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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von den beweiß-gründen.
ment blindlings beweisen wollen etc. Mancher
Theologus machte einen gern zum ketzer der
nur zwey elementa glaubt, mancher Juriste
machte einen wohl zum ehebrecher der einem
mädgen auf die achsel klopfft, ein andrer schreibt
es seinen verdiensten zu daß man ihn zeitig be-
födert, ein anderer klagt, man sehe auf keine
merite, weil man ihn nicht zeitig genung wie er
will, befördere, und alle irren gewaltig, wenn
sie etwas unstreitiges gesagt zu haben, sich ein-
bilden. Dannenhero siehet iedermann, wie
viel dazu gehöre etwas unstreitig zu machen und
wie nöthig es sey, die hier angeführten cautelen
zu beobachten, und wie sorgfältig man auf eine
gute einrichtung des raisonnement zu sehen. Die-
ses letztere lehret uns die Logick, und wer diese
nicht versteht, wird sein lebtage nicht versichert
seyn können, daß er ein richtiges raisonnement
das zum beweißführen tüchtig angebracht habe.
Spricht iemand, warum streiten aber die Logici
selbst, wegen ihrer beweißgründe und warum
sind die gelehrten nicht gleich einerley meinung?
so antworte ich: Eben deswegen, weil sie die
regeln einer vernünftigen Logick nicht recht ge-
brauchen, zuweilen wohl gar nicht einmahl ver-
stehen, und weil etliche sachen schlechterdings so
beschaffen sind, daß kein menschliches raisonne-
ment, es sey auch so solide es wolle, nicht hin-
länglich, alles dabey fürfallendr recht ausein-
ander zu lesen und auf die gehörigen gründe zu
bauen. Es wird diese digreßion niemand zu-
wieder seyn, da ich hier von erfindung der be-
weißgründe in dem gantzen inbegriff des mensch-
lichen lebens rede, ich habe auch nur kurtz an-
führen wollen, was dabey zu beobachten, sonst
würde von dieser materie allein ein buch voll-
gefüllet.

b) Z. e.
von den beweiß-gruͤnden.
ment blindlings beweiſen wollen ꝛc. Mancher
Theologus machte einen gern zum ketzer der
nur zwey elementa glaubt, mancher Juriſte
machte einen wohl zum ehebrecher der einem
maͤdgen auf die achſel klopfft, ein andrer ſchreibt
es ſeinen verdienſten zu daß man ihn zeitig be-
foͤdert, ein anderer klagt, man ſehe auf keine
merite, weil man ihn nicht zeitig genung wie er
will, befoͤrdere, und alle irren gewaltig, wenn
ſie etwas unſtreitiges geſagt zu haben, ſich ein-
bilden. Dannenhero ſiehet iedermann, wie
viel dazu gehoͤre etwas unſtreitig zu machen und
wie noͤthig es ſey, die hier angefuͤhrten cautelen
zu beobachten, und wie ſorgfaͤltig man auf eine
gute einrichtung des raiſonnement zu ſehen. Die-
ſes letztere lehret uns die Logick, und wer dieſe
nicht verſteht, wird ſein lebtage nicht verſichert
ſeyn koͤnnen, daß er ein richtiges raiſonnement
das zum beweißfuͤhren tuͤchtig angebracht habe.
Spricht iemand, warum ſtreiten aber die Logici
ſelbſt, wegen ihrer beweißgruͤnde und warum
ſind die gelehrten nicht gleich einerley meinung?
ſo antworte ich: Eben deswegen, weil ſie die
regeln einer vernuͤnftigen Logick nicht recht ge-
brauchen, zuweilen wohl gar nicht einmahl ver-
ſtehen, und weil etliche ſachen ſchlechterdings ſo
beſchaffen ſind, daß kein menſchliches raiſonne-
ment, es ſey auch ſo ſolide es wolle, nicht hin-
laͤnglich, alles dabey fuͤrfallendr recht ausein-
ander zu leſen und auf die gehoͤrigen gruͤnde zu
bauen. Es wird dieſe digreßion niemand zu-
wieder ſeyn, da ich hier von erfindung der be-
weißgruͤnde in dem gantzen inbegriff des menſch-
lichen lebens rede, ich habe auch nur kurtz an-
fuͤhren wollen, was dabey zu beobachten, ſonſt
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gefuͤllet.

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[68/0086] von den beweiß-gruͤnden. a⁾ ment blindlings beweiſen wollen ꝛc. Mancher Theologus machte einen gern zum ketzer der nur zwey elementa glaubt, mancher Juriſte machte einen wohl zum ehebrecher der einem maͤdgen auf die achſel klopfft, ein andrer ſchreibt es ſeinen verdienſten zu daß man ihn zeitig be- foͤdert, ein anderer klagt, man ſehe auf keine merite, weil man ihn nicht zeitig genung wie er will, befoͤrdere, und alle irren gewaltig, wenn ſie etwas unſtreitiges geſagt zu haben, ſich ein- bilden. Dannenhero ſiehet iedermann, wie viel dazu gehoͤre etwas unſtreitig zu machen und wie noͤthig es ſey, die hier angefuͤhrten cautelen zu beobachten, und wie ſorgfaͤltig man auf eine gute einrichtung des raiſonnement zu ſehen. Die- ſes letztere lehret uns die Logick, und wer dieſe nicht verſteht, wird ſein lebtage nicht verſichert ſeyn koͤnnen, daß er ein richtiges raiſonnement das zum beweißfuͤhren tuͤchtig angebracht habe. Spricht iemand, warum ſtreiten aber die Logici ſelbſt, wegen ihrer beweißgruͤnde und warum ſind die gelehrten nicht gleich einerley meinung? ſo antworte ich: Eben deswegen, weil ſie die regeln einer vernuͤnftigen Logick nicht recht ge- brauchen, zuweilen wohl gar nicht einmahl ver- ſtehen, und weil etliche ſachen ſchlechterdings ſo beſchaffen ſind, daß kein menſchliches raiſonne- ment, es ſey auch ſo ſolide es wolle, nicht hin- laͤnglich, alles dabey fuͤrfallendr recht ausein- ander zu leſen und auf die gehoͤrigen gruͤnde zu bauen. Es wird dieſe digreßion niemand zu- wieder ſeyn, da ich hier von erfindung der be- weißgruͤnde in dem gantzen inbegriff des menſch- lichen lebens rede, ich habe auch nur kurtz an- fuͤhren wollen, was dabey zu beobachten, ſonſt wuͤrde von dieſer materie allein ein buch voll- gefuͤllet. b) Z. e.

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/86>, abgerufen am 27.11.2024.