erhielt noch eine besondere Anwendung, indem es neben Schwarz die Trauer bezeichnete und zugleich die Farbe der Narrentracht wurde. Eine solche legt Tristan an, da er den Narren spielt, hier und da mit Narrenbildern aus rothem Zeug besetzt. --
In Anbetracht der Stoffe, welche zu den Kleidern der Männer wie der Frauen angewendet wurden, haben wir bereits bemerkt, daß die im ersten Jahrtausend vor allem geschätzte Lein- wand durch wollene Stoffe in den Hintergrund gedrängt worden; daß Wolle in dieser Periode die gewöhnliche Tracht jedes Stan- des war, und Sammet und Seide, die Erzeugnisse der Fremde, wenn auch bei den höheren Ständen in keineswegs seltenem Ge- brauche, doch nicht in dem Maße Anwendung fanden, wie die glänzenden Bilder der Dichter vermuthen lassen.
Die Wollstoffe waren größtentheils heimisches Erzeug- niß, von der feinsten Qualität bis zum dicken Fries und zum Lodenstoff des österreichischen Aelplers und Bauern. Wie früher die Niederlande das friesische Tuch ausführten, so gelangten schon in der Zeit der Kreuzzüge die südlichen Provinzen derselben, na- mentlich die Städte Arras, Brüssel, Mecheln, Gent, Brügge, Antwerpen, Ypern u. a. in der Verfertigung von Wollstoffen aller Art, sowie in ihrer Färbung zu hohem Ruhme. Noch andere deutsche Städte, wie Regensburg im Süden, Lüneburg im säch- sischen Norden, zeichneten sich hierin aus. Die Wolle als Roh- stoff kam ihnen größtentheils von England und Ungarn. Eng- land selbst verbesserte seine Manufacturen zu wiederholten Malen durch niederländische Weber.
Der feinste Wollstoff war der Scharlach. Seine gewöhn- lichen Farben waren Roth und Braun; doch werden, wenn auch seltner, daneben andere, wie Grün, Blau, Weiß erwähnt. Es scheint daher fast, als ob der Name vom Stoff auf die Farbe übergegangen sei. Der Scharlach war in den höfischen und ritter- lichen Kreisen, sowie auch wohl beim reicheren Bürgerstande der vorzugsweise gebräuchliche Kleiderstoff, bei Männern wie bei Frauen. Und nicht etwa diente er bloß zu Hauskleidern, sondern er mußte im höchsten Ansehen stehen, da er zu Oberkleidern ver-
II. Das Mittelalter.
erhielt noch eine beſondere Anwendung, indem es neben Schwarz die Trauer bezeichnete und zugleich die Farbe der Narrentracht wurde. Eine ſolche legt Triſtan an, da er den Narren ſpielt, hier und da mit Narrenbildern aus rothem Zeug beſetzt. —
In Anbetracht der Stoffe, welche zu den Kleidern der Männer wie der Frauen angewendet wurden, haben wir bereits bemerkt, daß die im erſten Jahrtauſend vor allem geſchätzte Lein- wand durch wollene Stoffe in den Hintergrund gedrängt worden; daß Wolle in dieſer Periode die gewöhnliche Tracht jedes Stan- des war, und Sammet und Seide, die Erzeugniſſe der Fremde, wenn auch bei den höheren Ständen in keineswegs ſeltenem Ge- brauche, doch nicht in dem Maße Anwendung fanden, wie die glänzenden Bilder der Dichter vermuthen laſſen.
Die Wollſtoffe waren größtentheils heimiſches Erzeug- niß, von der feinſten Qualität bis zum dicken Fries und zum Lodenſtoff des öſterreichiſchen Aelplers und Bauern. Wie früher die Niederlande das frieſiſche Tuch ausführten, ſo gelangten ſchon in der Zeit der Kreuzzüge die ſüdlichen Provinzen derſelben, na- mentlich die Städte Arras, Brüſſel, Mecheln, Gent, Brügge, Antwerpen, Ypern u. a. in der Verfertigung von Wollſtoffen aller Art, ſowie in ihrer Färbung zu hohem Ruhme. Noch andere deutſche Städte, wie Regensburg im Süden, Lüneburg im ſäch- ſiſchen Norden, zeichneten ſich hierin aus. Die Wolle als Roh- ſtoff kam ihnen größtentheils von England und Ungarn. Eng- land ſelbſt verbeſſerte ſeine Manufacturen zu wiederholten Malen durch niederländiſche Weber.
