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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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2. Die Zeit des Luxus und der Entartung.
Die Farb ist mir benommen,
Nun muß ich tragen schwarze Farb,
Die bringt mir keinen Frommen."
"Schwarze Farb, die will ich tragen,
Darin will ich meinen Buhlen klagen;
Ich hoff, es wär' nicht lange,
Schneide ich mir eine grüne Farb;
Die ist mit Lieb umfangen."

Gelb oder Gold ist die Gewährung der Liebe, der Minne
Sold. Darum ist auch das Kleid der Frau Minne golden, oder
auch feuerroth als die brennende Liebe. Frau Stete oder Frau
Treue trägt ein blaues Kleid, Frau Maße ein perlweißes, Frau
Liebe ein grünes. Aber auch Frau Ehre erscheint mit einem ro-
then und Frau Treue gar mit einem schwarzen Kleide.

Sinnig werden nun wieder die einzelnen Farben mit einan-
der verbunden. Grün und Blau, ein edles Gewand, sind An-
fang in der Stetigkeit; Weiß und Blau ist stetes, gutes Geden-
ken und besser als der Anfang. Bei Grün und Schwarz ist das
Leiden viel zu hart, denn es folgt gleich auf den Anfang. Blau
und Schwarz ist eine stete Reue, die sich alle Tage erneuert.
Schwarz und Roth ist der grimme Mord der schönsten Liebe.
Der Gegensatz ist Blau und Roth: Treue und rechte, inbrünstige
Liebe; wer die besitzt, der soll immer fröhlich sein. Bunt gemengt
in verschiedenen Farben ist Falschheit und Unbeständigkeit.

In dem Gedicht "der Widertheil" erzählt der österreichische
Dichter Peter Suchenwirt, wie er einst zwei Frauen in einem
Garten angetroffen und ihrer Rede heimlich gelauscht habe. Die
eine habe "Blau in Stetigkeit" getragen mit vielen Sapphiren in
blauem Schmelz, die andere aber gar unstet sechs Farben durch
einander gemengt, Grün, Roth, Weiß, Gelb, Schwarz und
Blau. Die Blaue sei die treue, stetige Liebe gewesen, die Bunte
aber Frau Venus selbst, welche sich das Kleid der Falschheit ange-
zogen habe, um die andere zu erproben. Sie habe nach dem Ge-
liebten derselben gefragt und zuerst den ihrigen geschildert als
einen freudenreichen Held bei Tisch, der freventlich mit Schalkes-

Falke, Trachten- und Modenwelt. I. 17
2. Die Zeit des Luxus und der Entartung.
Die Farb iſt mir benommen,
Nun muß ich tragen ſchwarze Farb,
Die bringt mir keinen Frommen.“
„Schwarze Farb, die will ich tragen,
Darin will ich meinen Buhlen klagen;
Ich hoff, es wär’ nicht lange,
Schneide ich mir eine grüne Farb;
Die iſt mit Lieb umfangen.“

Gelb oder Gold iſt die Gewährung der Liebe, der Minne
Sold. Darum iſt auch das Kleid der Frau Minne golden, oder
auch feuerroth als die brennende Liebe. Frau Stete oder Frau
Treue trägt ein blaues Kleid, Frau Maße ein perlweißes, Frau
Liebe ein grünes. Aber auch Frau Ehre erſcheint mit einem ro-
then und Frau Treue gar mit einem ſchwarzen Kleide.

Sinnig werden nun wieder die einzelnen Farben mit einan-
der verbunden. Grün und Blau, ein edles Gewand, ſind An-
fang in der Stetigkeit; Weiß und Blau iſt ſtetes, gutes Geden-
ken und beſſer als der Anfang. Bei Grün und Schwarz iſt das
Leiden viel zu hart, denn es folgt gleich auf den Anfang. Blau
und Schwarz iſt eine ſtete Reue, die ſich alle Tage erneuert.
Schwarz und Roth iſt der grimme Mord der ſchönſten Liebe.
Der Gegenſatz iſt Blau und Roth: Treue und rechte, inbrünſtige
Liebe; wer die beſitzt, der ſoll immer fröhlich ſein. Bunt gemengt
in verſchiedenen Farben iſt Falſchheit und Unbeſtändigkeit.

