ihnen den werth. Wenn man hier nun die un- terschiedenen gradus wohl erweget, die beschaf- fenheit der personen und sachen zu hülffe nimmt, so kan man gnugsame argumenta einen histo- rischen satz zu beweisen anführen.
Z. e. Jch solte beweisen: Daß Friedrich Barbarossa vom Pabst mit füssen getreten: Oder daß die Johanna Papissa würcklich gewesen; Oder: Daß beydes eine fable sey: Oder: Daß es in Asien leute gegeben, die nur ein bein gehabt, und damit doch so geschwinde lauffen können, als andere mit zwey beinen: Oder: Daß ie- mand ein übles leben führe: Oder: Daß der schwan sich selbst zu grabe singe.
§. 13. Bey Physicalischen dingen, suche ich aus denen phaenomenis oder natürlichen würckungen und zufällen, welche unmittelba- rer weise in die sinne fallen, die verborgenen ursachen und substantzen, wahrscheinlich zu machen. Und da muß unter der hypothesi und denen phaenomenis eine solche überein- stimmung gewiesen werden, daß diese aus ie- ner ungezwungen zu fliessen scheinen.
Z. e. Jch soll beweisen: Daß donner und blitz etwas natürliches sey: Was eine sonnenfin- sterniß sey: Warum das getreyde ohne wind taube körner kriege: Ob sich ein mensch kön- ne unsichtbar machen?
§. 14. Bey der Moralischen oder ins beson- dere der Politischen wahrscheinlichkeit, suche ich die absichten eines menschen, die beschaffen- heit seines gemüths und verstandes zu bewei- sen. Daher ist es hier nöthig, eine gründliche
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und derſelben erfindung.
ihnen den werth. Wenn man hier nun die un- terſchiedenen gradus wohl erweget, die beſchaf- fenheit der perſonen und ſachen zu huͤlffe nim̃t, ſo kan man gnugſame argumenta einen hiſto- riſchen ſatz zu beweiſen anfuͤhren.
Z. e. Jch ſolte beweiſen: Daß Friedrich Barbaroſſa vom Pabſt mit fuͤſſen getreten: Oder daß die Johanna Papiſſa wuͤrcklich geweſen; Oder: Daß beydes eine fable ſey: Oder: Daß es in Aſien leute gegeben, die nur ein bein gehabt, und damit doch ſo geſchwinde lauffen koͤnnen, als andere mit zwey beinen: Oder: Daß ie- mand ein uͤbles leben fuͤhre: Oder: Daß der ſchwan ſich ſelbſt zu grabe ſinge.
§. 13. Bey Phyſicaliſchen dingen, ſuche ich aus denen phaenomenis oder natuͤrlichen wuͤrckungen und zufaͤllen, welche unmittelba- rer weiſe in die ſinne fallen, die verborgenen urſachen und ſubſtantzen, wahrſcheinlich zu machen. Und da muß unter der hypotheſi und denen phaenomenis eine ſolche uͤberein- ſtimmung gewieſen werden, daß dieſe aus ie- ner ungezwungen zu flieſſen ſcheinen.
Z. e. Jch ſoll beweiſen: Daß donner und blitz etwas natuͤrliches ſey: Was eine ſonnenfin- ſterniß ſey: Warum das getreyde ohne wind taube koͤrner kriege: Ob ſich ein menſch koͤn- ne unſichtbar machen?
§. 14. Bey der Moraliſchen oder ins beſon- dere der Politiſchen wahrſcheinlichkeit, ſuche ich die abſichten eines menſchen, die beſchaffen- heit ſeines gemuͤths und verſtandes zu bewei- ſen. Daher iſt es hier noͤthig, eine gruͤndliche
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und derſelben erfindung.
ihnen den werth. Wenn man hier nun die un-
terſchiedenen gradus wohl erweget, die beſchaf-
fenheit der perſonen und ſachen zu huͤlffe nim̃t,
ſo kan man gnugſame argumenta einen hiſto-
riſchen ſatz zu beweiſen anfuͤhren.
Z. e. Jch ſolte beweiſen: Daß Friedrich Barbaroſſa
vom Pabſt mit fuͤſſen getreten: Oder daß die
Johanna Papiſſa wuͤrcklich geweſen; Oder:
Daß beydes eine fable ſey: Oder: Daß es in
Aſien leute gegeben, die nur ein bein gehabt,
und damit doch ſo geſchwinde lauffen koͤnnen,
als andere mit zwey beinen: Oder: Daß ie-
mand ein uͤbles leben fuͤhre: Oder: Daß der
ſchwan ſich ſelbſt zu grabe ſinge.
§. 13. Bey Phyſicaliſchen dingen, ſuche
ich aus denen phaenomenis oder natuͤrlichen
wuͤrckungen und zufaͤllen, welche unmittelba-
rer weiſe in die ſinne fallen, die verborgenen
urſachen und ſubſtantzen, wahrſcheinlich zu
machen. Und da muß unter der hypotheſi
und denen phaenomenis eine ſolche uͤberein-
ſtimmung gewieſen werden, daß dieſe aus ie-
ner ungezwungen zu flieſſen ſcheinen.
Z. e. Jch ſoll beweiſen: Daß donner und blitz
etwas natuͤrliches ſey: Was eine ſonnenfin-
ſterniß ſey: Warum das getreyde ohne wind
taube koͤrner kriege: Ob ſich ein menſch koͤn-
ne unſichtbar machen?
§. 14. Bey der Moraliſchen oder ins beſon-
dere der Politiſchen wahrſcheinlichkeit, ſuche
ich die abſichten eines menſchen, die beſchaffen-
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/91>, abgerufen am 17.02.2025.
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