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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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moralische betrachtung
nichts verschweigen können, oder all[e]s ver-
schwiegen tractiren wollen, ihre versprechungen
gar zu leichte ändern, und also zeigen, daß sie
entweder bey dem versprechen, oder bey dem
nicht halten narren gewesen, welche zur unzeit
affecten rege machen, bey allen neu-erfundenen
wahrheiten lerm blasen, alles gleich mit ihren
raisonniren reformiren wollen. etc.

§. 7. Mit diesen sind die regeln des wohl-
standes genau verbunden, denn selbige zeigen
uns, wie wir alle äusserliche umstände, auch
diegeringsten kleinigkeiten, nach dem geschmack
derer, denen wir zu gefallen ursach haben, ein-
richten müssen, und nach diesem wird zuweilen
von uns erfodert, daß wir nicht reden, zuweilen.
daß wir nicht schweigen, daß wir bey dem aus-
druck in der sprache, minen, air und gestibus
uns den leuten angenehm machen, uns durch
keine affectation ridicul, durch keine familiaire
reden verachtet, durch keine hyperbolische, thra-
sonische, satyrische redens-arten verhast, und
durch die verachtung der vorhin angeführten
regeln der gerechtigkeit honnetete und klugheit,
den leuten zu keinem scheusal machen.

Hiewider sündigen ausser oben angeführten die
plauderer, welchen beständig das maul in ge-
sellschafft offen stehet, und die hingegen andern
immer in die rede fallen; die schul-füchse, welche
die politen manieren zu reden, nach ihrem Do-
nat und Grammaticken oder abstracten specu-
lationibus, und nicht nach der känntniß der po-
liten welt beurtheilen; diejenigen, welche im-
mer von sich selbst reden, und nicht an den verß
gedencken:
Nec
moraliſche betrachtung
nichts verſchweigen koͤnnen, oder all[e]s ver-
ſchwiegen tractiren wollen, ihre verſprechungen
gar zu leichte aͤndern, und alſo zeigen, daß ſie
entweder bey dem verſprechen, oder bey dem
nicht halten narren geweſen, welche zur unzeit
affecten rege machen, bey allen neu-erfundenen
wahrheiten lerm blaſen, alles gleich mit ihren
raiſonniren reformiren wollen. ꝛc.

§. 7. Mit dieſen ſind die regeln des wohl-
ſtandes genau verbunden, denn ſelbige zeigen
uns, wie wir alle aͤuſſerliche umſtaͤnde, auch
diegeringſten kleinigkeiten, nach dem geſchmack
derer, denen wir zu gefallen urſach haben, ein-
richten muͤſſen, und nach dieſem wird zuweilen
von uns erfodert, daß wir nicht reden, zuweilen.
daß wir nicht ſchweigen, daß wir bey dem aus-
druck in der ſprache, minen, air und geſtibus
uns den leuten angenehm machen, uns durch
keine affectation ridicul, durch keine familiaire
reden verachtet, durch keine hyperboliſche, thra-
ſoniſche, ſatyriſche redens-arten verhaſt, und
durch die verachtung der vorhin angefuͤhrten
regeln der gerechtigkeit honnetete und klugheit,
den leuten zu keinem ſcheuſal machen.

Hiewider ſuͤndigen auſſer oben angefuͤhrten die
plauderer, welchen beſtaͤndig das maul in ge-
ſellſchafft offen ſtehet, und die hingegen andern
immer in die rede fallen; die ſchul-fuͤchſe, welche
die politen manieren zu reden, nach ihrem Do-
nat und Grammaticken oder abſtracten ſpecu-
lationibus, und nicht nach der kaͤnntniß der po-
liten welt beurtheilen; diejenigen, welche im-
mer von ſich ſelbſt reden, und nicht an den verß
gedencken:
Nec
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[366/0384] moraliſche betrachtung nichts verſchweigen koͤnnen, oder alles ver- ſchwiegen tractiren wollen, ihre verſprechungen gar zu leichte aͤndern, und alſo zeigen, daß ſie entweder bey dem verſprechen, oder bey dem nicht halten narren geweſen, welche zur unzeit affecten rege machen, bey allen neu-erfundenen wahrheiten lerm blaſen, alles gleich mit ihren raiſonniren reformiren wollen. ꝛc. §. 7. Mit dieſen ſind die regeln des wohl- ſtandes genau verbunden, denn ſelbige zeigen uns, wie wir alle aͤuſſerliche umſtaͤnde, auch diegeringſten kleinigkeiten, nach dem geſchmack derer, denen wir zu gefallen urſach haben, ein- richten muͤſſen, und nach dieſem wird zuweilen von uns erfodert, daß wir nicht reden, zuweilen. daß wir nicht ſchweigen, daß wir bey dem aus- druck in der ſprache, minen, air und geſtibus uns den leuten angenehm machen, uns durch keine affectation ridicul, durch keine familiaire reden verachtet, durch keine hyperboliſche, thra- ſoniſche, ſatyriſche redens-arten verhaſt, und durch die verachtung der vorhin angefuͤhrten regeln der gerechtigkeit honnetete und klugheit, den leuten zu keinem ſcheuſal machen. Hiewider ſuͤndigen auſſer oben angefuͤhrten die plauderer, welchen beſtaͤndig das maul in ge- ſellſchafft offen ſtehet, und die hingegen andern immer in die rede fallen; die ſchul-fuͤchſe, welche die politen manieren zu reden, nach ihrem Do- nat und Grammaticken oder abſtracten ſpecu- lationibus, und nicht nach der kaͤnntniß der po- liten welt beurtheilen; diejenigen, welche im- mer von ſich ſelbſt reden, und nicht an den verß gedencken: Nec

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/384>, abgerufen am 25.11.2024.