Jul. Caesarem, Liuium, Vitruuium, so wird man leicht sehen, daß diese distinction zwar nicht zu verwerffen, aber doch nicht die richtigste und nützlichste.
§. 17. Man kan sonst im Lateinischen alle arten vom stilo haben, und eben diese eigen- schaft hat sie mit der Teutschen sprache gemein, von welcher bereits in der vorbereitung §. 22. erwehnet, daß man entweder den Schlesischen oder Meißnischen oder Nieder-Sächsischen oder Fränckischen stilum, darinn observire. a) Doch in keiner mund-art und in keiner art von stilo ist man befugt, die eigenschaften des guten stili überhaupt, aus den augen zu setzen, und wo man diese geschickt anzubringen weiß, und sorgfältig den genium dieser spra- che beobachtet, wird man auch einen guten Teutschen stilum schreiben. b)
Es vergliech iemand nicht uneben, diese vier ar- ten von Teuschen stilis, mit vier frauenzimmern, da die eine sich immer mit demanten gold und silber heraus putzete und als eine hof-dame al- lezeit in galla erscheinen wolte; die andere, gleich einem academischen frauenzimmer artig, compasant und liebreitzend wäre, allen ge- fallen, niemand lieben, zuweilen für besser gehal- ten und mehr geehret seyn wolte als ihr zukäme; die dritte wie eine geschäftige haußwirthin, nicht sonderlich auf den äusserlichen putz hielte, ohnge- achtet es ihr dara nich fehlete, auch nicht eben die leute zu charmiren suchte, sondern vielmehr auf ih- re verrichtungen dächte, inzwischen doch durch das ungezwungene wesen, die herfürleuchtende red- lichkeit, und kluge wirthschaft, allen gefiele; und endlich die vierdte überall die augen der leute
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des ſtili inſonderheit.
Jul. Caeſarem, Liuium, Vitruuium, ſo wird man leicht ſehen, daß dieſe diſtinction zwar nicht zu verwerffen, aber doch nicht die richtigſte und nuͤtzlichſte.
§. 17. Man kan ſonſt im Lateiniſchen alle arten vom ſtilo haben, und eben dieſe eigen- ſchaft hat ſie mit der Teutſchen ſprache gemein, von welcher bereits in der vorbereitung §. 22. erwehnet, daß man entweder den Schleſiſchen oder Meißniſchen oder Nieder-Saͤchſiſchen oder Fraͤnckiſchen ſtilum, darinn obſervire. a) Doch in keiner mund-art und in keiner art von ſtilo iſt man befugt, die eigenſchaften des guten ſtili uͤberhaupt, aus den augen zu ſetzen, und wo man dieſe geſchickt anzubringen weiß, und ſorgfaͤltig den genium dieſer ſpra- che beobachtet, wird man auch einen guten Teutſchen ſtilum ſchreiben. b)
Es vergliech iemand nicht uneben, dieſe vier ar- ten von Teuſchen ſtilis, mit vier frauenzimmern, da die eine ſich immer mit demanten gold und ſilber heraus putzete und als eine hof-dame al- lezeit in galla erſcheinen wolte; die andere, gleich einem academiſchen frauenzimmer artig, compaſant und liebreitzend waͤre, allen ge- fallen, niemand lieben, zuweilen fuͤr beſſer gehal- ten und mehr geehret ſeyn wolte als ihr zukaͤme; die dritte wie eine geſchaͤftige haußwirthin, nicht ſonderlich auf den aͤuſſerlichen putz hielte, ohnge- achtet es ihr darã nich fehlete, auch nicht eben die leute zu charmiꝛen ſuchte, ſondeꝛn vielmehr auf ih- re verrichtungen daͤchte, inzwiſchen doch durch das ungezwungene weſen, die herfuͤrleuchtende red- lichkeit, und kluge wirthſchaft, allen gefiele; und endlich die vierdte uͤberall die augen der leute
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Jul. Caeſarem, Liuium, Vitruuium, ſo wird man
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verwerffen, aber doch nicht die richtigſte und
nuͤtzlichſte.
§. 17. Man kan ſonſt im Lateiniſchen alle
arten vom ſtilo haben, und eben dieſe eigen-
ſchaft hat ſie mit der Teutſchen ſprache gemein,
von welcher bereits in der vorbereitung §. 22.
erwehnet, daß man entweder den Schleſiſchen
oder Meißniſchen oder Nieder-Saͤchſiſchen
oder Fraͤnckiſchen ſtilum, darinn obſervire.
a⁾
Doch in keiner mund-art und in keiner
art von ſtilo iſt man befugt, die eigenſchaften
des guten ſtili uͤberhaupt, aus den augen zu
ſetzen, und wo man dieſe geſchickt anzubringen
weiß, und ſorgfaͤltig den genium dieſer ſpra-
che beobachtet, wird man auch einen guten
Teutſchen ſtilum ſchreiben.
b⁾
Es vergliech iemand nicht uneben, dieſe vier ar-
ten von Teuſchen ſtilis, mit vier frauenzimmern,
da die eine ſich immer mit demanten gold und
ſilber heraus putzete und als eine hof-dame al-
lezeit in galla erſcheinen wolte; die andere,
gleich einem academiſchen frauenzimmer artig,
compaſant und liebreitzend waͤre, allen ge-
fallen, niemand lieben, zuweilen fuͤr beſſer gehal-
ten und mehr geehret ſeyn wolte als ihr zukaͤme;
die dritte wie eine geſchaͤftige haußwirthin, nicht
ſonderlich auf den aͤuſſerlichen putz hielte, ohnge-
achtet es ihr darã nich fehlete, auch nicht eben die
leute zu charmiꝛen ſuchte, ſondeꝛn vielmehr auf ih-
re verrichtungen daͤchte, inzwiſchen doch durch das
ungezwungene weſen, die herfuͤrleuchtende red-
lichkeit, und kluge wirthſchaft, allen gefiele; und
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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