.) gefüttert, nur 10. Für das Uebertreten dieſer Beſtimmun-
gen waren Geldſtrafen feſtgeſetzt: 40 Solidus, welche dem Ge-
richt erlegt werden mußten, und 20, welche der Angeber erhielt.
Als der große Kaiſer ſeinen letzten Gang, den ins Grab,
antrat, folgte ihm dahin ein großer Theil des ſchweren Luxus,
den er im Leben zu meiden geſucht hatte. In all der Pracht und
Herrlichkeit, wie er in die Geſchichte und in die Sage übergegan-
gen iſt, wurde er beſtattet. „Und Karl ward begraben zu Aachen,“
ſo erzählt der Chroniſt, „in der Kirche der heiligen Mutter Got-
tes, die er ſelbſt erbaut hatte. Sein Leib aber wurde einbalſa-
mirt und auf goldenem Stuhle ſitzend im Grabgewölbe beſtattet,
umgürtet mit goldenem Schwerte, ein goldenes Evangelienbuch
auf den Knieen in den Händen haltend, die Schultern rückwärts
in den Stuhl gelehnt, das Haupt ſtattlich erhoben, und mit gol-
dener Kette das Diadem darauf befeſtigt. Und im Diadem war
ein Stück Holz vom heiligen Kreuz eingelegt. Und ſie erfüllten
ſein Grab mit Wohlgerüchen, Spezereien, Balſam, Moſchus und
vielen Schätzen in Gold. Sein Leib ward mit kaiſerlichen Ge-
wändern bekleidet und mit einem Schweißtuch unter dem Diadem
ſein Antlitz bedeckt. Ein härenes Kleid, wie er es heimlich immer
getragen hatte, wurde ihm um den Leib gelegt und über den kai-
ſerlichen Gewändern ihm die goldene Pilgertaſche umgehängt, die
er auf dem Weg nach Rom zu tragen pflegte. Das goldene Scep-
ter und den goldenen Schild, den Papſt Leo geweiht hatte, ſtellte
man ihm zu Füßen; hierauf ward ſein Grab geſchloſſen und ver-
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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten01_1858/58>, abgerufen am 01.08.2024.
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