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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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I. Aelteste Zeit bis zu den Kreuzzügen.
gehörige Personal von Geistlichen und Weltlichen beiwohnen
mußte; und es verlangte die Hofordnung, daß die ersteren in
vollem Ornate in der Vorhalle stehend den Kaiser erwarteten, wie
er in feierlichem Zuge erschien. Nachdem die Morgenhymnen ge-
sungen waren, kehrte er in seine Zimmer zurück, und während er
sich dann für den Tag ankleidete, ließ er nicht allein seine Freunde
vor, sondern machte Rechtshändel ab und besorgte sonst in dieser
Stunde die Aufträge an seine Beamten für die Tagesgeschäfte.
Man sieht, seine Toilette konnte nicht mehr ganz einfach sein, die
Umstände erinnern sogar an das berühmte Lever Ludwigs XIV.

Staat und Prunk und Etikette waren übrigens keineswegs
vom fränkischen Hofe verbannt. Wie die kaiserlichen Pfalzen zu
Aachen, zu Ingelheim, zu Nimwegen wahre Prunkgebäude wa-
ren, barbarisch auferbaut aus zusammengerafften Denkmälern al-
ter Kunst, die man mit großer Mühe aus Italien herbeigeschafft
hatte, von innen und außen mit Marmorsäulen und reich orna-
mentirten Capitälen geschmückt, mit steinernen und ehernen Sta-
tuen und Reliefs geziert, groß und geräumig, mit Höfen und
Hallen: so bildeten auch die prächtig gekleideten Diener, die Höf-
linge und die Großen des Reichs die passendste Staffage, in pur-
purnen, goldbordirten, mit feinstem Pelz verbrämten Kleidern
von den kostbarsten Stoffen, mit edlen Steinen bedeckt. Und so
war der große Kaiser, wie er an Länge und Hoheit alle überragte,
in seiner äußern Erscheinung der einfachste am Hofe. Wenn es
aber galt des Reiches Herrlichkeit zu zeigen, wenn fremde Ge-
sandten Audienz erhielten, oder der Kaiser an hohen Festtagen
seine Getreuen empfing, da trug er ein mit Gold durchwirktes
Kleid, mit Edelsteinen besetzte Schuhe, den Mantel mit goldener
Spange und auf dem Haupt eine goldene, mit Edelsteinen be-
setzte Krone. Da prunkte er auch gern mit den Großen seines
Hofes und seines Reiches und vorzüglich mit der Schaar seiner
schönen und blühenden Kinder. Als einst die griechischen Gesand-
ten zum Kaiser kamen, so berichtet der Mönch von St. Gallen,
da empfing er sie "strahlend wie die Sonne beim Aufgang, mit
Gold und edlen Steinen geschmückt. Von allen Seiten umgab

I. Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen.
gehörige Perſonal von Geiſtlichen und Weltlichen beiwohnen
mußte; und es verlangte die Hofordnung, daß die erſteren in
vollem Ornate in der Vorhalle ſtehend den Kaiſer erwarteten, wie
er in feierlichem Zuge erſchien. Nachdem die Morgenhymnen ge-
ſungen waren, kehrte er in ſeine Zimmer zurück, und während er
ſich dann für den Tag ankleidete, ließ er nicht allein ſeine Freunde
vor, ſondern machte Rechtshändel ab und beſorgte ſonſt in dieſer
Stunde die Aufträge an ſeine Beamten für die Tagesgeſchäfte.
Man ſieht, ſeine Toilette konnte nicht mehr ganz einfach ſein, die
Umſtände erinnern ſogar an das berühmte Lever Ludwigs XIV.

