Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.und politischen reden. chen, welche da sie den geistlichen adel haben, inder that den höchsten adel besitzen. Dannen- hero war die erste sorge seiner hochadelichen el- tern eine h. sorge, ihn nemlich durch die h. tauffe aus dem unseeligen stande, in die gemein- schaft der kinder Gottes zu versetzen, zum denck- mahl dessen wurde ihm der nahme Otto Frie- drich beygeleget. Wer den tugend-weg zu betreten angefangen, und sich bereits unter die zahl der nachfolger Christi einschreiben lassen, braucht nichts so nöthig, als eine gute erkännt- niß des rechten weges, und eine sattsame un- terscheidungs-kraft des wahren von dem fal- schen. Die hochadelichen eltern bemühten sich also alles ernsts, diese zarte pflantze zu ei- ner solchen vollkommenheit zu bringen, darinn sie mit wachsenden iahren beständig bleiben, und sich von der unbeständigkeit der eitlen ab- sondern möchte. Doch kaum hatten sie einen rechten anfang ihrer heiligen bemühung ge- macht, als ein frühzeitiger todt bereits darinn aufzuhören, ihnen auferlegte. Denn die hoch- adeliche Frau mutter wechselte das ewige mit dem zeitlichen, da sie kaum sechs iahr ihr theu- restesp pfand, mit einer mehr als mütterlichen vorsorge, geführet, und der Hr. vater folgete ihr zwey iahr hernach. Die zarte iugend unsers hochseel. verstorbenen herrn v. D. beweinete da- mahls das absterben seiner so vielgeliebten el- tern mit kindlichen thränen, würde aber, bey mehrern zurückgelegten iahren, mit der zärte- sten F f 2
und politiſchen reden. chen, welche da ſie den geiſtlichen adel haben, inder that den hoͤchſten adel beſitzen. Dannen- hero war die erſte ſorge ſeiner hochadelichen el- tern eine h. ſorge, ihn nemlich durch die h. tauffe aus dem unſeeligen ſtande, in die gemein- ſchaft der kinder Gottes zu verſetzen, zum denck- mahl deſſen wurde ihm der nahme Otto Frie- drich beygeleget. Wer den tugend-weg zu betreten angefangen, und ſich bereits unter die zahl der nachfolger Chriſti einſchreiben laſſen, braucht nichts ſo noͤthig, als eine gute erkaͤnnt- niß des rechten weges, und eine ſattſame un- terſcheidungs-kraft des wahren von dem fal- ſchen. Die hochadelichen eltern bemuͤhten ſich alſo alles ernſts, dieſe zarte pflantze zu ei- ner ſolchen vollkommenheit zu bringen, darinn ſie mit wachſenden iahren beſtaͤndig bleiben, und ſich von der unbeſtaͤndigkeit der eitlen ab- ſondern moͤchte. Doch kaum hatten ſie einen rechten anfang ihrer heiligen bemuͤhung ge- macht, als ein fruͤhzeitiger todt bereits darinn aufzuhoͤren, ihnen auferlegte. Denn die hoch- adeliche Frau mutter wechſelte das ewige mit dem zeitlichen, da ſie kaum ſechs iahr ihr theu- reſtesp pfand, mit einer mehr als muͤtterlichen vorſorge, gefuͤhret, und der Hr. vater folgete ihr zwey iahr hernach. Die zarte iugend unſers hochſeel. verſtorbenẽ herrn v. D. beweinete da- mahls das abſterben ſeiner ſo vielgeliebten el- tern mit kindlichen thraͤnen, wuͤrde aber, bey mehrern zuruͤckgelegten iahren, mit der zaͤrte- ſten F f 2
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der that den hoͤchſten adel beſitzen. Dannen-
hero war die erſte ſorge ſeiner hochadelichen el-
tern eine h. ſorge, ihn nemlich durch die h.
tauffe aus dem unſeeligen ſtande, in die gemein-
ſchaft der kinder Gottes zu verſetzen, zum denck-
mahl deſſen wurde ihm der nahme Otto Frie-
drich beygeleget. Wer den tugend-weg zu
betreten angefangen, und ſich bereits unter die
zahl der nachfolger Chriſti einſchreiben laſſen,
braucht nichts ſo noͤthig, als eine gute erkaͤnnt-
niß des rechten weges, und eine ſattſame un-
terſcheidungs-kraft des wahren von dem fal-
ſchen. Die hochadelichen eltern bemuͤhten
ſich alſo alles ernſts, dieſe zarte pflantze zu ei-
ner ſolchen vollkommenheit zu bringen, darinn
ſie mit wachſenden iahren beſtaͤndig bleiben,
und ſich von der unbeſtaͤndigkeit der eitlen ab-
ſondern moͤchte. Doch kaum hatten ſie einen
rechten anfang ihrer heiligen bemuͤhung ge-
macht, als ein fruͤhzeitiger todt bereits darinn
aufzuhoͤren, ihnen auferlegte. Denn die hoch-
adeliche Frau mutter wechſelte das ewige mit
dem zeitlichen, da ſie kaum ſechs iahr ihr theu-
reſtesp pfand, mit einer mehr als muͤtterlichen
vorſorge, gefuͤhret, und der Hr. vater folgete ihr
zwey iahr hernach. Die zarte iugend unſers
hochſeel. verſtorbenẽ herrn v. D. beweinete da-
mahls das abſterben ſeiner ſo vielgeliebten el-
tern mit kindlichen thraͤnen, wuͤrde aber, bey
mehrern zuruͤckgelegten iahren, mit der zaͤrte-
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Zitationshilfe: | Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/469>, abgerufen am 16.02.2025. |