Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von der disposition überhaupt. theils mit grössern vortheil von den gräntzen ab,und die republick bey ihrer ordnung und glück- seeligkeit, als viel tausend gezuckte schwerdter. Ja das kleine glied die zunge, ist das steuer- ruder, womit fürsten das grosse schif der reiche mit geringer mühe wenden und lencken, in diesem beruhet ehre und schmach, heyl und ver- derben, ia leben und todt der unterthanen. Wer wolte mich wohl einer unwahrheit über- führen, wann ich sagte, daß man durch nichts mehr, als durch eine wohlgesetzte rede, zur tu- gend ermuntert werde, weil sie uns dieselbe so angenehm fürstellet, daß es fast ohnmöglich ist, nicht auch zugleich ein verlangen darnach zu haben, welches uns zu deren ausübung an- treiben solte. Sie ist das band welches gan- tze nationen verbindet, und durch welche gan- tze völcker sich berühmt gemacht. Allein hätte man das ehemals bedrängte Teutschland ge- fraget, was hat deine städte dem erdboden gleich gemacht, deine dörfer verwüstet und deine fruchtbaren äcker durchwühlet? so wür- de es mit bebenden lippen und kläglicher stim- me geantwortet haben; der krieg. Was hat deine fürsten gekräncket, die unterthanen ruiniret, deine iungfrauen geschändet, den kern deiner mannschaft erwürget, deine zar- ten kinder getödtet? der krieg. Was hat die tugend veriaget, die freyen künste des lan- des verwiesen, die gerechtigkeit zu boden ge- worffen, deine richterstuben mit raube und unschul-
von der diſpoſition uͤberhaupt. theils mit groͤſſeꝛn voꝛtheil von den gꝛaͤntzen ab,und die republick bey ihrer ordnung und gluͤck- ſeeligkeit, als viel tauſend gezuckte ſchwerdter. Ja das kleine glied die zunge, iſt das ſteuer- ruder, womit fuͤrſten das groſſe ſchif der reiche mit geringer muͤhe wenden und lencken, in dieſem beruhet ehre und ſchmach, heyl und ver- derben, ia leben und todt der unterthanen. Wer wolte mich wohl einer unwahrheit uͤber- fuͤhren, wann ich ſagte, daß man durch nichts mehr, als durch eine wohlgeſetzte rede, zur tu- gend ermuntert werde, weil ſie uns dieſelbe ſo angenehm fuͤrſtellet, daß es faſt ohnmoͤglich iſt, nicht auch zugleich ein verlangen darnach zu haben, welches uns zu deren ausuͤbung an- treiben ſolte. Sie iſt das band welches gan- tze nationen verbindet, und durch welche gan- tze voͤlcker ſich beruͤhmt gemacht. Allein haͤtte man das ehemals bedraͤngte Teutſchland ge- fraget, was hat deine ſtaͤdte dem erdboden gleich gemacht, deine doͤrfer verwuͤſtet und deine fruchtbaren aͤcker durchwuͤhlet? ſo wuͤr- de es mit bebenden lippen und klaͤglicher ſtim- me geantwortet haben; der krieg. Was hat deine fuͤrſten gekraͤncket, die unterthanen ruiniret, deine iungfrauen geſchaͤndet, den kern deiner mannſchaft erwuͤrget, deine zar- ten kinder getoͤdtet? der krieg. Was hat die tugend veriaget, die freyen kuͤnſte des lan- des verwieſen, die gerechtigkeit zu boden ge- worffen, deine richterſtuben mit raube und unſchul-
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von der diſpoſition uͤberhaupt.
theils mit groͤſſeꝛn voꝛtheil von den gꝛaͤntzen ab,
und die republick bey ihrer ordnung und gluͤck-
ſeeligkeit, als viel tauſend gezuckte ſchwerdter.
Ja das kleine glied die zunge, iſt das ſteuer-
ruder, womit fuͤrſten das groſſe ſchif der reiche
mit geringer muͤhe wenden und lencken, in
dieſem beruhet ehre und ſchmach, heyl und ver-
derben, ia leben und todt der unterthanen.
Wer wolte mich wohl einer unwahrheit uͤber-
fuͤhren, wann ich ſagte, daß man durch nichts
mehr, als durch eine wohlgeſetzte rede, zur tu-
gend ermuntert werde, weil ſie uns dieſelbe
ſo angenehm fuͤrſtellet, daß es faſt ohnmoͤglich
iſt, nicht auch zugleich ein verlangen darnach
zu haben, welches uns zu deren ausuͤbung an-
treiben ſolte. Sie iſt das band welches gan-
tze nationen verbindet, und durch welche gan-
tze voͤlcker ſich beruͤhmt gemacht. Allein haͤtte
man das ehemals bedraͤngte Teutſchland ge-
fraget, was hat deine ſtaͤdte dem erdboden
gleich gemacht, deine doͤrfer verwuͤſtet und
deine fruchtbaren aͤcker durchwuͤhlet? ſo wuͤr-
de es mit bebenden lippen und klaͤglicher ſtim-
me geantwortet haben; der krieg. Was
hat deine fuͤrſten gekraͤncket, die unterthanen
ruiniret, deine iungfrauen geſchaͤndet, den
kern deiner mannſchaft erwuͤrget, deine zar-
ten kinder getoͤdtet? der krieg. Was hat
die tugend veriaget, die freyen kuͤnſte des lan-
des verwieſen, die gerechtigkeit zu boden ge-
worffen, deine richterſtuben mit raube und
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Zitationshilfe: | Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/397>, abgerufen am 27.07.2024. |