Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von Theologischen fällt JEsu zu füssen, und die feurige zunge wel-che sich zuvor mit einem eyfrigen beten und schrey- en um hülfe hatte hören lassen, wird nunmehro getheilet, dem helfenden JEsu, ein brünstiges danckopfer zu bringen. Wundert euch nicht, mei- ne freunde, daß uns der Evangelist zwar das ge- bet der aussätzigen aufgezeichnet, hingegen die worte mit welchen der danckbare Samariter die grossen thaten Gottes gepriesen, nicht aufge- schrieben. GOtt verlanget zwar feurige und ernstliche gebete, aber weil unsere noth endlich und zeitlich ist, so sind wir auch vermögend mit kur- tzen worten selbige dem grossen GOtt fürzutra- gen. Allein die uns von der höchsten göttlichen Maiestät erzeigte gnade, ist etwas unendliches und ewiges, und das lob, welches wir dafür schul- dig sind, währet so lange wir leben, biß in die see- lige ewigkeit, ohne aufhören, in unzehlichen wor- ten. Und wie solten wir geschickt seyn die worte, deren sich der arme Samariter zum preise seines leiblichen und geistlichen artztes bedienet, in un- ser gedächtniß zu fassen, da er vielleicht für in- brunst seines hertzens nicht worte genug, nicht nachdrückliche worte genug finden können, mit welchen er die ihm erzeigte wohlthat hätte ausdrü- cken können. Denn wer kan die grossen thaten des Herrn ausreden und alle seine löbliche wercke prei- sen. Zudem so will der wohlthätige GOtt, daß wir vielmehr in der that und wahrheit, als mit blos- sen worten unsere danckbarkeit bezeugen sollen. Es ist genug, er preisete GOtt mit lauter stim- me,
von Theologiſchen faͤllt JEſu zu fuͤſſen, und die feurige zunge wel-che ſich zuvor mit einem eyfrigen beten und ſchrey- en um huͤlfe hatte hoͤren laſſen, wird nunmehro getheilet, dem helfenden JEſu, ein bruͤnſtiges danckopfer zu bringen. Wundert euch nicht, mei- ne freunde, daß uns der Evangeliſt zwar das ge- bet der auſſaͤtzigen aufgezeichnet, hingegen die worte mit welchen der danckbare Samariter die groſſen thaten Gottes geprieſen, nicht aufge- ſchrieben. GOtt verlanget zwar feurige und ernſtliche gebete, aber weil unſere noth endlich und zeitlich iſt, ſo ſind wir auch vermoͤgend mit kur- tzen worten ſelbige dem groſſen GOtt fuͤrzutra- gen. Allein die uns von der hoͤchſten goͤttlichen Maieſtaͤt erzeigte gnade, iſt etwas unendliches und ewiges, und das lob, welches wir dafuͤr ſchul- dig ſind, waͤhret ſo lange wir leben, biß in die ſee- lige ewigkeit, ohne aufhoͤren, in unzehlichen wor- ten. Und wie ſolten wir geſchickt ſeyn die worte, deren ſich der arme Samariter zum preiſe ſeines leiblichen und geiſtlichen artztes bedienet, in un- ſer gedaͤchtniß zu faſſen, da er vielleicht fuͤr in- brunſt ſeines hertzens nicht worte genug, nicht nachdruͤckliche worte genug finden koͤnnen, mit welchen er die ihm erzeigte wohlthat haͤtte ausdruͤ- cken koͤnnen. Denn wer kan die groſſen thaten des Herrn ausreden und alle ſeine loͤbliche wercke prei- ſen. Zudem ſo will der wohlthaͤtige GOtt, daß wir vielmehr in der that und wahrheit, als mit bloſ- ſen worten unſere danckbarkeit bezeugen ſollen. Es iſt genug, er preiſete GOtt mit lauter ſtim- me,
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faͤllt JEſu zu fuͤſſen, und die feurige zunge wel-
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getheilet, dem helfenden JEſu, ein bruͤnſtiges
danckopfer zu bringen. Wundert euch nicht, mei-
ne freunde, daß uns der Evangeliſt zwar das ge-
bet der auſſaͤtzigen aufgezeichnet, hingegen die
worte mit welchen der danckbare Samariter die
groſſen thaten Gottes geprieſen, nicht aufge-
ſchrieben. GOtt verlanget zwar feurige und
ernſtliche gebete, aber weil unſere noth endlich und
zeitlich iſt, ſo ſind wir auch vermoͤgend mit kur-
tzen worten ſelbige dem groſſen GOtt fuͤrzutra-
gen. Allein die uns von der hoͤchſten goͤttlichen
Maieſtaͤt erzeigte gnade, iſt etwas unendliches
und ewiges, und das lob, welches wir dafuͤr ſchul-
dig ſind, waͤhret ſo lange wir leben, biß in die ſee-
lige ewigkeit, ohne aufhoͤren, in unzehlichen wor-
ten. Und wie ſolten wir geſchickt ſeyn die worte,
deren ſich der arme Samariter zum preiſe ſeines
leiblichen und geiſtlichen artztes bedienet, in un-
ſer gedaͤchtniß zu faſſen, da er vielleicht fuͤr in-
brunſt ſeines hertzens nicht worte genug, nicht
nachdruͤckliche worte genug finden koͤnnen, mit
welchen er die ihm erzeigte wohlthat haͤtte ausdruͤ-
cken koͤnnen. Denn wer kan die groſſen thaten des
Herrn ausreden und alle ſeine loͤbliche wercke prei-
ſen. Zudem ſo will der wohlthaͤtige GOtt, daß wir
vielmehr in der that und wahrheit, als mit bloſ-
ſen worten unſere danckbarkeit bezeugen ſollen.
Es iſt genug, er preiſete GOtt mit lauter ſtim-
me,
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Zitationshilfe: | Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/532>, abgerufen am 27.07.2024. |