Der feinſte Wollſtoff war der Scharlach. Seine gewöhn- lichen Farben waren Roth und Braun; doch werden, wenn auch ſeltner, daneben andere, wie Grün, Blau, Weiß erwähnt. Es ſcheint daher faſt, als ob der Name vom Stoff auf die Farbe übergegangen ſei. Der Scharlach war in den höfiſchen und ritter- lichen Kreiſen, ſowie auch wohl beim reicheren Bürgerſtande der vorzugsweiſe gebräuchliche Kleiderſtoff, bei Männern wie bei Frauen. Und nicht etwa diente er bloß zu Hauskleidern, ſondern er mußte im höchſten Anſehen ſtehen, da er zu Oberkleidern ver-
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II. Das Mittelalter.
erhielt noch eine beſondere Anwendung, indem es neben Schwarz
die Trauer bezeichnete und zugleich die Farbe der Narrentracht
wurde. Eine ſolche legt Triſtan an, da er den Narren ſpielt, hier
und da mit Narrenbildern aus rothem Zeug beſetzt. —
In Anbetracht der Stoffe, welche zu den Kleidern der
Männer wie der Frauen angewendet wurden, haben wir bereits
bemerkt, daß die im erſten Jahrtauſend vor allem geſchätzte Lein-
wand durch wollene Stoffe in den Hintergrund gedrängt worden;
daß Wolle in dieſer Periode die gewöhnliche Tracht jedes Stan-
des war, und Sammet und Seide, die Erzeugniſſe der Fremde,
wenn auch bei den höheren Ständen in keineswegs ſeltenem Ge-
brauche, doch nicht in dem Maße Anwendung fanden, wie die
glänzenden Bilder der Dichter vermuthen laſſen.
Die Wollſtoffe waren größtentheils heimiſches Erzeug-
niß, von der feinſten Qualität bis zum dicken Fries und zum
Lodenſtoff des öſterreichiſchen Aelplers und Bauern. Wie früher
die Niederlande das frieſiſche Tuch ausführten, ſo gelangten ſchon
in der Zeit der Kreuzzüge die ſüdlichen Provinzen derſelben, na-
mentlich die Städte Arras, Brüſſel, Mecheln, Gent, Brügge,
Antwerpen, Ypern u. a. in der Verfertigung von Wollſtoffen
aller Art, ſowie in ihrer Färbung zu hohem Ruhme. Noch andere
deutſche Städte, wie Regensburg im Süden, Lüneburg im ſäch-
ſiſchen Norden, zeichneten ſich hierin aus. Die Wolle als Roh-
ſtoff kam ihnen größtentheils von England und Ungarn. Eng-
land ſelbſt verbeſſerte ſeine Manufacturen zu wiederholten Malen
durch niederländiſche Weber.
Der feinſte Wollſtoff war der Scharlach. Seine gewöhn-
lichen Farben waren Roth und Braun; doch werden, wenn auch
ſeltner, daneben andere, wie Grün, Blau, Weiß erwähnt. Es
ſcheint daher faſt, als ob der Name vom Stoff auf die Farbe
übergegangen ſei. Der Scharlach war in den höfiſchen und ritter-
lichen Kreiſen, ſowie auch wohl beim reicheren Bürgerſtande der
vorzugsweiſe gebräuchliche Kleiderſtoff, bei Männern wie bei
Frauen. Und nicht etwa diente er bloß zu Hauskleidern, ſondern
er mußte im höchſten Anſehen ſtehen, da er zu Oberkleidern ver-
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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten01_1858/178>, abgerufen am 01.08.2024.
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