Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von der disposition überhaupt. III. Ad Jurisprud. Academicam: Was soll ich sa- gen von denenienigen, welche das Recht auf Academien lebren und andern beybringen wollen? Gewiß wer da sagen kan, daß die- sen die Oratorie unnöthig der muß sei- nen verstand auf die wanderschaft zu denen Malabaren geschickt baben. IIII. Ad Jurisprudentiam advocatoriam. Was kan nicht endlich die Oratorie einem advocaten dienen, da öfters auf einem worte die gantze sache beruhet, da er mit clienten und richtern zu reden hat. Illustrans: Cicero war ein grosser Juriste eben des- wegen weil er ein guter Orator war. Jn En- gelland, Franckreich, etc. sind das nur gute Juri- sten welche gute redner sind. Obiectio: Wenn iemand meinet, daß ich zuviel be- haupten will, und mir fürstellet, daß viel advo- caten gewesen die keine Oratorie verstanden und doch gut practiciren können, und daß es ja einem advocaten nicht nöthig sey, eine suppli- que z. e. mit figuren und tropis zu schmücken, so antworte ich und frage: Ob er denn daraus daß einsmahls ein ignorante glücklich gewesen, schliessen wolle, es sey gut ein ignorante seyn? und zeige ihm daß eine geschmückte Oratorie, daß ist eine solche, die mit figuren redet, freylich nicht allen so gleich nöthig sey, aber wohl eine Oratorie. Ferner zeige ich, daß viel unfug dar- aus entstanden, wann in judiciis leute gekommen, die confuse, weitläuftige, zweydeutige stilos ge- habt, dagegen die Oratorie ein sicheres mittel ist. Conclusio: Jch glaube mein satz sey bewiesen, und weiß daß sie mir selbst H. 3. noch argu- menta geben würden, wenn es darauf ankä- me, daß ich weitläuftig reden müsse. Also will ich nur dieses sagen, daß ich mich glücklich schä
von der diſpoſition uͤberhaupt. III. Ad Jurisprud. Academicam: Was ſoll ich ſa- gen von denenienigen, welche das Recht auf Academien lebren und andern beybringen wollen? Gewiß wer da ſagen kan, daß die- ſen die Oratorie unnoͤthig der muß ſei- nen verſtand auf die wanderſchaft zu denen Malabaren geſchickt baben. IIII. Ad Jurisprudentiam advocatoriam. Was kan nicht endlich die Oratorie einem advocaten dienen, da oͤfters auf einem worte die gantze ſache beruhet, da er mit clienten und richtern zu reden hat. Illuſtrans: Cicero war ein groſſer Juriſte eben des- wegen weil er ein guter Orator war. Jn En- gelland, Franckreich, ꝛc. ſind das nur gute Juri- ſten welche gute redner ſind. Obiectio: Wenn iemand meinet, daß ich zuviel be- haupten will, und mir fuͤrſtellet, daß viel advo- caten geweſen die keine Oratorie verſtanden und doch gut practiciren koͤnnen, und daß es ja einem advocaten nicht noͤthig ſey, eine ſuppli- que z. e. mit figuren und tropis zu ſchmuͤcken, ſo antworte ich und frage: Ob er denn daraus daß einsmahls ein ignorante gluͤcklich geweſen, ſchlieſſen wolle, es ſey gut ein ignorante ſeyn? und zeige ihm daß eine geſchmuͤckte Oratorie, daß iſt eine ſolche, die mit figuren redet, freylich nicht allen ſo gleich noͤthig ſey, aber wohl eine Oratorie. Ferner zeige ich, daß viel unfug dar- aus entſtanden, wann in judiciis leute gekom̃en, die confuſe, weitlaͤuftige, zweydeutige ſtilos ge- habt, dagegen die Oratorie ein ſicheres mittel iſt. Concluſio: Jch glaube mein ſatz ſey bewieſen, und weiß daß ſie mir ſelbſt H. 3. noch argu- menta geben wuͤrden, wenn es darauf ankaͤ- me, daß ich weitlaͤuftig reden muͤſſe. Alſo will ich nur dieſes ſagen, daß ich mich gluͤcklich ſchaͤ
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III. Ad Jurisprud. Academicam: Was ſoll ich ſa-
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Academien lebren und andern beybringen
wollen? Gewiß wer da ſagen kan, daß die-
ſen die Oratorie unnoͤthig der muß ſei-
nen verſtand auf die wanderſchaft zu denen
Malabaren geſchickt baben.
IIII. Ad Jurisprudentiam advocatoriam. Was kan
nicht endlich die Oratorie einem advocaten
dienen, da oͤfters auf einem worte die gantze
ſache beruhet, da er mit clienten und richtern
zu reden hat.
Illuſtrans: Cicero war ein groſſer Juriſte eben des-
wegen weil er ein guter Orator war. Jn En-
gelland, Franckreich, ꝛc. ſind das nur gute Juri-
ſten welche gute redner ſind.
Obiectio: Wenn iemand meinet, daß ich zuviel be-
haupten will, und mir fuͤrſtellet, daß viel advo-
caten geweſen die keine Oratorie verſtanden
und doch gut practiciren koͤnnen, und daß es ja
einem advocaten nicht noͤthig ſey, eine ſuppli-
que z. e. mit figuren und tropis zu ſchmuͤcken, ſo
antworte ich und frage: Ob er denn daraus daß
einsmahls ein ignorante gluͤcklich geweſen,
ſchlieſſen wolle, es ſey gut ein ignorante ſeyn?
und zeige ihm daß eine geſchmuͤckte Oratorie,
daß iſt eine ſolche, die mit figuren redet, freylich
nicht allen ſo gleich noͤthig ſey, aber wohl eine
Oratorie. Ferner zeige ich, daß viel unfug dar-
aus entſtanden, wann in judiciis leute gekom̃en,
die confuſe, weitlaͤuftige, zweydeutige ſtilos ge-
habt, dagegen die Oratorie ein ſicheres mittel
iſt.
Concluſio: Jch glaube mein ſatz ſey bewieſen,
und weiß daß ſie mir ſelbſt H. 3. noch argu-
menta geben wuͤrden, wenn es darauf ankaͤ-
me, daß ich weitlaͤuftig reden muͤſſe. Alſo will
ich nur dieſes ſagen, daß ich mich gluͤcklich
ſchaͤ
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