erkänntniß des menschlichen verstandes und willens zu haben, und nachgehends aus denen umständen nnd verrichtungen eines menschen einen satz zu formiren, dessen wahrscheinlich- keit durch die genaue übereinstimmung mit des menschen verrichtungen und umständen darge- than wird, und mich von seinen absichten be- schaffenheit des willens und verstandes unter- richtet.
Z. e. Jch wolte beweisen, ob David ein voluptuo- sus gewesen oder nicht: Ob Alexander und Julius Cesar grosse Helden gewesen: Ob die Römer so tapfere leute gewesen: Warum Sa- lomon für weise zu halten: Was die Poly- histores für leute:
§. 15. Um zukünftige dinge bekümmern sich die menschen am meisten und begierigsten, dannenhero ist es kein wunder, wann man ih- nen dabey die meisten unwahrheiten aufhenget, da die wenigsten so scharfsichtig sind, das zu- künftige einzusehen. Kluge leute halten das für zukünftig wahrscheinlich, wovon sie gegen- wärtig eine übereinstimmung Physicalischer und Moralischer ursachen, mit dem von der zu- künftigen zeit und sache gefälletem urtheile se- hen, und eben auf die weise kan man zukünf- tige dinge beweisen.
Z. e. Jch will beweisen: Daß iemand dem es an der conduite fehlt nicht leichtlich fortkom- men werde: Oder: daß ein anderer der kein geld, fürnebme familie und geschicklichkeit wind zu machen habe, nicht so bald befördert werde: Oder: Daß iemand bald sterben müsse.
§. 16.
von den beweiß-gruͤnden,
erkaͤnntniß des menſchlichen verſtandes und willens zu haben, und nachgehends aus denen umſtaͤnden nnd verrichtungen eines menſchen einen ſatz zu formiren, deſſen wahrſcheinlich- keit durch die genaue uͤbereinſtimmung mit des menſchen verrichtungen und umſtaͤnden darge- than wird, und mich von ſeinen abſichten be- ſchaffenheit des willens und verſtandes unter- richtet.
Z. e. Jch wolte beweiſen, ob David ein voluptuo- ſus geweſen oder nicht: Ob Alexander und Julius Ceſar groſſe Helden geweſen: Ob die Roͤmer ſo tapfere leute geweſen: Warum Sa- lomon fuͤr weiſe zu halten: Was die Poly- hiſtores fuͤr leute:
§. 15. Um zukuͤnftige dinge bekuͤmmern ſich die menſchen am meiſten und begierigſten, dannenhero iſt es kein wunder, wann man ih- nen dabey die meiſtẽ unwahrheiten aufhenget, da die wenigſten ſo ſcharfſichtig ſind, das zu- kuͤnftige einzuſehen. Kluge leute halten das fuͤr zukuͤnftig wahrſcheinlich, wovon ſie gegen- waͤrtig eine uͤbereinſtimmung Phyſicaliſcher und Moraliſcher urſachen, mit dem von der zu- kuͤnftigen zeit und ſache gefaͤlletem urtheile ſe- hen, und eben auf die weiſe kan man zukuͤnf- tige dinge beweiſen.
Z. e. Jch will beweiſen: Daß iemand dem es an der conduite fehlt nicht leichtlich fortkom- men werde: Oder: daß ein anderer der kein geld, fuͤrnebme familie und geſchicklichkeit wind zu machen habe, nicht ſo bald befoͤrdert werde: Oder: Daß iemand bald ſterben muͤſſe.
§. 16.
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von den beweiß-gruͤnden,
erkaͤnntniß des menſchlichen verſtandes und
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einen ſatz zu formiren, deſſen wahrſcheinlich-
keit durch die genaue uͤbereinſtimmung mit des
menſchen verrichtungen und umſtaͤnden darge-
than wird, und mich von ſeinen abſichten be-
ſchaffenheit des willens und verſtandes unter-
richtet.
Z. e. Jch wolte beweiſen, ob David ein voluptuo-
ſus geweſen oder nicht: Ob Alexander und
Julius Ceſar groſſe Helden geweſen: Ob die
Roͤmer ſo tapfere leute geweſen: Warum Sa-
lomon fuͤr weiſe zu halten: Was die Poly-
hiſtores fuͤr leute:
§. 15. Um zukuͤnftige dinge bekuͤmmern
ſich die menſchen am meiſten und begierigſten,
dannenhero iſt es kein wunder, wann man ih-
nen dabey die meiſtẽ unwahrheiten aufhenget,
da die wenigſten ſo ſcharfſichtig ſind, das zu-
kuͤnftige einzuſehen. Kluge leute halten das
fuͤr zukuͤnftig wahrſcheinlich, wovon ſie gegen-
waͤrtig eine uͤbereinſtimmung Phyſicaliſcher
und Moraliſcher urſachen, mit dem von der zu-
kuͤnftigen zeit und ſache gefaͤlletem urtheile ſe-
hen, und eben auf die weiſe kan man zukuͤnf-
tige dinge beweiſen.
Z. e. Jch will beweiſen: Daß iemand dem es
an der conduite fehlt nicht leichtlich fortkom-
men werde: Oder: daß ein anderer der kein
geld, fuͤrnebme familie und geſchicklichkeit
wind zu machen habe, nicht ſo bald befoͤrdert
werde: Oder: Daß iemand bald ſterben muͤſſe.
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/92>, abgerufen am 27.07.2024.
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