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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von den mitteln
Es würde zu weitläuftig fallen dieses ausführlich
zu erläutern, und es ist mein werck nicht einen
Polyhistorem methodicum abzugeben, da Mor-
hoff
I II. und viel andere mich längst der mühe
überhoben.

§. 3. Wer sich der lectur recht bedienen
will, muß erst bey sich überlegen, ob der auctor,
den er zu lesen gedencket, etwas zu seinen ab-
sichten beytrage, sich zu seinem genie schicke,
oder solches bessere, und also die historie von
dem auctore, desselben absichten, und eigen-
schaften, auch die urtheile der gelehrten von ihm
sich bekannt machen. Nachgehends wendet
er sich zum lesen des auctoris selbst, siehet zufö-
derst auf die gedancken, wie er solche durch wor-
te fürstellet, ziehet aus denen periodis die
haupt-proposition, beobachtet die ausführung
derselben durch argumenta, determinationes,
erklärungen, bemercket die wörter, derselben
haupt- und neben-ideen, die bey-wörter, die
reinlichkeit, deutlichkeit, iunctur derselben, den
numerum, tropos, und figuren, lieset alle tage
etwas darinn, und fällt nicht leicht von einem
auf den andern, denckt bey dem lesen auf die
mögliche application, und excerpireta) was er
schönes findet, wenn er seinem gedächtniß nicht
viel zutrauet, bemühet sich aber mehr, alles gu-
te recht ihm eigen zu machen, als seinem ex-
cerpten buch anzuvertrauen.

a) Siehe von excerptis oben P. I. cap. 2. §. 8. Es
ist gut wenn man dabey nicht bloß auf den aus-
druck, sondern die gedancken sieht.

§. 4.
von den mitteln
Es wuͤrde zu weitlaͤuftig fallen dieſes ausfuͤhrlich
zu erlaͤutern, und es iſt mein werck nicht einen
Polyhiſtorem methodicum abzugeben, da Mor-
hoff
I II. und viel andere mich laͤngſt der muͤhe
uͤberhoben.

§. 3. Wer ſich der lectur recht bedienen
will, muß erſt bey ſich uͤberlegen, ob der auctor,
den er zu leſen gedencket, etwas zu ſeinen ab-
ſichten beytrage, ſich zu ſeinem genie ſchicke,
oder ſolches beſſere, und alſo die hiſtorie von
dem auctore, deſſelben abſichten, und eigen-
ſchaften, auch die urtheile der gelehrten von ihm
ſich bekannt machen. Nachgehends wendet
er ſich zum leſen des auctoris ſelbſt, ſiehet zufoͤ-
derſt auf die gedancken, wie er ſolche durch wor-
te fuͤrſtellet, ziehet aus denen periodis die
haupt-propoſition, beobachtet die ausfuͤhrung
derſelben durch argumenta, determinationes,
erklaͤrungen, bemercket die woͤrter, derſelben
haupt- und neben-ideen, die bey-woͤrter, die
reinlichkeit, deutlichkeit, iunctur derſelben, den
numerum, tropos, und figuren, lieſet alle tage
etwas darinn, und faͤllt nicht leicht von einem
auf den andern, denckt bey dem leſen auf die
moͤgliche application, und excerpireta) was er
ſchoͤnes findet, wenn er ſeinem gedaͤchtniß nicht
viel zutrauet, bemuͤhet ſich aber mehr, alles gu-
te recht ihm eigen zu machen, als ſeinem ex-
cerpten buch anzuvertrauen.

a) Siehe von excerptis oben P. I. cap. 2. §. 8. Es
iſt gut wenn man dabey nicht bloß auf den aus-
druck, ſondern die gedancken ſieht.

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[356/0374] von den mitteln Es wuͤrde zu weitlaͤuftig fallen dieſes ausfuͤhrlich zu erlaͤutern, und es iſt mein werck nicht einen Polyhiſtorem methodicum abzugeben, da Mor- hoff I II. und viel andere mich laͤngſt der muͤhe uͤberhoben. §. 3. Wer ſich der lectur recht bedienen will, muß erſt bey ſich uͤberlegen, ob der auctor, den er zu leſen gedencket, etwas zu ſeinen ab- ſichten beytrage, ſich zu ſeinem genie ſchicke, oder ſolches beſſere, und alſo die hiſtorie von dem auctore, deſſelben abſichten, und eigen- ſchaften, auch die urtheile der gelehrten von ihm ſich bekannt machen. Nachgehends wendet er ſich zum leſen des auctoris ſelbſt, ſiehet zufoͤ- derſt auf die gedancken, wie er ſolche durch wor- te fuͤrſtellet, ziehet aus denen periodis die haupt-propoſition, beobachtet die ausfuͤhrung derſelben durch argumenta, determinationes, erklaͤrungen, bemercket die woͤrter, derſelben haupt- und neben-ideen, die bey-woͤrter, die reinlichkeit, deutlichkeit, iunctur derſelben, den numerum, tropos, und figuren, lieſet alle tage etwas darinn, und faͤllt nicht leicht von einem auf den andern, denckt bey dem leſen auf die moͤgliche application, und excerpiret a⁾ was er ſchoͤnes findet, wenn er ſeinem gedaͤchtniß nicht viel zutrauet, bemuͤhet ſich aber mehr, alles gu- te recht ihm eigen zu machen, als ſeinem ex- cerpten buch anzuvertrauen. a⁾ Siehe von excerptis oben P. I. cap. 2. §. 8. Es iſt gut wenn man dabey nicht bloß auf den aus- druck, ſondern die gedancken ſieht. §. 4.

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/374>, abgerufen am 22.11.2024.