In dem Gedicht „der Widertheil“ erzählt der öſterreichiſche
Dichter Peter Suchenwirt, wie er einſt zwei Frauen in einem
Garten angetroffen und ihrer Rede heimlich gelauſcht habe. Die
eine habe „Blau in Stetigkeit“ getragen mit vielen Sapphiren in
blauem Schmelz, die andere aber gar unſtet ſechs Farben durch
einander gemengt, Grün, Roth, Weiß, Gelb, Schwarz und
Blau. Die Blaue ſei die treue, ſtetige Liebe geweſen, die Bunte
aber Frau Venus ſelbſt, welche ſich das Kleid der Falſchheit ange-
zogen habe, um die andere zu erproben. Sie habe nach dem Ge-
liebten derſelben gefragt und zuerſt den ihrigen geſchildert als
einen freudenreichen Held bei Tiſch, der freventlich mit Schalkes-

Falke, Trachten- und Modenwelt. I. 17
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[257/0275] 2. Die Zeit des Luxus und der Entartung. Die Farb iſt mir benommen, Nun muß ich tragen ſchwarze Farb, Die bringt mir keinen Frommen.“ „Schwarze Farb, die will ich tragen, Darin will ich meinen Buhlen klagen; Ich hoff, es wär’ nicht lange, Schneide ich mir eine grüne Farb; Die iſt mit Lieb umfangen.“ Gelb oder Gold iſt die Gewährung der Liebe, der Minne Sold. Darum iſt auch das Kleid der Frau Minne golden, oder auch feuerroth als die brennende Liebe. Frau Stete oder Frau Treue trägt ein blaues Kleid, Frau Maße ein perlweißes, Frau Liebe ein grünes. Aber auch Frau Ehre erſcheint mit einem ro- then und Frau Treue gar mit einem ſchwarzen Kleide. Sinnig werden nun wieder die einzelnen Farben mit einan- der verbunden. Grün und Blau, ein edles Gewand, ſind An- fang in der Stetigkeit; Weiß und Blau iſt ſtetes, gutes Geden- ken und beſſer als der Anfang. Bei Grün und Schwarz iſt das Leiden viel zu hart, denn es folgt gleich auf den Anfang. Blau und Schwarz iſt eine ſtete Reue, die ſich alle Tage erneuert. Schwarz und Roth iſt der grimme Mord der ſchönſten Liebe. Der Gegenſatz iſt Blau und Roth: Treue und rechte, inbrünſtige Liebe; wer die beſitzt, der ſoll immer fröhlich ſein. Bunt gemengt in verſchiedenen Farben iſt Falſchheit und Unbeſtändigkeit. In dem Gedicht „der Widertheil“ erzählt der öſterreichiſche Dichter Peter Suchenwirt, wie er einſt zwei Frauen in einem Garten angetroffen und ihrer Rede heimlich gelauſcht habe. Die eine habe „Blau in Stetigkeit“ getragen mit vielen Sapphiren in blauem Schmelz, die andere aber gar unſtet ſechs Farben durch einander gemengt, Grün, Roth, Weiß, Gelb, Schwarz und Blau. Die Blaue ſei die treue, ſtetige Liebe geweſen, die Bunte aber Frau Venus ſelbſt, welche ſich das Kleid der Falſchheit ange- zogen habe, um die andere zu erproben. Sie habe nach dem Ge- liebten derſelben gefragt und zuerſt den ihrigen geſchildert als einen freudenreichen Held bei Tiſch, der freventlich mit Schalkes- Falke, Trachten- und Modenwelt. I. 17

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten01_1858/275>, abgerufen am 25.11.2024.