Staat und Prunk und Etikette waren übrigens keineswegs
vom fränkiſchen Hofe verbannt. Wie die kaiſerlichen Pfalzen zu
Aachen, zu Ingelheim, zu Nimwegen wahre Prunkgebäude wa-
ren, barbariſch auferbaut aus zuſammengerafften Denkmälern al-
ter Kunſt, die man mit großer Mühe aus Italien herbeigeſchafft
hatte, von innen und außen mit Marmorſäulen und reich orna-
mentirten Capitälen geſchmückt, mit ſteinernen und ehernen Sta-
tuen und Reliefs geziert, groß und geräumig, mit Höfen und
Hallen: ſo bildeten auch die prächtig gekleideten Diener, die Höf-
linge und die Großen des Reichs die paſſendſte Staffage, in pur-
purnen, goldbordirten, mit feinſtem Pelz verbrämten Kleidern
von den koſtbarſten Stoffen, mit edlen Steinen bedeckt. Und ſo
war der große Kaiſer, wie er an Länge und Hoheit alle überragte,
in ſeiner äußern Erſcheinung der einfachſte am Hofe. Wenn es
aber galt des Reiches Herrlichkeit zu zeigen, wenn fremde Ge-
ſandten Audienz erhielten, oder der Kaiſer an hohen Feſttagen
ſeine Getreuen empfing, da trug er ein mit Gold durchwirktes
Kleid, mit Edelſteinen beſetzte Schuhe, den Mantel mit goldener
Spange und auf dem Haupt eine goldene, mit Edelſteinen be-
ſetzte Krone. Da prunkte er auch gern mit den Großen ſeines
Hofes und ſeines Reiches und vorzüglich mit der Schaar ſeiner
ſchönen und blühenden Kinder. Als einſt die griechiſchen Geſand-
ten zum Kaiſer kamen, ſo berichtet der Mönch von St. Gallen,
da empfing er ſie „ſtrahlend wie die Sonne beim Aufgang, mit
Gold und edlen Steinen geſchmückt. Von allen Seiten umgab

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[32/0050] I. Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen. gehörige Perſonal von Geiſtlichen und Weltlichen beiwohnen mußte; und es verlangte die Hofordnung, daß die erſteren in vollem Ornate in der Vorhalle ſtehend den Kaiſer erwarteten, wie er in feierlichem Zuge erſchien. Nachdem die Morgenhymnen ge- ſungen waren, kehrte er in ſeine Zimmer zurück, und während er ſich dann für den Tag ankleidete, ließ er nicht allein ſeine Freunde vor, ſondern machte Rechtshändel ab und beſorgte ſonſt in dieſer Stunde die Aufträge an ſeine Beamten für die Tagesgeſchäfte. Man ſieht, ſeine Toilette konnte nicht mehr ganz einfach ſein, die Umſtände erinnern ſogar an das berühmte Lever Ludwigs XIV. Staat und Prunk und Etikette waren übrigens keineswegs vom fränkiſchen Hofe verbannt. Wie die kaiſerlichen Pfalzen zu Aachen, zu Ingelheim, zu Nimwegen wahre Prunkgebäude wa- ren, barbariſch auferbaut aus zuſammengerafften Denkmälern al- ter Kunſt, die man mit großer Mühe aus Italien herbeigeſchafft hatte, von innen und außen mit Marmorſäulen und reich orna- mentirten Capitälen geſchmückt, mit ſteinernen und ehernen Sta- tuen und Reliefs geziert, groß und geräumig, mit Höfen und Hallen: ſo bildeten auch die prächtig gekleideten Diener, die Höf- linge und die Großen des Reichs die paſſendſte Staffage, in pur- purnen, goldbordirten, mit feinſtem Pelz verbrämten Kleidern von den koſtbarſten Stoffen, mit edlen Steinen bedeckt. Und ſo war der große Kaiſer, wie er an Länge und Hoheit alle überragte, in ſeiner äußern Erſcheinung der einfachſte am Hofe. Wenn es aber galt des Reiches Herrlichkeit zu zeigen, wenn fremde Ge- ſandten Audienz erhielten, oder der Kaiſer an hohen Feſttagen ſeine Getreuen empfing, da trug er ein mit Gold durchwirktes Kleid, mit Edelſteinen beſetzte Schuhe, den Mantel mit goldener Spange und auf dem Haupt eine goldene, mit Edelſteinen be- ſetzte Krone. Da prunkte er auch gern mit den Großen ſeines Hofes und ſeines Reiches und vorzüglich mit der Schaar ſeiner ſchönen und blühenden Kinder. Als einſt die griechiſchen Geſand- ten zum Kaiſer kamen, ſo berichtet der Mönch von St. Gallen, da empfing er ſie „ſtrahlend wie die Sonne beim Aufgang, mit Gold und edlen Steinen geſchmückt. Von allen Seiten umgab

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten01_1858/50>, abgerufen am 28.11.2024.